, 12. September 2018
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Klubhaus im Havanna-Chic

Eingerüstet und hinter einem Netz verborgen, wird im Spanischen Klubhaus in diesen Tagen im Keller gerade ein neuer Boden betoniert. Das Haus so sanft wie möglich zu renovieren ist eine Herausforderung. Ortstermin mit den Stadtbaumeister.

Anfang dieses Jahres sagte das Stadtparlament Ja zu einem 1,9 Millionen-Franken-Kredit für Reparaturen im Spanischen Klubhaus. Das Haus gehört nach den Wirren um einen nicht realisierten Neubau seit 2015 der Stadt. Nach der Testplanung für das Areal Bahnhof Nord war klar: Das Lokal, das abends wohl am meisten Leben ins Quartier bringt, muss weiter bestehen.

Doch die Küche entsprach längst nicht mehr den geltenden Vorschriften, einige Stellen am Dach waren leck, die Haustechnik ungenügend. Das Klubhaus werde aber nicht gründlich saniert, sondern bloss für 15 weitere Jahre betriebsfähig gemacht – so der Entscheid des Stadtparlaments.

Auf Holz gebaut

Inzwischen sind die Arbeiten im Gang, und die Bauaufgabe ist für Andreas Schmutz, den zuständigen Projektleiter im Hochbauamt, zur Herausforderung geworden. Immer wieder muss er sich als Architekt auf der Baustelle das Ziel der Arbeiten vor Augen halten: Nichts gestalten, sondern nur für 15 Jahre sichern – nicht mehr. «Das wird dann ein Haus im Havanna-Chic», so sein Motto.

Diese Zielvorgabe erfordert einige spezielle Detaillösungen. Etwa beim Einbau der neuen Küche im Untergeschoss, auf der Südseite. Denn während der Hauptbau von 1889 auf einem soliden Fundament steht, lagert die Südmauer der nachträglich erstellten Überdeckung des einstigen Innenhofs bloss auf einer Torfschicht. Unter der Mauer lagen Holzbüschel – mehr nicht. Ausserdem ist die Südostecke des Gebäudes im Laufe der Jahrzehnte abgesunken.

Für den Einbau der Küche unter diesem einstigen Innenhof wird deshalb ein neuer, «schwimmender Tisch» als Boden betoniert, der nicht mit dem übrigen Gebäude verbunden ist. Diese Konstruktion wiederum braucht spezielle Abdichtungen zu den Wänden hin. Auf eine Unterfangung der kritischen Wand konnte so verzichtet werden.

Sollte das Klubhaus später einmal gründlicher saniert werden, wäre mit heutiger Technik eine nachträgliche Pfählung von aussen her möglich. Diese südliche Wand bekommt – wohl einer der sichtbarsten Eingriffe – zusätzliche Fenster, denn für eine Restaurantküche ist Tageslicht heute vorgeschrieben.

Reparieren wie in alten Zeiten

Nicht nur im Untergeschoss, auch am Dach wurde so repariert, «wie in alten Zeiten, als sich die Reparatur und Ergänzung eines Bauteils noch lohnten», stellt Stadtbaumeister Hansueli Rechsteiner fest. Die Dachkonstruktion der einstigen Kegelbahn-Flügel war vor allem auf der Westseite so morsch, dass Teile der Balken zerbröselten. Ein anderer Teil konnte mit eingesetzten Holzstücken repariert werden. Die Spenglerarbeiten werden so weit wie nötig erneuert, das Dach wird aber nicht isoliert. Im Zuge der Arbeiten stellte sich auch heraus, dass einzelne Balken unter dem Dach des Ostflügels völlig morsch waren und verstärkt, respektive ersetzt werden mussten.

Glücklicherweise sind die beiden Flachdachzinnen auf dem Hauptgebäude intakt. Sie zu betreten wird aber künftig untersagt: Die bestehenden Geländer auf den Dachterassen genügen den heutigen Vorschriften nicht mehr.

Die Fassade wird nur dort repariert, wo Putz- oder Sandsteinteile lose sind. Diese Arbeiten stehen im Moment noch aus. Auch hier werde aber nur das Nötigste gemacht. Ganz verwitterte Fensterbänke mit grösseren Abplatzungen müssen voraussichtlich ausgewechselt werden. «Man wird die Flicke an der Fassade sehen», so Andreas Schmutz. «Das haben wir von Anfang auch immer in Aussicht gestellt», ergänzt Stadtbaumeister Hansueli Rechsteiner.

Das Gitter vor der Eingangstüre wird übrigens am Ort bleiben, aber die Flügel werden in den Seitenwänden fixiert, so dass sie nicht mehr abgeschlossen werden können – eine Sicherheitsvorschrift. Beim Haupteingang wird seitlich ein Treppenlift die Behindertenzugänglichkeit ermöglichen. Dafür hatte das Stadtparlament zusätzlich Geld gesprochen.

Mehr Umweltschutz und Sicherheit

Während die Fenster in einem recht guten Zustand sind und belassen werden, muss die Haustechnik erneuert werden: Ein alter Lüftungskanal war mit Asbest eingekleidet, ein klarer Sanierungsfall. Die neue Küche braucht eine kräftige Lüftung. Sie wird – was heute Standard ist – mit einer Wärmerückgewinnung ausgerüstet, und die Abwärme der Kühlzellen wird ebenfalls genutzt. Geheizt wird mit der bestehenden Gasfeuerung.

Die aktuellen Feuerpolizei- und Sicherheitsvorschriften machen ihrerseits Nachrüstungen für einen Restaurantbetrieb nötig. So bekommt das ganze Haus Feuermelder. Einige Fenster werden mit Absturzsicherungen nachgerüstet, das schöne Treppengeländer ins Obergeschoss muss erhöht und voraussichtlich in ein Netz gehüllt werden, damit es aktuellen Vorschriften genügt.

Dornröschen darf weiter schlafen

Die Arbeiten werden noch rund vier Monate dauern, so dass das Spanische Klubhaus gegen Ende Januar 2019 den Betrieb wieder wird aufnehmen können. Dem Lokal selber wird man aber kaum etwas ansehen. Das Restaurant wird sich präsentieren wie eh und je – was erklärte Absicht ist. Der Betrieb lief bisher wegen der speziellen Stimmung so gut – und diese Stimmung soll auf keinen Fall «wegrenoviert» werden. «Das schöne Dornröschen darf also weiter schlafen, wir verarzten es nur dort, wo es blutet», kommentiert Stadtbaumeister Rechsteiner.

Allerdings muss der Hogar Español, der Verein, danach den Betrieb wohl ausbauen, denn die Miete klettert von früher 52’800 auf 88’900 Franken pro Jahr. Dazu wird der Verein während zehn Jahren zusätzliche 23’200 Franken pro Jahr als Renovationsbeitrag leisten. Allerdings verfügt er aus dem Verkauf des Hauses durch die frühere Genossenschaft über ein finanzielles Polster.

Bilder: René Hornung

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