Im Mai: Saiten.–
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Eine irre Zeit, in der wir leben: Frauen schaffen es endlich, die Männer kollektiv zu verunsichern, Pensionierte laufen Marathons, Computer übernehmen vielleicht bald die Weltherrschaft, das Kapital flüchtet ins Ausland und die Menschen dorthin, wo man sie noch lässt. Und als Bonus steht auch noch die vierte Industrielle Revolution vor der Tür.
Am Ende geht es meistens um dasselbe: um Geld. Stutz. Cholä. Chlütter. Haben alle mehr, wenn Frauen und Männer gleich viel verdienen? Wie bestreiten wir den Lebensunterhalt, wenn unsere Arbeit von Maschinen erledigt wird. Wo nehmen wir das Geld für die Altersvorsorge her, wenn wir immer länger leben? Was haben Kriege mit Geld zu tun, und wieso verurteilen es gewisse Kreise, dass Menschen ihre Heimat wegen des Geldes verlassen, während sie ihrerseits ihr Land mitsamt ihrem Vermögen hinter sich lassen?
All diese Fragen sind global. Sie betreffen nicht nur eine Region oder ein Land, sondern uns alle, die wir auf und mit dieser Welt leben. Eigentlich wissen wir es schon lange: Es ist an der Zeit, umzudenken. Radikal.
Kreative Ansätze gibt es einige, auch in der Schweiz. Demnächst werden wir über zwei buchstäblich welt- und geldbewegende Vorlagen abstimmen: über das Vollgeld und zuerst, am 5. Juni, über die Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Angenommen werden die Initiativen voraussichtlich nicht, aber das ist nicht weiter schlimm – solange sie uns zwingen, grundsätzliche Fragen zu stellen: Woher kommt das Geld und was ist es wert? Was heisst Arbeit? Was würden wir mit dem Leben anfangen, wenn für unser Auskommen gesorgt wäre? Und wie «Katerdemos», das utopische Politikmagazin, aktuell wissen will: «Wie sollen wir die Welt retten, wenn wir uns nicht mal davor retten können, das Falsche zu arbeiten?»
In diesem Heft geht es nicht ums Geld allein, sondern um Werte, auch um grosse wie Freiheit oder Gerechtigkeit. So denkt Rolf Bossart über Sinn und Unsinn des Bargelds nach, Reinhold Harringer erklärt das Vollgeld, und Ina Praetorius spricht über die Folgen der Roboterisierung, das Grundeinkommen und die Gründe, wieso die sogenannte Care Arbeit in dieser Debatte auf keinen Fall fehlen darf. «Care»-Probleme futuristischer Art behandelt Laurie Penny in ihrer bösen Geschichte Babys machen. Vier Zeitgenossen sagen, was ein Grundeinkommen für sie ändern (oder nicht ändern) würde. Die Bilder zum Titelthema haben Nicolas Polli und Simon Mager gemacht. Und eine Seite im Heft ist fast leer. Aber nicht nichts wert.
Ausserdem: Plädoyers für Expo und Klanghaus, zweimal Mundartrock, eine St.Galler Familien-Saga und ein Brief an 8085 Ammerschwil, wo Saiten im April Halt gemacht hat.
Corinne Riedener
Der Inhalt:
Reaktionen/Positionen
Blickwinkel
von Tamara Janes
Redeplatz mit Roy Fankhauser
Einspruch von Smash little WEF
Stadtpunkt von Dani Fels
Positionen I–III: Schluss!
Reden über Geld.–
«Dass ohne Anreiz alle faul werden, ist ein Gerücht»
Die Autorin und Theologin Ina Praetorius im Gespräch über das bedingungslose Grundeinkommen.
von Corinne Riedener
Was wäre wenn?
Stimmen zum Grundeinkommen
Plädoyer für das Bargeld
Die Abschaffung des Bargelds wäre kein Problem. Aber soll man es auch tun?
von Rolf Bossart
Grundfragen stellen
Das Sozial- und Umweltforum findet zum 12. Mal statt.
von Christof Schilling
Echtes Geld für alle
Eine Einführung in die Vollgeld-Initiative.
von Reinhold Harringer
Goethe und das Neue Testament gegen Wachstum
Hans Christoph Binswangers unerwartete Essays.
von Richard Butz
Leer – aber nicht nichts wert
Babys machen
Eine Kurzgeschichte der Londoner Autorin und Feministin Laurie Penny
Die Bilder zum Titelthema stammen von Nicolas Polli und Simon Mager. Beide studieren an der ECAL in Lausanne.
Perspektiven
Flaschenpost
von Marco Kamber aus Amsterdam
Winterthur
Toggenburg
Rapperswil
Rheintal
Stimmrecht von Yonas Gebrehiwet
#Saitenfährtein: Amriswil
Teil vier unserer Besuche in der Agglo rund um Gross-St.Gallen.
von Philipp Bürkler und Corinne Riedener
Kultur
Warum die Ostschweiz ein Ja zur Expo 2027 braucht.
von Paul Rechsteiner
Das Klanghaus und Peter Roths Klang-Vision
von Peter Surber
Punkrock auf St.Gallerdeutsch macht Spass.
von Urs-Peter Zwingli
Die neue EP von Dachs pendelt zwischen Kitsch und Kloster.
von David Nägeli
Ein Theaterstück und zwei neue Bücher über die Fahrenden.
von Richard Butz
Theodor Ittens zorniges Buch über den Grössenwahn.
von Peter Surber
Reale und virtuelle Welten an der Kulturlandsgemeinde.
von Kristin Schmidt
Über 30 Kurzfilme in einer Nacht.
von Urs-Peter Zwingli
Eine Saga über die St.Galler Musikerfamilie Fuchs.
von Peter Surber
Weiss auf schwarz
Abgesang
Kellers Geschichten
Charles Pfahlbauer jr.
Boulevard