Kriemlers lassen bitten (das Stadtparlament)
Die Olma-Messen wollen ein Hotel samt Kongresszentrum bauen. Es ist ein Projekt, über das man sich streiten kann. Geplant ist ein Sockelbau und ein 62 Meter hoher Turm. Das Projekt gefällt nicht allen. Am wenigsten offenbar der Familie Kriemler, die seit 2009 das Kongresszentrum Einstein führt. Angeblich wehrt sie sich nicht wegen der drohenden neuen Konkurrenz gegen das Olma-Projekt – sondern ausschliesslich aus Sorge um die Qualität der Stadtentwicklung. Ausgerechnet.
Unglücklicherweise findet die Olma ihr Projekt völlig in Ordnung. Das tut auch der Stadtrat, der Einsprachen dagegen abgewiesen hat. Nach den Sommerferien muss das Stadtparlament über den Gestaltungsplan entscheiden. Doch zuvor wird es noch zu den Kriemlers zitiert. Die Einladung in die «Eingangshalle des Einstein Congress» ist für kommenden Montag. Verschickt wurde sie per Mail an alle 60 Mitglieder vom Stadtschreiber. Befliessen, als wäre dies das Normalste der Welt, kam er den Wünschen der Unternehmerfamilie und Grossgrundbesitzer im Quartier um die Felsenstrasse nach.
Versprochen werden dem Parlament am Montag «eine feine Bratwurst und ein Bier». Also die Billigvariante. Zuvor allerdings erklären die Kriemlers – unterschrieben haben die Einladung Vater Max sowie die Söhne Peter (Hotel Einstein) und Albert (Akris) – den Stadtparlamentariern noch was Sache ist: Mit dem Olma-Projekt werde nämlich – so steht es im Schreiben – nichts weniger als eine Weiterentwicklung der Region St.Gallen, des St.Galler Tourismus, des Wirtschafts- und Universitätsstandortes, sowie des gesamten Olma-Geländes «auf immer unwiederbringlich massiv verunmöglicht».
Das Parlament stimme nicht nur über einen Gestaltungsplan ab, sondern über «das Verbauen und Verhindern einer grosszügigen, modernen Olma für alle Zeiten». Das Hotel wäre «eine auf Jahre hinaus finanziell uninteressante Investition», belehren einen die Kriemlers.
Gut, dass sie den am Montag in der «Eingangshalle des Einstein Congress» versammelten Stadtparlamentariern gleich auch eine «finanziell interessante Alternative» zum Olma-Projekt vorstellen werden und zwar eine, die für «eine Verschiebung des Geschäfts und für eine Neubeurteilung dienen könnte». Danach ist die Audienz wohl beendet. Die frohe Botschaft unters Volk zu bringen ist schliesslich Sache der Parlamentarier. Zuvor gibt es noch eine Wurst. Hoffentlich verschluckt sich niemand.