Das kleinste Skigebiet der Welt braucht Geld

Bald wird in St.Gallen eine einzigartige Skipiste eröffnet, mitten in St.Gallen und mit Roman Signer. Noch läuft ein Crowdfunding. Dieser «Geile Block» gab bereits viel zu reden und wird wohl weitere Kreise ziehen, von der Piste bis in die Politik.

Visualisierungen: Christian Meier, Grauer Himmel 

Von An­fang an war der Tu­mult gross um die­sen 20-Me­ter-Hang. Ei­ne schwar­ze Pis­te mit­ten in der Stadt St.Gal­len. Das kleins­te Ski­ge­biet der Welt. Skep­sis hall­te von St.Gal­len über Zü­rich so­gar bis nach Ame­ri­ka. Pres­se aus al­ler Welt. Die Ost­schwei­zer Künst­le­rin Ani­ta Zim­mer­mann ali­as Lei­la Bock ist be­kannt da­für, ster­ben­de Bau­ten tem­po­rär für die Kunst um­zu­nut­zen.

Für Fe­bru­ar und März darf sie ein drei­stö­cki­ges Haus und den 20 Me­ter lan­gen Steil­hang da­ne­ben be­spie­len, es ist be­reits ihr sieb­ter «Gei­ler Block». Ge­mein­sam mit den Künst­ler:in­nen Son­ja Rüegg, Tho­mas Stüs­si und Chris­ti­an Mei­er kon­zi­pier­te Zim­mer­man auf dem Grund­stück an der Schnee­berg­stras­se ei­ne Ski­pis­te und ei­nen Gast­raum mit wär­men­der Kunst. Fo­kus des Pro­jekts Grau­er Him­mel: lo­ka­le Künst­ler:in­nen sicht­bar und auf die im Kli­ma­wan­del ster­ben­den Ski­ge­bie­te der Schweiz auf­merk­sam zu ma­chen. 

We­ni­ge Me­ter, viel Dis­kus­si­ons­stoff

In den ver­gan­ge­nen Wo­chen wur­de be­reits fleis­sig ge­gra­ben von frei­wil­li­gen Schauf­ler:in­nen mit und oh­ne Bag­ger – aber eben auch dis­ku­tiert. Denn die Bür­ger­li­chen im Kan­tons­rat stri­chen im De­zem­ber die ge­plan­te Fi­nan­zie­rung aus dem Lot­te­rie­fonds für die 20 Pis­ten­me­ter, mit­un­ter weil die Künst­ler:in­nen sich über die ster­ben­den Ski­ge­bie­te lus­tig ma­chen wür­den. 

Ob die Her­ren und Da­men Kan­tons­rät:in­nen viel­leicht das Pro­jekt­kon­zept nicht fer­tig ge­le­sen ha­ben? Noch trau­ri­ger wird die­se Be­grün­dung, nach­dem «Schweiz Tou­ris­mus» an­fangs Ja­nu­ar ei­ne «sen­sa­tio­nel­le» Bi­lanz zum Sai­son­start ge­zo­gen hat: Schwei­zer Ski­ge­bie­te prah­len in Su­per­la­ti­ven von aus­ge­buch­ten Ho­tels, viel Son­ne, viel (ech­tem und un­ech­ten) Schnee. Dem Pro­jekt aus St.Gal­len feh­len den­noch Knall auf Fall 45’000 Schwei­zer Fran­ken, wel­che nun mit­tels Crowd­fun­ding flies­sen sol­len. Es läuft noch bis En­de Ja­nu­ar

Dass der Kan­tons­rat ei­nen Ent­schluss der Re­gie­rung zur Fi­nan­zie­rung von Kul­tur durch den Lot­te­rie­fonds kip­pen kann, ist für die Kul­tur brand­ge­fähr­lich. In an­de­ren Kan­to­nen ist dies nicht mög­lich und durch das kleins­te Ski­ge­biet der Welt ist die­ser Miss­stand in St.Gal­len nun wie­der ein­mal in der öf­fent­li­chen De­bat­te. Und ein po­li­ti­sches Nach­spiel fast si­cher. 

