Kulturamt ab Frühling mit Doppelspitze

Die Gerüchte haben sich bewahrheitet: Das St.Galler Amt für Kultur erhält eine Co-Leitung. Christopher Rühle und Sabine Brunnschweiler übernehmen spätestens ab April 2024. Die Wahl dürfte dazu beitragen, dass im zuletzt unruhigen und von Abgängen gezeichneten Kulturamt wieder etwas Ruhe einkehrt.
Von  Roman Hertler
Christopher Rühle und Sabina Brunnschweiler übernehmen am Frühling 2024 die Leitung des Amts für Kultur St.Gallen. (pd)

Sie sind in der Region keine Unbekannten: Christopher Rühle und Sabina Brunnschweiler. Am Freitag gab der Kanton St.Gallen bekannt, dass die beiden die Leitung des Amts für Kultur in einem Co-Leitungsmodell übernehmen werden.

Der Wiler Jurist Christopher Rühle (1974) arbeitet bereits seit 16 Jahren im Amt für Kultur, aktuell als Leiter Recht und Leiter der Fachstelle Kulturerbe, die er in den letzten Jahren aufgebaut hat. In diesen Funktionen hat er den Betrieb bestens kennengelernt, kennt auch die Gesetze und die Bereiche Denkmalpflege, Archäologie und Kulturerbe, die er künftig als Co-Amtsleiter strategisch leiten wird. Insofern beduetet seine Wahl auch eine willkommene Kontinuität.

Auch die Co-Amtsleiterin Sabina Brunnschweiler (1975) ist in der Region keine Unbekannte: Die Literatur- und Geschichtswissenschaftlerin arbeitete von 2004 bis 2008 als Saitenredaktorin und wechselte später ein erstes Mal ins kantonale Amt für Kultur. Seit 2011 arbeitet sie für die Fachstelle Kultur des Kantons Zürich, wo sie seit 2018 als Mitglied der Geschäftsleitung und Leiterin des Förderteams sowie des Bereichs Tanz und Theater wirkt.

Kontinuität und ein frischer Aussenblick

Die Wahl für dieses Co-Leitungsteam scheint in der Kulturszene allgemein gut aufgenommen zu werden, nachdem es im Amt für Kultur nach der Übernahme der Leitung durch Tanja Scartazzini im Sommer 2021 zu einigen Verwerfungen gekommen war: Personelle Abgänge und Kündigungen überstiegen das übliche Mass eines Leitungswechsels. Dann, diesen Frühling, kündigte Scartazzini ihrerseits den Rücktritt an. Sie übernimmt die Leitung des Amts für Kultur der Stadt Winterthur, womit sie an ihrem Wohnort tätig sein wird. Dies war auch einer der Vorwürfe, der im Zusammenhang mit den Querelen im St.Galler Kulturamt laut wurde: Scartazzini sei einfach nie richtig in der Ostschewiz angekommen.

Solches kann man nun weder Rühle noch Brunnschweiler vorwerfen. Beide sind in der Ostschweiz gut verwurzelt. Die beiden ergänzen sich fachlich und persönlich gut: Der Jurist, der als stiller Schaffer und wohlwollender Mitarbeiter gilt, kennt seine Fachbereiche ebenso fundiert wie die Stabsarbeit an der Schnittstelle zwischen Politik und Verwaltung.

Sabina Brunnschweiler ergänzt diese Kompetenzen in der neuen Amtsleitung um ihre Erfahrung punkto Kulturförderung in einem viel grösseren Rahmen als St.Gallen. Damit bringt die Toggenburgerin als langjährige Kulturförderin im Kanton Zürich auch eine frische Aussenperspektive mit nach St.Gallen und – sofern sie die Philosophie ihrer derzeitigen Amtschefin Madeleine Herzog miträgt – auch eine moderne Kulturförderpraxis und einen Führungsstil, der den Mitarbeitenden viele Freiheiten einräumt. Stimmen aus der Szene sind jedenfalls optimistisch gestimmt, dass nun nach einigen turbulenten Monaten auch im Bereich Kulturförderung wieder etwas Ruhe einkehrt.

Co-Leitungsmodell wird allgemein goutiert

Regierungsrätin Laura Bucher antwortet auf die Frage, weshalb man sich für eine Co-Leitung entschieden habe, dass man bisher im Departement auf Abteilungsebene bereits gute Erfahrungen gemacht habe, namentlich in der Kulturförderung und in der Abteilung Integration und Gleichstellung im Amt für Soziales. Auch der Rechtsdienst des Generalsekretariats des Departement des Innern kennt eine Co-Leitung. Wie hoch der Koordinationsaufwand zwischen den beiden Amtsleiter:innen ausfällt, wird sich weisen.

«Wir wollen ein moderner Arbeitgeber sein und möchten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch auf Stufe Amtsleitung ernst nehmen. Das macht uns auch ein bisschen stolz», sagt Regierungsrätin Bucher. Demnach ist die Amtsleitungsstelle nun mit insgesamt 110 Stellenprozent dotiert, wovon Sabina Brunnschweiler und Christopher Rühle je 55 übernehmen. Rühle wird insgesamt mit einem Pensum von 90 Prozent, Brunnschweiler zu 70 Prozent angestellt sein. Ihre Nebentätigkeiten von 35 resp. 15 Prozent umfassen operative Leitungstätigkeiten in ihren jeweiligen Fachbereichen.

Wie dies genau ausgestaltet sein wird, ist derzeit Gegenstand von Abklärungen. Fragen zu möglichen Interessenkonflikten oder potenziellen Abgrenzungsschwierigkeiten zwischen strategischer Amtsleitung und operativer Tätigkeit in Einzelbereichen aufgrund der Personalunion liessen sich daher zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erörtern, meint Laura Bucher dazu.

Und was sagt die Regierungsrätin auf die Bedenken, dass das Amt für Kultur bis im April 2024 interimistisch geführt werden muss und damit wichtige Ressourcen für den Verwaltungsalltag gebunden werden? Man habe das Glück, auf ein äusserst kompetentes interimistisches Amtsleitungstrio setzen zu können, dem neben Christopher Rühle auch der stellvertretende Amtsleiter Andreas Schwarz und Finanzleiterin Carmen Isler angehörten. Diese seien bereit, bis zum offiziellen Stellenantritt von Rühle und Brunnschweiler, die Interimsleitung weiterzuführen.