Lob für die Planung – wenig Bewegung am HB Nord
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Die partizipative Planung für das St.Galler Bahnhof-Nord-Areal habe Transparenz geschaffen, die strategischen Grundlagen lägen nun vor, sagte Stadträtin Maria Pappa am Donnerstag vor den Medien. Mehr noch: Die Stadt bekam vom Bundesamt für Raumentwicklung grosses Lob für ihre nachhaltige Entwicklungsstrategie und ein Preisgeld von 15’000 Franken.
Ein Test ist noch kein Projekt
Nun ist diese Phase abgeschlossen. Stadt und Kanton haben als wichtigste Grundeigentümer des Areals beschlossen, koordiniert die weiteren Planungen anzupacken. Klar ist auch, dass nicht genau so gebaut wird, wie es das Resultat der Testplanung zeigt. Denn Kantonsbaumeister Wener Binotto hat bereits mehrfach klar gemacht, dass er nichts von einem Turm hält, der aus einem Schulhaus in die Höhe wachsen würde. Für Stadtplaner Florian Kessler ist aber wichtig, dass die Strategie nun steht. Er stellte klar, dass eine Testplanung keine Projektplanung darstellt, auch wenn auf den Papieren und Modellen konkrete Häuser zu sehen sind.
Daniella Nüssli als Projektleiterin bei der Stadtplanung betonte die Bedeutung des öffentlichen Raums für die weitere Entwicklung. Ihm wolle man Sorge tragen. Zuerst nun am sogenannten Perron 4, der kleinen Dreieckfläche zwischen Gleis und Rosenbergstrasse bei der bald wieder zugänglichen Rathausunterführung. Hier habe das Tiefbauamt den Auftrag bekommen, die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Das Tiefbauamt darf also wieder auch in die Höhe bauen. Genaues Hinschauen ist ratsam. Eine Vorgabe haben die Tiefbauer: Die Platanen sollen stehen bleiben – sie dürfen, entgegen früheren Plänen, nicht gefällt werden.
Klubhaus, Wiesental und weitere Fragen
Viele wichtigere Zukunftsfragen sind ebenfalls offen:
– Wo soll die Plaça Mayor – die Freifläche neben der Lagerstrasse – wirklich liegen?
– Kommt die geplante, sanfte Renovation des Klubhauses im Stadtparlament durch?
– Bleibt die Haltestelle der Fernbusse an der Lagerstrasse oder findet man in der Stadt einen besser geeigneten Ort – zum Beispiel in St.Fiden?
– Bleibt die VBSG-Bushaltestelle der Linie 9 an der Rosenbergstrasse oder kann man sie an die Lagerstrasse verlegen?
– Was passiert mit der Villa Wiesental respektive ihrem Garten, den die Testplanung gerne öffentlich zugänglich hätte?
Der kleinste gemeinsame Nenner: Ein Kiosk
Einen Aufbruch signalisieren soll nun der «chiosco siciliano», der zwischen die Rampe zur Bahnhofunterführung West und der Fachhochschule zu stehen kommen soll. Am Freitag und Samstag wird dort ein «Mockup», ein Holzmodell, in den echten Dimensionen stehen. Das Modell – vorfinanziert von den Architekten Ivo Barão und Peter Hutter – ist Startschuss zu einer Sammelaktion.
Denn von den Gesamtkosten von rund 230’000 Franken müssen rund 140’000 durch den Verein «chiosco siciliano» aufgebracht werden. Stadt und Kanton haben je 40’000 Franken zugesagt. Der grosse Rest der Finanzierung soll in der ersten Runde durch Vereinsmitglieder erfolgen, die ab 50 Franken dabei sind, in der zweiten Phase durch Sponsoren und Firmen mit grösseren Summen. Bis Ende Jahr soll das Geld zusammen sein.
Alles hängt vom Kanton ab
Mehr als dieser Chiosco wird allerdings in den nächsten Jahren auf dem Areal kaum gebaut. Gerade weil Kanton und Stadt gemeinsam weiter planen, ist Warten angesagt. Die Stadt werde über die Zukunft ihrer Liegenschaften an der Lagerstrasse erst dann entscheiden, wenn klar ist, was der Kanton auf den jetzt als Parkplatz genutzten Flächen am Gleis vorhat.
Das kann aber Jahre dauern, denn der Kanton macht seine Planungen von vielen Eckpunkten abhängig. Unter anderem davon, wo die Bibliothek dereinst untergebracht ist und ob die Berufsschulen neue Standorte rund um den Bahnhof bekommen sollen.
Fazit: Die partizipative Planung ist nun abgeschlossen, der Kredit dafür ist eingehalten – aber auf grössere Veränderungen nördlich des St.Galler Bahnhofs warten wir wohl noch länger.