Im April: Saiten sitzt nach
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Die eine Seite propagiert: Schule ohne fixe Stunden und Klassen, Schülerinnen und Schüler, die nach eigenem Gusto und im eigenen Tempo lernen, «nichtdirektiven » Unterricht. Die andere Seite fordert: wieder mehr Drill und Leistung, Schluss mit der «Kuschelschule ». Und dazwischen steckt die Staatsschule, unter Reformdruck und Dauerkritik. Über Schule weiss jeder und jede Bescheid – schliesslich haben wir alle einmal die Schulbank gedrückt oder sind Eltern von Schulkindern. Drum diskutieren alle mit, wenn es um Bildung geht, darum wird ein Lehrplan 21 zum Politikum und polarisieren Filme wie jüngst Alphabet. Aber wissen wir wirklich Bescheid?
Saiten wollte mehr wissen über das hoch emotionale Thema Bildung und Lernen. Anlass dazu gibt es reichlich – etwa die publikumswirksamen Ergebnisse der Hirnforschung, die (fast) allen Kindern potentielle Hochbegabung attestiert. Oder die Vielzahl aktueller Schul-Filme im Kino, neben Alphabet etwa Tableau noir, The Way to School oder Neuland.
Und schliesslich ein Jubiläum: Die Monterana-Schule Degersheim ist zwanzig Jahre alt – gleich alt wie Saiten. Wir haben uns dort und in anderen privaten und staatlichen Schulen umgesehen, sprechen mit Bildungsprofis, leuchten die Schulkritik vom rechtskonservativen Rand aus. Und haben dabei viel gelernt. Zum Beispiel dies: Die Ostschweiz ist ein eigentliches Pionierland, wenn es um private Schulen und neue Lernmodelle geht. Oder das: Die eine, einzige, für alle Kinder und Jugendlichen richtige Schule gibt es nicht und wird es nie geben – zum Glück.
Bei allem Staunen über die bewegte Lernlandschaft Ostschweiz: So neu ist das alles auch wieder nicht. 1994 ist in deutscher Übersetzung ein zauberhaftes Buch erschienen: Totto-chan von Tetsuko Koroyanagi. Die Autorin schildert die Erinnerungen eines Mädchens an die Schulzeit während des Zweiten Weltkriegs: Die widerspenstige Tottochan kommt nach missglückten Versuchen, sich der Regelschule anzupassen, in die seltsame Schule des Herrn Ôsaku Kobayashi, der in ausrangierten Eisenbahnwaggons die Kinder nach dem Lehrplan des Herzens unterrichtet. Der Untertitel fasst ihre Erlebnisse zusammen: «So wunderbar kann Schule sein». Lehrer Kobayashi hätte einem unserer Autoren bestimmt gut gefallen: Ludwig Hasler beschliesst das Titelthema mit einem Lob auf die charismatische Lehrerin, den leidenschaftlichen Lehrer.
Ausserdem im Heft: noch ein Zwanzigjähriger – der Breakdance-Container im Flon St.Gallen. Dazu die Aktualitäten aus dem Kulturgeschehen. Und zwei neue Kolumnen-Stimmen: Leyla Kanyare und Dani Fels.
DER INHALT:
Reaktionen
Positionen
Blickwinkel von Michael Bodenmann
Redeplatz mit Arne Engeli
Einspruch von Res Flückiger
Zwanzig Jahre Saiten: alle Cover
Stadtpunkt von Dani Fels
Grenzen sprengen
Neues Lernen
Lernen im Spielmodus
Selbstgestaltetes Lernen – Zwanzig Jahre MonteranaSchule.
von Peter Surber
Stadt, Wald und Labor als Lernraum
Eine Exkursion durch Lernlandschaften.
von David Nägeli
«Noten sind pseudogenau»
Zwei Junglehrerinnen im Gespräch. von Bettina Kugler
Alles andere als frei
VPM – die Schule als Schauplatz ideologischer Kämpfe.
von Katharina Flieger
Der ultimative Plan
Lehrplan 21 – Schule machen ist auch ohne Schüler schwierig.
von Corinne Riedener
Freie Schulen in der Ostschweiz – die Liste
Im Auge der Lehrerin
Lernen bleibt eine persönliche Affäre.
von Ludwig Hasler
Perspektiven
Flaschenpost
Indien –Wahlkampf in der grössten Demokratie der Welt.
von Tobias Hänni
RapperswilJona
Vorarlberg
Thurgau
Schaffhausen
Stimmrecht von Leyla Kanyare
Desirée Koller zeichnet den AprilComic.
Report
Schweissperlen und Funkbeats
20 Jahre Breakdance im Jugendkulturraum Flon.
von Luca Ghiselli und Florian Bachmann
Kultur
Musik
ZumVorlesen: Stahlbergers neue Lieder
Literatur
Herrlicher Fundus: Helen Meiers neues Buch Kleine Beweise der Freundschaft.
von Andrea Gerster
Kunst
Walter Angehrns Land Marks – in Buchform und als Ausstellung.
von Peter Surber
Medien
Interpellation im Kantonsrat: «Unzufrieden mit der Thurgauer Zeitung».
von Harry Rosenbaum
Artist in Residence von Georg Gatsas
Film
Der Dokumentarfilm Neuland zeigt für einmal die gute Schweiz.
von Andreas Kneubühler
Theater
Freirampe zeigt «Schiffbruch» von Rebecca C. Schnyder als Uraufführung.
von Peter Surber
Weiss auf Schwarz
Abgesang
Kellers Geschichten
Bureau Elmiger
Charles Pfahlbauer jr.
Boulevard