In der Wald-Oase

Tannenbäume in den Läden sind keine Seltenheit vor Weihnachten. Aber in der St.Galler Neugasse ist gleich ein ganzer PopUp-Wald gewachsen – als Ort der Stille. Von Mark Riklin
Von  Gastbeitrag

«Willkommen im StadtWald». Die herzliche Begrüssung der Passanten stösst in der Neugasse als erstes auf Irritation. Hier ein Wald? Mitten in der Stadt?

Im Hintergrund wird ein Schaufenster sichtbar, und eine Tafel: «StadtWald – PopUp Stille im Advent, eine Initiative der Cityseelsorge St.Gallen».

Brigitte Kemmann von der Kulturzentrale hatte mich in der Trogenerbahn darauf hingewiesen. Und so bin ich heute hier, spaziere über den Waldboden der ehemaligen Ladenfläche, staune und vergesse in meiner Begeisterung, dass hier eigentlich geschwiegen wird.

Vögel zwitschern, in einer Ecke meint man einen Bach sprudeln zu hören. DieVögel lassen sich von den Waldgänger:innen nicht stören. Reglos hocken sie auf den Tannenspitzen, in einer anderen Ecke auch Fuchs und Hase. Ausgestopft, aber fast wie lebendig beleben sie den StadtWald.

Mit viel Liebe und Sorgfalt hat das Team der Cityseelsorge einen Wald installiert, eine Insel der Stille mitten im Weihnachtsstrudel. Sie animiert zum Hören, zum Sehen, zum Tasten, zum Riechen, zum Ausruhen.

StadtWald: bis 31. Dezember, Neugasse 40, St.Gallen

stille.sg/

Inspiriert von der Forest-Church-Bewegung laden die städtischen Kirchen 2022 in jeder Jahreszeit einmal in den Hätterenwald ein, Stichwort: WaldGwunder.

Zurück im Strom emsiger Konsument:innen verlangsame ich meinen Schritt, betrachte den Strudel von aussen und geniesse die innere Ruhe. Die Bilder des StadtWaldes nehme ich mit und erzähle sie weiter. Eine wandernde Geschichte, die sich schnell verbreitet.