Marktpavillon wird kleiner und günstiger

Auf dem St.Galler Marktplatz soll also doch ein Neubau für den ständigen Markt sowie für Fastfood-Anbieter entstehen. Der Stadtrat hält nach längeren Diskussionen mit Marktfahrer:innen sowie der Abwägung von Alternativen an seinen ursprünglichen Plänen fest. Kritik am Pavillon aus dem Siegerprojekt für die Neugestaltung von Marktplatz und Bohl war aus Marktkreisen gekommen. Die Mieten im grosszügig dimensionierten Neubau seien mit dem Verkauf von Obst und Gemüse schlicht nicht zu erwirtschaften, war der Hauptkritikpunkt.
Fünf Prozent weniger Marktpavillon
Nun ist die Pavillonfrage entschieden. Der städtische Baudirektor Markus Buschor und die städtische Polizeidirektorin Sonja Lüthi stellten die Lösung am Donnerstagvormittag den lokalen Medien im Waaghaus am Bohl vor. Die Stadtregierung hält demnach am Neubau eines Marktpavillons fest. Das rund acht Millionen Franken teure Teilprojekt im Gesamtkonzept zur Neugestaltung von Marktplatz und Bohl wird allerdings redimensioniert: Oberirdisch soll es fünf Prozent kleiner werden. Unterirdisch fällt das geplante Kellergeschoss weg, dafür wird ein bestehender Marktkeller saniert.
Das neue «Vorprojekt redimensioniert» unterscheidet sich von der früheren Planung vor allem durch seine Dimensionen. Entstehen sollen im Zentrum der Freifläche nördlich der Acrevis-Bank und des Restaurants Marktplatz zwei schräg gestellte, durch einen Aufenthaltsbereich getrennte Baukörper. Darüber gibt es ein gemeinsames Dach. Die Standflächen im Neubau sind neu flexibel einteilbar und können damit unterschiedlich gross sein. Wenn die Stände des ständigen Marktes in Betrieb sind, soll der Pavillon luftig und durchlässig wirken.
Bestehender Pavillon muss weichen
Der bestehende, neuneckige Pavillon im östlichen Bereich des Marktplatzes soll im Zuge der Neugestaltung abgebrochen werden. Der Forderung unter anderem des Heimatschutzes, diese ziemlich einmalige Kleinbaute vom Anfang der 1950er-Jahre zu erhalten, hat die St.Galler Stadtregierung schon vor einiger Zeit eine Abfuhr erteilt. Östlich des neuen Pavillons soll damit – unter Einbezug der unteren Marktgasse – eine grosszügige Freifläche entstehen. Hier sollen künftig auch die mobilen Stände etwa des Wochen- und des Bauernmarktes stehen.

Die neuneckige Rondelle soll der Umgestaltung des Marktplatzes weichen. Der Heimatschutz hatte sich erfolglos für den Erhalt der ziemlich einmaligen, aber nicht denkmalgeschützten Kleinbaute vom Anfang der 1950er-Jahre eingesetzt.
Eine baumbestandene Freifläche mit Brunnen entsteht westlich des neuen Pavillons zum heutigen Blumenmarkt hin. Dieser gehört nicht mehr zum Perimeter der Marktplatz-Neugestaltung, weil Kanton und Stadt darauf den Neubauteil der grossen Bibliothek stellen wollen. Was mit dem Blumenmarkt und dem Taubenloch darunter gestaltungsmässig geschieht, falls die Bibliothekspläne scheitern sollten, wollte Stadtrat Markus am Donnerstag nichts sagen: Er habe keinen «Plan B». Er glaube ans Bibliotheksprojekt und werde sich einsetzen, dass es alle politischen Hürden nehme.
Zwei alternative Konzepte geprüft
Das am Donnerstag vorgestellte «Vorprojekt redimensioniert» für den Marktpavillon ist das Resultat eines längeren Prozesses. Darin waren gemäss Markus Buschor und Sonja Lüthi auch Vertreter:innen des Marktes involviert. Sie hatten als Antwort auf die ursprünglichen Pläne der Stadt ein eigenes Konzept mit kleinem Fastfood-Pavillon und individuellen Ständen für den ständigen Markt ins Spiel gebracht. Aus dieser Idee wurde ein «Pavillon Ost» mit kleinem Neubau und vier einzelnen Ständen im Zentrum des Marktplatzes entwickelt; die Idee unterlag im Auswahlprozess.

