«L’ACB non morirà mai»
Gestern spielte Hakan Yakin wohl das letzte Mal in einer richtigen Arena. In St.Gallen, vor 850 Zuschauern gegen Wil.

Montagabend in der AFG-Arena: Das vielleicht letzte Spiel der AC Bellinzona nach einer 109jährigen Klubgeschichte. Und der wahrscheinlich letzte Auftritt des 87fachen Nationalspielers Hakan Yakin nach seiner 19jährigen Karriere in einer richtigen Fussballarena.
Sehen wollten den Match bloss 850 Zuschauer. Die meisten davon Anhänger des FC Wil oder Spielervermittler, die sich die Hände reiben, weil die Akteure der Tessiner bald auf den Markt kommen könnten – falls sie nicht etwa dem FC Basel gehören. Weiter sorgte im weitgehend leeren Stadion auch noch eine Gruppe Fans aus Bellinzona für Lärm. Sie hatten einen abwechslungsreichen Tag hinter sich: Am Vormittag die Meldung von der Konkurseröffnung ihres Klubs, am Nachmittag die weite Reise in die Ostschweiz, dann der Match mit einem 3:2 Sieg, der wahrscheinlich bedeutungslos ist. Unverdrossen hielten sie ein Transparent hoch: «L’ACB non morirà mai».
Wer jetzt denkt, dass rund 800 Zuschauer etwas gar wenig sind für den Spitzenkampf der Challenge League, für das Abschiedsspiel der AC Bellinzona und den letzten Auftritt von Hakan Yakin, der kennt die Verhältnisse in der zweithöchsten Spielklasse nicht. Den besten Schnitt weist Aarau aus: mit 2839 Zuschauern. Auf über 2000 Eintritte kommen noch Winterthur und Bellinzona. In Wil liegt der Schnitt bei 969, unter anderem weil der Klub wegen des Umbau des eigenen Stadions Bergholz in die doch eher ungeliebte AFG-Arena ausweichen muss. Die Klubs sind gezwungen, mit sehr tiefen Einnahmen zu kalkulieren, müssen aber ein professionelles Umfeld bieten. Die neueste Auflage für die kommende Saison: Die Challenge-League-Klubs müssen künftig auch noch eigene Fanprojekte finanzieren – für ein paar hundert Anhänger.
Wie war Yakin? Er spielte praktisch durch, schoss ein Tor, das er vor allem seinem Instinkt verdanken dürfte: Der Schuss/Pass erreichte ihn praktisch auf der Torlinie, er musste den Ball nur noch abprallen lassen. Den Siegestreffer für Bellinzona (3:2) erzielte übrigens Kwang Ryong Pak, der wie der Wiler Verteidiger Cha Jong Hyok und der Stürmer des SC Brühl, Chol Min Rim, zu den nordkoreanischen Importen des Baslers Karl Messerli (anscheinend ein Ex-Brühler) gehörten.
Doch zurück zu Yakin: Kaum ein Pass kam an. Einmal verwarf er frustriert die Arme, weil wieder einmal niemand auf seine Ideen eingegangen war. Es schien keinen Spass zu machen.