Kein ernsthaftes Angebot

Die Villa Wiesental soll saniert werden und steht seit Montag zum Verkauf. Die aktuelle Offerte des Generalunternehmers HRS lässt allerdings vermuten, dass das nicht ernsthaft angestrebt wird. 

Von  Corinne Riedener

Nachdem Anfang August offiziell wurde, dass unsere Stadt nun doch nicht «gekrönt» wird durch die Firma HRS – zumindest vorläufig nicht – zog sich der Generalunternehmer zurück, um ein Gutachten zur Bausubstanz und zum Sanierungsbedarf der Villa Wiesental erstellen zu lassen. Dieses diente als Basis für die 39 Seiten starke Verkaufsdokumentation, die am Dienstag in die Postfächer der regionalen Medien flatterte.

Vorgesehen ist eine Büronutzung. Wer also 4,86 Millionen auf der hohen Kante hat und eine Villa ohne Umschwung will, die erst dann saniert wird, wenn auch der Bau des «höheren Hauses» nebenan beginnt, darf seine Bewerbung bis zum 31. Oktober 2013 einreichen.

«Ernsthafte Interessenten» würden dann mit Detailunterlagen bedient und zu einem persönlichen Gespräch eingeladen, heisst es in der Dokumentation. Unter «ernsthaft» versteht die HRS: Finanzierungsbestätigung einer Schweizer Grossbank, Auskunft über die Käuferstruktur und falls vorhanden ein Alternatives Nutzungskonzept für die Villa.

Hinzu kommen weitere Auflagen. Beispielsweise, dass die Villa nur saniert verkauft wird. Oder dass diese Sanierung nur durch die HRS Renovation AG durchgeführt werden darf. Und dass Angebote für die gesamte Parzelle nicht beachtet werden – der dazugehörige Park bleibt also weiterhin im Besitz der Swisscanto.

Man kann jetzt fragen, wieso die kantonale Denkmalpflege letztes Jahr nur von 3 Millionen für die Renovation sprach – das sind gut 1,8 Millionen weniger als die HRS heute dafür will. Oder wieso die Sanierung der Villa an den Neubau auf der Restparzelle gekoppelt ist. Dank der Bewilligungs-Odyssee für das neue Hochhaus würde sich die Sanierung der Villa wohl um Monate oder gar Jahre verzögern.

Das alles scheint nicht so ganz «ernsthaft» gemeint zu sein. Der Verein «Pro Villa Wiesental» sieht das ähnlich. Er spricht in einem Communiqué sogar von einem Alibivorhaben und fordert die Besitzerin Swisscanto – einmal mehr – auf, die gesamte Parzelle an der Rosenbergstrasse zum Kauf anzubieten. Denn unter den aktuellen Rahmenbedingungen kann es gut sein, dass sich bis Ende Oktober niemand «ernsthaft» interessiert für den Kauf der Villa. Ist das der Fall, erhielte das Projekt «Stadtkrone» wieder Aufwind.

Die HRS betrachtet hingegen das Angebot und dessen Rahmenbedingungen als absolut fair, wie sie heute auf Anfrage von Saiten erklärte. Aufgrund des grossen öffentlichen Interesses könne man mit einigen Angeboten rechnen. Am Projekt Stadtkrone sei man aber nach wie vor interessiert. Die Kritik des Vereins «Pro Villa Wiesental» komme überraschend, da der Verein selber die Hochhaus-Alternative zur Diskussion gebracht habe.

«Klar ist das Kombi-Projekt aus unseren Kreisen gekommen», sagt «Pro Villa Wiesental»-Vereinspräsident Gallus Hufenus. Allerdings habe sich damals eine Institution dafür interessiert, die mit dem profitablen Hochhaus die Villa quersubventionieren wollte. «Baut die HRS das Hochhaus selber, ist der Kauf der kostspieligen Villa natürlich nicht mehr interessant für die besagte Institution.»

Spannend bleibt es mit oder ohne Angebote. Im Juni 2012 sagte Hufenus zu Saiten, die Villa sei ein Mahnmal gegen Spekulation. Die Villa steht noch – und erinnert uns daran, worum es bei der Wiesental-Rettungsaktion wirklich geht: um einen Stellvertreterkampf gegen «Goliath» und seine angestrebte maximale Rendite.

Hier der Link zur HRS-Verkaufsdokumentation