Keine Frage des Blickwinkels
In der Literatur und den visuellen Künsten gibt es einen Ausdruck für den maskulinen Blickwinkel, der die Frau als Objekt behandelt: Male gaze. Damit sind unter anderem spezielle Bildausschnitte oder Zooms auf einzelne Körperteile gemeint.
Falls nicht klar ist, wovon ich spreche, hier ein Beispiel:
https://twitter.com/p_olibet/status/830866438399332352
Maria Pappa ist zweifellos eine überaus schöne Frau. Auch ich habe mich schon ertappt, wie ich sie (und andere schöne Menschen) ausgecheckt habe.
Allerdings ist es schon etwas ganz anderes, ob man das insgeheim und verstohlen für sich macht oder ob man diesen Reflex gleich mit der ganzen Ostschweiz teilt – wie der Kameramann von «TVO» im Filmli oben.
Aber hey, der Kollege von der Bionstrasse wollte sicher nur Pappas Worte unterstreichen, mit einem eleganten Schwenk auf ihre Gestik. Wer zoomt denn heute noch heraus in solchen Fällen…
Oder der Grund für die sexistische Kameraführung war ein ganz anderer: akute Müdigkeit. Bei gewissen politischen Geschäften eine durchaus häufige Nebenwirkung. Der Kameramann litt einfach unter einem Anfall von Sekundenschlaf und da ist ihm halt die Linse nach unten verrutscht. So what.
Das Endprodukt zeugt definitiv nicht von Qualitätsjournalismus. Bei diesem Interview ging es um Politik und darum, was Pappa zum Sömmerli-Entscheid zu sagen hatte – nicht darum, wie sie dabei ausgesehen hat.
Kein Wunder, dass man «TVO» im Ostschweizer Journi-Jargon «TV Null» nennt.