Kult-X kämpft um seine Zukunft

Im Kult-X wurde in den vergangenen zwei Jahren kräftig aufgeräumt und es wurden Wogen geglättet. Dennoch ist die Zukunft des Kreuzlinger Mehrspartenhauses ungewiss. Ob es die Stimmberechtigten weiterhin finanziell unterstützen möchten, zeigt sich am Sonntag. von Judith Schuck
Von  Judith Schuck
Vorstandspräsident Michael Kubli und Geschäftsleiterin Noemi Signer sind überzeugt vom neuen Konzept. (Bild: jus)

Vor drei Jahren sagten die Kreuzlinger Stimmberechtigten deutlich Ja zum Kulturzentrum auf dem Schiesserareal. Das Kult-X trat damit in eine befristete Übergangsphase ein: 750’000 Franken Betriebsbeitrag verteilt auf drei Jahre. Am 22. September geht es nun um die Zukunft des inzwischen gut etablierten Kulturzentrums – eine Zukunft, die aufgrund von Reibereien und Machtkämpfen schon mal auf der Kippe stand.

Die Vergangenheit ist inzwischen aufgearbeitet, ein Wechsel in der Geschäftsleitung und beim Vorstand im Frühjahr 2022 brachte Transparenz und Klarheit. Der neue Vorstand spüre das Vertrauen, das Stadt und Bevölkerung ihm entgegenbringen, sagt Präsident Michael Kubli. So nahm im vergangenen Mai der Kreuzlinger Gemeinderat den Antrag für weitere Investitionen ins Kult-X für den Umbau und dessen betriebliche Weiterführung mit 31 Ja- zu 6 Nein-Stimmen bei einer Enthaltung an. Das letzte Wort haben die Stimmberechtigten. Das Kreditbegehren beläuft sich auf 7 Millionen Franken für die Sanierung des «Kulturzentrums Schiesser» sowie einen jährlichen Betriebsbeitrag von 276´000 Franken, begrenzt auf zehn Jahre nach erfolgtem Umbau.

Urs Wolfender, Mitglied der Kommission Bau und Umwelt sowie der Kommission Gesellschaft, Kultur und Sport, erläutert, dass «nach den dreijährigen Probejahren das Projekt zur richtigen Zeit kommt, die Sanierung mit einem überschaubaren Aufwand die Brandschutzproblematik löst und uns ein schönes, zeitgemässes, multifunktionales Kulturzentrum bringt». Der Betriebsbeitrag kombiniert mit Drittmitteln und Eigenleistungen professionalisiere den Betrieb weiter.

Die Gegner:innen kommen aus dem bürgerlichen Lager

In erster Linie geht es um Massnahmen beim Brandschutz und die energetische Sanierung. Im Querbau ist von Architekt Andreas Hermann weiter ein Theatersaal mit Bühne und Tribüne für knapp 150 Personen vorgesehen. Musik-Club und Multifunktionssaal sollen ausserdem optimiert und das Foyer vergrössert werden. Für den weiterhin nur von den Vereinen bewirtschafteten Gastrobereich mit Zugang zum Garten sind ein neuer Personenlift sowie sanitäre Anlagen vorgesehen und der bisher eher unattraktive Eingangsbereich soll neugestaltet werden.

Kritik an den geplanten Investitionen übt in erster Linie die SVP, deren Fraktionspräsidentin Barbara Hummel sich auf die Stellungnahme ihrer Partei bezieht: «Darf es noch ein bisschen mehr sein?», fragt sie. Die Hauptkritikpunkte ihrer Fraktion sind, dass Kreuzlingen verglichen mit anderen Thurgauer Gemeinden wesentlich mehr in Kultur investiere und dass die im Richtplan der Stadt Kreuzlingen fürs Schiesserareal angedachte Mischnutzung aus Wohnen, Gewerbe und Kultur nicht stattgefunden habe. Hummel wünscht sich mehr «Unternehmensstruktur», indem beispielsweise über die Konsumation oder den Ticketverkauf zusätzlich Gelder generiert würden. Ein Wunsch, den in der Vergangenheit neben der SVP auch die FDP immer wieder äusserte.

Vereine benötigen subventionierte Räumlichkeiten

Michael Kubli, der als Kult-X-Vorstandspräsident auch Mitglied im Pro-Komitee ist, merkt zum Votum der SVP positiv an, diese nehme wenigstens zur Kenntnis, dass das Haus vom Ehrenamt lebt. Das Kult-X sei eine Plattform für Vereine, «das macht uns speziell». Alle, die etwas machen wollten, seien herzlich willkommen. Geschäftsleiterin Noemi Signer, die vom Eisenwerk in Frauenfeld zum Kult-X kam, pflichtet ihm bei: «Ich kenne keine andere Institution, die so funktioniert. Wir als Trägerverein helfen den Vereinen in der Umsetzung, sie selbst sind aber die Macher:innen.»

Das Anfang Juni erfolgreich durchgeführte Kult-X-Festival sei ein Spiegel dieser Idee: «Wir unterstützen beim Selbermachen», sagt Signer. Alle Vereine hätten hier zusammengespannt und sämtliche Erwartungen übertroffen. Dass sie, verglichen mit ihren Vorgänger:innen, mit der Veranstaltungsdichte runtergefahren hätten, hänge damit zusammen, dass bei der grossen Nachfrage nach Räumen auch Spontaneität möglich sei. Zumal viele Räume jenseits von Aufführungen für Proben genützt würden.

Was bei einem Nein geschehen würde, können Signer und Kubli noch nicht absehen. «Ein reduziertes Bauprogramm, das nur den Brandschutz beinhaltet? Weniger Räume?» Michael Kubli könnte sich vieles vorstellen. «Aber wir könnten sicherlich nicht weitermachen wie bisher.» Eine Kommunikationsstelle von 20 Prozent ist gerade erst geschaffen worden, um den vielbeschäftigten Vorstand zu entlasten. «Die Nachfrage nach Räumen besteht jedenfalls», versichert Noemi Signer, sie seien jeden Abend belegt.