, 7. Februar 2020
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Jung, weiblich, wortlaut

25 Veranstaltungen an vier Tagen und diversen Orten, ein traditionell weitgefasster Literaturbegriff, der auch Mundartpop einschliesst, und starke Frauenstimmen: Das verspricht das 12. St.Galler Festival Wortlaut von Ende März.

Mit einem gewaltigen Sog, einem Erinnerungsschwall setzt der Roman ein, mit den Erinnerungen an die Zugfahrten, zwölf Stunden hin, zwölf Stunden zurück, zwischen Zagreb und Zürich, zwischen dem Herkunftsland und dem Neuland, das sie als Kind eingetauscht hat, mit neuen Erinnerungen, mit zweisprachigen Träumen: ein rennendes Hin und Her für die «Nachkommende». Die Nachkommende ist der erste Roman der 1986 geborenen, bisher vor allem als Theaterautorin (auch am Theater St.Gallen) viel beachteten Ivna Zic. Mit ihr kommt eine packende Stimme an das St.Galler Wortlaut; gestern hat das Festival sein Programm publiziert, inklusiv neugestalteter Website.

Ivna Zic.

Den Auftakt macht eine andere junge Autorin, drei Jahre jünger noch als Zic. Laura Vogt feiert am Festival die Buchvernissage ihres zweiten Romans: Was uns betrifft erscheint im Zytglogge Verlag und wirft am Beispiel von drei Frauenfiguren drängende Themen von Muttersein, Weiblichkeit, Sexualität auf. Die in Ausserrhoden aufgewachsene und in St.Gallen lebende Laura Vogt hat 2016 ihren Erstling So einfach war es also zu gehen vorgelegt.

Laura Vogt.

Ihr folgen im Programm erfreulich viele weitere Ostschweizer Stimmen. Lorenz Langenegger, in Wien und Zürich lebender Autor gleichfalls mit Ausserrhoder Wurzeln, stellt seinen neuen, inzwischen sechsten Roman Jahr ohne Winter vor. Christine Fischer legt im Duo mit Cellistin Brigitte Meyer «einen Webteppich aus Kurztexten und Improvisationen», wie es in der Ankündigung heisst – dies an einer Aussenstelle des Festivals, im Museum of Emptiness. Die Ostschweizer Bühne im Splügeneck bestreiten Tobias Bauer, Liv Naran, Mathias Ninck und René Oberholzer.

Neue Stimmen, neue Schuhe

Das Programm der traditionellen Lesungen im Raum für Literatur unter dem Übertitel «Luise» ist auch sonst von jungen Autorinnen geprägt. Die Deutsche Karen Köhler stellt ihr Romandebüt Miroloi vor, das auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand, und die Basler Lyrikerin Eva Maria Leuenberger liest aus ihrem Debütband dekarnation. Eine arriviertere Stimme ist Andreas Neeser; er hat den Familienroman Wie wir gehen, der unter anderem die Geschichte eines Verdingkinds erzählt, und den Mundartroman Alpefisch im Gepäck.

Eva-Maria Leuenberger.

Auch im «lauten» Genre kommt die Region zu Wort. Jan Rutishauser macht Comedy «Schwarz auf Weiss», Sarah Elena Müller und Milena Krstic bringen als Cruise Ship Misery ihre Mundart-Pop-Show Urteil in die Grabenhalle. Und im Dialekt-Poetry-Slam, der zum unverzichtbaren Repertoire des Festivals gehört, ist neben Regensburg (Teresa Reichl), Tirol (Emil Kaschka), Thun (Remo Rickenbacher), Langenthal (Valerio Moser), Schaffhausen (Diego Häberli) und Baden (Simon Libsig) auch der Thurgau (mit Sven Hirsbrunner) und St.Gallen (mit Jan Rutishauser) vertreten.

Weiter im Spoken-Word-Programm und auf der kabarettistischen Schiene: Lisa Christ mit ihrem Programm Ich brauche neue Schuhe in der Kellerbühne, Slammer Nektarios Vlachopoulos, Rolf Hermann und das Trio Chäslädeli oder das wortkabarettistische Langzeitvergnügen Ohne Rolf mit «Print-Pong».

Hamburger Schweiz-Vermutungen

Comic und Graphic Novel, eines der Markenzeichen des St.Galler Literaturfestivals, bringen dieses Jahr die Hamburgerin Orphea Heutling mit 18 Vermutungen über die Schweiz, der Münchner Frank Schmolke mit Taxifahrer-Erfahrungen, Nando von Arb mit Drei Väter und das Kollektiv «Pause ohne Ende» zu Gehör und zu Gesicht.

Nicht zu vergessen: der Gassenhauer von Theater am Tisch und Saiten zu nächtlicher Stunde in der Metzgergasse und die literarische Stadtführung von Richard Butz und Nathalie Hubler am Sonntag. Festivalbeiz ist bewährterweise die Focacceria, dort gibt es auch den Illustrationskiosk.

Insgesamt kündigt das 12. Wortlaut-Festival vom 25. bis 29. März 25 Veranstaltungen an vier Tagen an diversen Schauplätzen an – «allesamt fussläufig erreichbar», wie es in der jetzt publizierten Programmvorschau heisst, und mit dem programmatischen Anspruch, literarische Grenzüberschreitungen aller Art zu bieten.

 

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