Innensicht: Eine Institution

Bemerkenswerte historische oder heutige Restaurant-Interieurs in der Stadt St.Gallen stellt die Rubrik «Innensicht» vor, eine Kooperation der Heimatschutz-Sektion St.Gallen/Appenzell I.Rh. mit Saiten. Heute: Klubhaus
Von  Gastbeitrag

Das Klubhaus entstand 1886 – sein Name sagt es – als Tagungsort für Vereine und Klubs. Der Restaurantteil auf der Seite der Gleise war einst ein offener Innenhof – die ehemalige Aussenmauer ist zum Raumteiler geworden. In den beiden Seitenflügeln waren Kegelbahnen untergebracht. Seit 1981 betreibt der Spanierclub, der «hogar español» (= Spanisches Zuhause) das Lokal und hat das Klubhaus zu einer St.Galler Institution gemacht.

Klubhaus, Klubhausstrasse 3
071 222 03 55, hogar.ch

Das Klubhaus macht keine Werbung, aber «tout Saint Gall» – weit über die spanische Community hinaus – scheint es zu kennen und zu lieben: ein lautes Lokal, mit herumrennenden Kindern, mit plärrendem Fernseher, mit einer kaum veränderten Speisekarte sowie einer oft unerklärbaren Reihenfolge, mit der die Tapas auf den Tisch kommen.

Kein Wunder hat das Klubhaus schon viele Abbruch-Attacken überlebt: 2001 wollte die Post dort ihr Verteilzentrum bauen, worauf sich eine Genossenschaft zusammenfand, das Haus kaufte und den Betrieb rettete. 2012 war diese Genossenschaft am Ende ihrer Weisheit und verkaufte an die Ausgleichskasse des Gewerbes, wieder «auf Abbruch». Jetzt griff die Politik ein und brachte den Stadtrat dazu, das Haus zu erwerben. Und mit der partizipativen Planung Bahnhof Nord wurde es nobilitiert, als «wichtiger Nukleus der Quartierentwicklung».

Inzwischen ist das geschichtsträchtige Haus punktuell renoviert, auch wenn man es ihm von aussen nicht ansieht. Für 1,8 Millionen wurden eine neue Küche eingebaut, die Haustechnik erneuert und das Dach abgedichtet. Auch hinter der Theke ist einiges neu, aber im Restaurant selbst merkt man nicht einmal, dass der Bodenbelag ausgewechselt wurde: Er hat wieder dieselbe Farbe.

Auf die Aussensanierung wurde bewusst verzichtet, denn nach wie vor ist unklar, was auf dem Bahnhof-Nord-Areal dereinst passieren wird. Für die nächsten 15 Jahre – so das Renovationsziel – kann hier weiter gewirtet werden. Gambas al ajillo, Paella und Cerveza wird es neben der immer gleichen Kopie von Picassos Guernica-Bild hoffentlich noch viel länger geben.