«Das darf die Kul­tur sich nicht ge­fal­len las­sen. Da­für hal­ten wir ger­ne den Kopf hin», sagt Zim­mer­mann kämp­fe­risch. Zu­mal es nicht der ers­te Stein ist, der dem Pro­jekt in den Weg ge­legt wur­de. Be­reits kurz nach der Ein­ga­be des Pro­jekts gab es ei­ne Ein­spra­che. Doch ge­ra­de die­se Hin­der­nis­se wür­den das Team an­spor­nen, sagt die Künst­le­rin: «Wir ge­ben al­le vier all un­se­re Kraft in die­ses Pro­jekt, wir ge­hen ge­mein­sam auf und klop­fen ein­an­der auf den Rü­cken. Dem sagt man Glück.» 

Un­si­cher­heit ist geil

Apro­pos Glück: Was, wenn es kei­nen Schnee hat, wenn die Pis­ten­ver­hält­nis­se schlecht sind? Auch die­se Un­si­cher­heit ge­hö­re zur Kunst. Un­si­cher­heit sei geil, fügt Zim­mer­mann an, denn hier ge­he es um ein Spiel, um ein Bild, das die Künst­ler­grup­pe zeich­ne. Al­le Um­stän­de sind al­so Teil des Kunst­werks, je­des Re­sul­tat ge­hört zum fer­ti­gen Bild und so zur Kunst. Un­ab­sicht­lich ha­ben al­so auch die Bür­ger­li­chen et­was für die Kunst und die ster­ben­den Ski­ge­bie­te ge­tan.

Der Skilift Klausenböhl aus Gais...

...bekommt ein zweites Leben am Schneeberg. 

Ge­las­se­ne Un­si­cher­heit lei­tet auch die Auf­bau­ar­bei­ten an der Pis­te. Um Kos­ten zu spa­ren, ver­zich­te­ten die Künst­ler:in­nen dar­auf, ein gros­ses Un­ter­neh­men für Gra­bungs­ar­bei­ten zu be­auf­tra­gen. Es mel­de­ten sich frei­wil­li­ge Schauf­ler:in­nen zur Un­ter­stüt­zung, doch ehe die­se an­ka­men, hat­te sich ei­ne Rei­ni­gungs­fir­ma an­er­bo­ten, mit be­freun­de­ten Gar­ten­bau­er:in­nen und de­ren Bag­gern zu hel­fen.

Si­gner holt die Welt nach St.Gal­len

Auch was die Fi­nan­zie­rung an­geht, sei­en die Künst­ler:in­nen Zim­mer­mann, Rüegg, Stüs­si und Mei­er zu­ver­sicht­lich. Un­ter­stüt­zen kann man das Pro­jekt «Grau­er Him­mel» auch noch nach En­de des Crowd­fun­dings, mit dem Kauf ei­ner Ta­ges­kar­te für 80 Fran­ken. Wer aber ein­fach nur die Pis­te run­ter­bret­tern möch­te, kann ei­ne Drei­zeh­ner­kar­te für fünf Fran­ken lö­sen. 

Am 1. Fe­bru­ar wird der Lift­be­trieb an der Schnee­berg­stras­se auf­ge­nom­men. Zur Er­öff­nung des Pro­jekts ist ab 13.00 Uhr ein klei­nes Pro­gramm ge­plant – dar­un­ter auch ei­ner der be­kann­tes­ten Künst­ler der Schweiz: Ro­man Si­gner. Zu viel sei nicht ver­ra­ten, aber mit sei­ner kur­zen Per­for­mance bringt er noch ein­mal in­ter­na­tio­na­les Flair nach St.Gal­len. Pres­se aus al­ler Welt für das kleins­te Ski­ge­biet der Welt.

Grauer Block – Kunst ist eine schwarze Piste: 
ab 1. Februar. Skiliftbetrieb solange es Schnee hat oder maximal bis Ende März, Schneebergstrasse 50, St.Gallen

Weitere Infos zum Projekt, dem Eröffnungsprogramm und den aktuellen Pistenverhältnissen: grauerhimmel.ch

Hier geht es zum Crowdfunding

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