In der Mitte des Tunnels

«What’s new?» stand hinter der Bühne auf dem Vorhang. Das hier war neu! Auch am übernächsten Morgen habe ich den Eindruck, dass im Keller des Bro-Plattenladens, dem sogenannten Clear Spot, eines der besten Konzerte stattfand, das ich je gesehen habe. In älteren Zeiten hätte das wohl Performance geheissen: Göldin las Texte von Game, Stahlberger erzählte […]
Von  Kaspar Surber

«What’s new?» stand hinter der Bühne auf dem Vorhang.
Das hier war neu!
Auch am übernächsten Morgen habe ich den Eindruck, dass im Keller des Bro-Plattenladens, dem sogenannten Clear Spot, eines der besten Konzerte stattfand, das ich je gesehen habe. In älteren Zeiten hätte das wohl Performance geheissen: Göldin las Texte von Game, Stahlberger erzählte vom Gesichtsverlust, Zauberer Fuckintosh mit rotem Schal spielte Elektronik und Papageien und Lorenzi strich und hämmerte die Drums.
Das war darum so gute Kunst, weil es keine Vorführung war, wie so vieles in diesen Tagen des Events, sondern ein Zusammentreffen. Feststellungen aus den Löchern der Nullerjahre, aus der Schweizer Agglo und Amerika. Nach wenigen Songs ging alles ineinander. Stahlberger: «Mir sind Flawiler, mir sind Jawiler!» – Göldin/Game: «It’s L.A., motherfuckers! The motherfucking westcoast!»

 

 

 

 

 

 

Stahlberger und Göldin nach der Show. Foto: Pato Loco.

Bloss der Bass fehlte, doch Bit-Tuner war da, als Fan in der ersten Reihe, brachte neues Bier von der Bar und meinte: «Ich bedauere die Leute, die es nicht hierher geschafft haben.» Wer es verpasst hat: Zwei Kameramänner haben alles festgehalten, schlichen auf die Bühne, wurden selbst zum Bild, wie sowieso bald alle zur Performance gehörten.
Drei Stunden ging das, brüchig, treibend, ausufernd, oder wie einer zutreffend meinte, trippig, in einen zweiten Block hinein. Stahlberger eröffnete mit Leaving Eggersriet, Göldin folgte mit Frei, vermutlich sein bester Song, Bierfläsche-Wiitwurf und Tanze uf äm Flachdach, und das Ganze endete im Chor: «Und i dä Mitti vom Tunnel gebed mir üs d’Hand.» Dann legte Bro-Alex auf. Happy new year all together!