Kanton will LGBTIQ*-Beratung ausbauen

Bereits im Mai 2021 hiess das St.Galler Kantonsparlament einen Auftrag an die Regierung gut, in Zukunft Hate-Crimes in einer gesonderten Statistik zu erfassen. Die Regierung erklärte schon damals, dass sie sich für die Beseitigung von Diskriminierungen einsetzen werde.
Neuer Name für die Aids-Hilfe?
Jetzt hat die Regierung auch die Fragen von SP- und GLP-Kantonsrät:innen nach einem breiteren Beratungsangebot insbesondere für junge LGBTIQ*-Menschen beantwortet. Sie nimmt dabei die Anregung der Fragesteller:innen auf, die Aids-Hilfe – sie heisst offiziell «Fachstelle für Aids- und Sexualfragen» – umzubenennen, damit die Hemmschwelle, sich dort zu melden, abgebaut wird.
«Mit einer Namensanpassung könnte zudem das breite Angebot der Fachstelle besser abgebildet werden, womit die offene Ausrichtung für Ratsuchende sowie für andere Personen (z.B. Eltern, Lehrpersonen) klarer ersichtlich würde», schreibt die Regierung. Die Fachstelle sei aber schon heute eine wichtige Anlauf- und Informationsstelle für LGBTIQ*-Menschen. Im Live-Chat können dort inzwischen auch anonym Fragen gestellt werden. Ausserdem sei sie mit den bestehenden niederschwelligen Community-Treffs wie «Otherside» oder «s’bunte Grüppli» vernetzt und unterstützt diese fachlich.
Damit haben es die beiden queeren Gruppen aus der Region St.Gallen erstmals in ein regierungsrätliches Statement geschafft. Beide sind übrigens auf Instagram und Facebook zu finden unter «otherside.lgbtq» und «s_bunte_grüppli».
Neue Anlaufstelle angekündigt
Doch nicht nur die Aids-Hilfe, auch weitere Fachstellen und Netzwerke seien durchaus in der Lage, queere Jugendliche fachlich zu beraten. Etwa die Beratungsstelle für Familienplanung, Schwangerschaft und Sexualität (fapla) oder das Netzwerk Kinder- und Jugendarbeit (NEKJA SG) und das Netzwerk Schulsozialarbeit (NESSA SG) sowie Berater:innen des Dachverbands Offene Kinder- und Jugendarbeit Schweiz (DOJ).
Das Amt für Soziales des Kantons St.Gallen plane darüber hinaus für 2023 ein Pilotprojekt zur Förderung niederschwelliger, regionaler Treffangebote für queere Jugendliche. Ein- bis zweimal monatlich soll ein sicherer, vertrauensvoller Rahmen angeboten werden. Wo das Angebot sein wird, ist noch offen.
Konversionstherapien verbieten
Auch zum Thema Konversionstherapien musste sich die St.Galler Kantonsregierung äussern, denn aus dem Parlament kam von drei Ratsmitgliedern aus FDP, SP und GLP die Forderung nach einem Verbot. Die Behandlungen zielen darauf ab, die sexuelle Orientierung oder die selbstempfundene geschlechtliche Identität einer Person zu ändern oder zu unterdrücken. Die Regierung will im Rahmen der nächsten Revision des Gesundheitsgesetzes ein solches Verbot erlassen.
Allerdings könnte eine entsprechende Therapie schon heute verboten werden. Im geltenden Gesundheitsgesetz ist nämlich festgehalten, dass bestraft werden kann, wer ohne behördliche Bewilligung eine Heiltätigkeit ausübt. Konversionstherapien stellten aufgrund von fehlender fachlicher Abstützung eine mögliche Verletzung der Berufspflichten von Fachpersonen und Betrieben im Gesundheitswesen dar und könnten – sofern sie gemeldet werden – Disziplinarmassnahmen zur Folge haben. Allerdings sei bisher noch kein Fall im Kanton St.Gallen bekannt geworden.