, 22. April 2018
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Heute schon zum Buch gegriffen?

Heute Montag, 23. April ist Welttag des Buchs. Buchhandlungen und Bibliotheken bieten auch in St.Gallen und Umgebung Extraprogramme. Das Ziel aller Anstrengungen: Lesen fördern.

Der Griff zum Buch: Er könnte zum Beispiel diesem Buch, hier oben auf dem Bild im Stadium des Gelesenwerdens, gelten: Blumberg heisst es und ist der neue Roman des in Wien lebenden Exil-St.Gallers Andreas Niedermann.

Niedermann schickt seine Antiheldin Isa Blumberg, Journalistin mit ziemlich durchzogener Karriere und aggressiven Schüben, auf die Suche nach einem jungen Mann, der auf verdächtige Weise verschollen ist. In der Gluthitze einer Stadt, vermutlich Wien, weil es nur dort so unerträglich heiss sein kann, schwitzt sich Blumberg durch komplizierte Beziehungen, ergebnislose Recherchen und zwielichtige Fitnesscenter langsam an die tödliche Wahrheit hinter der Geschichte heran.

So realitätsnah Niedermann das ihm bestens vertraute Gym-Milieu beschreibt, so wie aus einer anderen Welt gefallen erscheint Blumbergs Begleiterin, eine schweigsame, hochschwangere türkische Taxifahrerin namens Düzen, die die Titelheldin im lottrigen Oldtimer durch die Hitze kutschiert wie eine postmigrantische Verkörperung des Todesfährmanns Charon – bloss dass hier am Ende nicht bloss gestorben wird, sondern auch ein Kind zur Welt kommt.

Blumberg ist ein Krimi, bei dem man auch lesenderweise auf höchst vergnügte Weise ins Schwitzen kommt.

Andreas Niedermann: Blumberg, Songdog Verlag Wien 2018, Fr. 25.-
songdog.at

Niedermann liest am Welttag des Buchs allerdings nicht leibhaftig. Dafür gibt es andere klingende Namen und originelle Buch-Aktionen – nachstehend ein Einblick ins Programm der «Buchstadt» St.Gallen.

Tauschbücher, Pergamente, Lösli

Der wohl prominenteste Buchgast liest in Gossau: Peter Bichsel beehrt um 19 Uhr die Gutenberg Buchhandlung mit einer Lesung aus seinen Geschichten. Buchhändler André Wigger hat auch sonst ein intensives Tagesprogramm zusammengestellt unter dem biblischen Motto «Im Anfang war das Wort»: Ab halb zwei steht vorerst das Buch als Ding im Zentrum, mit Informationen zum Bindehandwerk, zu Reparatur und Druck. Um 17 Uhr liest Claudia Vamvas aus ihren Kürzesttexten «Sitze im Bus»,  nach der Verpflegung, sinnigerweise mit Buchstabensuppe, geht es weiter mit Bichsel, mit Slampoet Kilian Ziegler und mit Gutenachtgeschichten aus der Weltliteratur. In Gossau bietet am Montag Vormittag zudem auch die prächtige Stadtbibliothek ein Sonderprogramm.

Die städtischen Bibliotheken und Buchhandlungen haben sich für den Welttag des Buchs ihrerseits einige Buch-Anreize einfallen lassen. In St.Katharinen ist der Mediomat in Betrieb: «Bring ein Buch und nimm ein Buch». Die Bibliothek in der Hauptpost thematisiert das Reisen im Buch «von Afrika bis Winnetou»; das Finale macht hier im Raum für Literatur Raumfahrtexperte Bruno Stanek  mit einem Referat über «kommerzielle Reisen zu Mond und Mars». Ein Weltreisender kommt auch an die Uni: Helge Timmerberg liest aus «Die Strassen des Lebens».

Die Kunstbibliothek Sitterwerk zeigt den «Stoff, aus dem die Bücher sind». In der Bibliothek der FHS sind die St.Galler Verlage Vexer, VGS und Triest zu Gast, die Mediatheken der PH machen ein Extraprogramm.Die Textilbibliothek bietet Führungen zu sonst nicht zugänglichen Beständen.

Programm und Infos:

buchstadt.ch

Die Stiftsbibliothek stellt ein Buch über zwei Weltstars der Buchgeschichte vor: die Schaffhauser Adamnan-Handschrift und das Irische Evangeliar von St. Gallen.

Schliesslich die Buchhandlungen: Comedia verlost «Das grosse Los» und in der Buchhandlung zur Rose bringt Schauspieler Matthias Flückiger als Hilfsbuchhändler Ladenhüter und Leseexemplare unters Volk (Bild oben, mit Buchhändlerin Leonie Schwendimann). Der Notenpunkt kündigt musikalische Überraschungen an, der Kinderbuchladen zeigt «Märchenwelten», und im Rösslitor gibt es Gratiskaffee. Den Tag nach dem Tag (beziehungsweise gleich die ganze Woche) begeht die Buchhandlung Buchpunkt Herisau – kleine Geschenke sollen die Kunden zur «Welt-Woche des Buches» locken.

Gefährdete Freiheitsrechte

Bücher ständen an der Schnittstelle einer Reihe von Freiheitsrechten, insbesondere dem Recht auf Ausdruck und der Publikationsfreiheit, heisst es in der Botschaft der Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay zum diesjährigen Weltbuchtag. Diese Freiheiten seien gefährdet – von Fragen des Copyrights und der kulturellen Vielfalt bis zu körperlichen Bedrohungen für Autoren, Journalistinnen und Verleger in vielen Ländern. Und diese Freiheiten würden auch mit Füssen getreten, wenn etwa Schulen angegriffen und Bücher zerstört würden.

«Es ist unsere Pflicht, weltweit diese Freiheiten zu verteidigen und Lesen und Schreiben zu fördern im Kampf gegen Analphabetismus und Armut. Darüberhinaus fördern Bücher die Kreativität und tragen dazu bei, Ideen und Wissen über alle Grenzen hinweg zu verbreiten», heisst es in der Botschaft der französischen Unesco-Chefin.

1995 hatte die Unesco den 23. April zum Welttag des Buches erklärt, als Festtag für das Lesen, die Bücher und die Rechte der Autorinnen und Autoren. Die UNO-Organisation für Kultur und Bildung hat sich dabei von dem katalanischen Brauch inspirieren lassen, zum Namenstag des Volksheiligen St. Georg Rosen und Bücher zu verschenken. Zudem ist der 23. April der Todestag von William Shakespeare und Miguel de Cervantes.

 

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