Jung-FDP: Um schonendes Anhalten wird gebeten

Die St.Galler Jung-FDP ist modern – und stellt ihre Kandidaten für die Nationalratswahlen im Oktober deshalb auf Youtube vor. Interessant ist weniger, was sie sagen als, was sie (nicht) lesen.
Von  Peter Surber

Über die vier Kurzporträts könnte man den Mantel der Barmherzigkeit ausbreiten – die Qualität ist grottig, die Klickzahlen tief im minus. Aber das Filmlein, siehe Video unten, vermittelt doch ein paar Botschaften, um deren Klärung das Wahlvolk froh ist.

Erstens: Die vier Kandidaten stehen da, als warteten sie auf jemanden, doch niemand kommt. Die Botschaft: Der junge Freisinn ist einsam und hat keine Freunde.

Zweitens: Die vier Parlamentarier in spe reden stockend in auswendig gelernten Phrasen. Die Botschaft: Für den jungen Freisinn ist innere Bescheidenheit wichtiger als kompetentes Auftreten und eigenständiges Denken.

Drittens: Einer der Wahlkämpfer spricht von Toleranz. Einer zückt sein Smartphone. Einer studiert die Getränkekarte. Einem hört man den Rheintaler Dialekt an. Die Botschaft: Der junge Freisinn ist normal.

Viertens: Einer der vier Jungmänner, siehe Bild oben, lästert in der Lokremise (kantonal finanziert per Volksentscheid) gegen staatliche Kulturgelder und blättert dazu in Saiten. Nett von ihm, dass «Saiten» synonym für «Kultur» steht, aber noch netter wäre, wenn er drin lesen würde. Dann wüsste er, dass Saiten für eine vitale Kultur und nicht für Kulturabbau einsteht. Die Botschaft: Der junge Freisinn weiss Bescheid, auch ohne sich zu informieren.

Seien Sie also gewarnt: Sollten Sie am St.Galler Hauptbahnhof, auf dem Roten Platz, in der Lokremise oder im News einem unscheinbaren jungen Mann im ordentlich gebügelten Hemd begegnen, Typus Cousin zweiten Grades, der etwas ratlos in den Himmel schaut und dann Worthülsen von sich gibt – dann reden Sie ihn schonend an und fragen, ob er ein Jungfreisinniger sei. Vermutlich wird er Ja sagen und Sie um Ihre Stimme für Bern bitten. Vermutlich vergeblich.