Kleinkunst, hochgelobt
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Klein ist der Kleinkunstpreis nicht: Dotiert ist er mit 30’000 Franken für einen Einzelnen und 50’000 für eine Gruppe. Schon die Nomination bringt den Kandidaten 5000 Franken.
Stahlbergers Lieder, Texte und Zeichnungen würdigt die Jury als «Versuche, die vertraute Ordnung der Welt zu sezieren oder durch kleine Verfremdungen aufzubrechen. Seine Lieder und Geschichten steuern selten auf eine Pointe zu, irritieren aber gerade deswegen auf eine Weise, die zum Nachdenken anregt und die Absurditäten unserer Lebenswelt vorführt. Unterstützt wird dies von der stets etwas teilnahmslosen und ruhigen Vortragsweise Stahlbergers, in der der Übergang von Möglichem zu Unmöglichem, von Fakt zu Fantasie absolut fliessend ist.»
Manuel Stahlberger machte sich zunächst mit Mölä & Stahli und Stahlbergerheuss einen Namen. 1998 bis 2005 zeichnete er für Saiten den Comic «Herr Mäder». Seit 2009 existiert Stahlberger als Band. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2001 mit dem Prix Walo mit Mölä & Stahli, 2009 mit dem Salzburger Stier.
«Zu voten gibt es nichts, der Gewinner wird am 14. April an der Künstlerbörse in Thun aus einem Couvert gezogen» informiert seine Website über die Nominierung. Man freue sich aber, und «auf Stahlbergers Triumphgestell wäre jedenfalls noch Platz».
Das multiinstrumentale Trio Heinz de Specht mit Christian Weiss, Daniel Schaub und Roman Riklin tourt seit zehn Jahren mit eigenen Mundartsongs durch die Schweiz. In der Zeit entstanden vier abendfüllende Bühnenprogramme, vier CDs und eine DVD. Ihre «Lieder sind gut arrangierte Ohrwürmer, die sowohl musikalisch wie auch inhaltlich eine ganze Spannbreite an Stilen und Themen abdecken», lobt die KTV-Vorjury.
Roman Riklin, ebenfalls mit Saiten-Vergangenheit (er hat das Magazin 1994 gegründet), machte Anfang der 1990er-Jahre mit der Mundartrockband Mumpitz auf sich aufmerksam, später als Kopf von Bands wie Paul’s Diary oder Q & the exeQtive Orchestra. Er komponiert Theatermusiken und war Autor, Arrangeur und musikalischer Leiter des Musicals «Ewigi Liebi».
Auf Heinz de Specht passe keine Bezeichnung wirklich: «Liedermacher» sei zu altmodisch, «Mundartsongs» zu brav, «Musikkabarett» zu klassisch. Der Jury gefallen daher die Selbstbezeichnungen am besten: «Lieder aus der Vogelperspektive» und «musikalische Kurztherapien».
Die Compagnia Baccalà, bestehend aus Camilla Pessi und Simone Fassari, gibt es seit 2004. Bis 2009 wirkte das Duo in internationalen Zirkusprojekten mit. 2010 entstand das erste abendfüllende Stück «Pss Pss» das seither über 400 Mal in mehr als 50 Ländern gezeigt und mehrfach ausgezeichnet wurde. Die Jury lobt «die Verbindung von gekonnter Akrobatik und herzzerreissender Clownerie wie auch den Mut, stille Momente so lange zu halten wie nötig».
Der Hauptpreis wird am 14. April an der 57. Schweizer Künstlerbörse in Anwesenheit von Bundesrat Alain Berset in Thun verliehen. Der Schweizer Kleinkunstpreis wurde 1993 vom Dachverband der Kleinkunstszene, dem KTV erstmals verliehen. 2015 nahm das Bundesamt für Kultur im Rahmen der Vereinheitlichung von Kulturpreisen den Kleinkunstpreis in die Schweizer Theaterpreise auf.
Heinz de Specht mit «Party»: am 22. Januar in Andwil, ab 27. Januar im Zürcher Theater am Hechtplatz, weitere Infos hier.
Manuel Stahlberger mit «Neues aus dem Kopf»: am 16. Januar in Appenzell, am 20. Januar in Schaan, weitere Infos hier.