So sollen die beiden Pavillons mit den Ständen auf dem neuen Markplatz angeordnet sein. (Grafik: Stadt St.Gallen)
Für den Stadtrat weist das «Vorprojekt redimensioniert» nämlich gewichtige Vorteile auf. Durch die Architektur sei es im Stadtbild präsenter und wirke einheitlicher. Die Aufenthaltsqualität unter dem Dach sei besser als zwischen einzelnen Ständen. Der ständige Markt habe im Neubau einen einheitlichen Auftritt und sei «von der Kundschaft als Marke besser erkennbar», wie die Stadt wörtlich schreibt. Weitere Vorteile seien die Flexibilität bei den Standgrössen, die Langlebigkeit des Baus sowie der sehr gute und effiziente Wärme- und Witterungsschutz. Und nicht unwichtig: Die Mieten in beiden zur Auswahl stehenden Projekten sollen pro Quadratmeter ähnlich hoch ausfallen.
Endgültiges Projekt bis Ende 2024
Nach den Entscheiden zum Marktpavillon soll nun bis Ende Jahr das Vorprojekt zur Umgestaltung von Marktplatz und Bohl überarbeitet werden. 2024 will die Stadt dann das detaillierte Bauprojekt erarbeiten. Ende des nächsten Jahres soll die Stadtregierung das Gesamtprojekt und den Kredit dafür bewilligen. Im Anschluss daran startet das Baubewilligungsverfahren mit öffentlicher Planauflage und Einsprachemöglichkeit für Direktbetroffene.
Zeitlich eine grosse Wundertüte ist das Verfahren zur Bereinigung allfälliger Einsprachen. Gibt es etwa von Grundeigentümern grundsätzliche Einwände, die über mehrere Instanzen allenfalls bis ans Bundesgericht gezogen werden, könnte diese Phase im schlechtesten Fall mehrere Jahre dauern. Markus Buschor zeigte sich am Donnerstag optimistisch, dass dies nicht geschehen wird. Die Stadt habe nämlich nicht nur mit Vertreterinnen und Vertretern der Märkte diskutiert.
Kritik von Nachbarn im Norden berücksichtigt
Gespräche habe es unter anderem auch mit Grundeigentümerinnen und Grundeigentümern von der Nordseite des Marktplatzes gegeben, sagte der Baudirektor. Dabei sei man möglichst weitgehend auf Bedenken bezüglich der Warthäuschen vor dieser Häuserzeile eingegangen. So würden diese transparenter gestaltet als ursprünglich vorgesehen. Zudem bemühe man sich, dass dort kein Element der Neugestaltung höher als das Erdgeschoss der dahinterstehenden Häuser ausfalle.
Sind allfällige Einsprachen bereinigt und liegt ein rechtskräftiges Projekt vor, braucht’s eine Eingabe für Baubeiträge an den Bund. Anfang 2025, so der offensichtlich überoptimistische Zeitplan der Stadt, sollen die Bauaufträge ausgeschrieben und vergeben werden. Frühester Baubeginn könnte dann im Sommer 2025 sein. Die Bauarbeiten zur Neugestaltung von Marktplatz und Bohl selber werden zwei Jahre dauern. Wobei der Zeitbedarf für die archäologische Untersuchung des Untergrundes am historisch bedeutsamen Ort unklar ist. Je nach Funden, die gemacht werden, kann es gemäss Markus Buschor durchaus zu Verzögerungen kommen.
Bauprovisorium: Märkte müssen zügeln
Während der Bauphase müssen die Märkte zügeln. Auch dazu hat der Stadtrat Beschlüsse gefasst: Der ständige Markt weicht demnach von der Nord- auf die Südseite der Acrevis-Bank aus. Dafür werden die inzwischen gut 70 Jahre alten grünen Hüttchen umplatziert. Nicht gezügelt wird der Klipp-Klapp-Stand, der verunglückte Prototyp eines Umgestaltungsversuch des Marktes von 2005. Das äusserst massive Teil wird abgebrochen, der darin untergebrachte Obst- und Gemüsestand wird am provisorischen Standort ebenfalls in einem grünen Hüttchen untergebracht.
Während der Bauphase auf Marktplatz und Bohl finden die Wochenmärkte vom Mittwoch und Samstag neben dem Provisorium für den ständigen Markt in der Markt- und der unteren Neugasse statt. Der Bauernmarkt wiederum findet auf eigenen Wunsch während der zwei Jahre Bauzeit am bisherigen Standort provisorisch auf dem Gallusplatz statt. Alle Märkte dorthin zu zügeln, sei wegen anderer Anlässe in der südlichen Altstadt nicht möglich, hiess es an der Medienorientierung vom Donnerstag.