Helvetia plant die nächste Ausbauetappe
Kaum war der letzte Flügel der Erweiterungsbauten der Helvetia-Versicherung auf dem St.Galler Girtannersberg eingeweiht, beurteilte eine Jury einen Studienauftrag für eine nächste Ausbauetappe der Versicherungsgesellschaft. Während die vier, heute um den Altbau stehenden Flügel, vom Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron entworfen wurden, kommen die Sieger für eine nächste Etappe aus der Ostschweiz: Staufer & Hasler Architekten aus Frauenfeld gewannen den Studienauftrag, zu dem neun Teams bestehend aus Architektur- und Landschaftsarchitekturbüros eingeladen waren.
Hohe Flexibilität überzeugte
Das Grundstück neben dem heutigen St.Galler Helvetia-Hauptsitz ist heute noch eine Wiese. Weil die Versicherungsgesellschaft mit einem zunehmenden Bedarf an Büroflächen rechnet, packt sie die Planung an, wenige Wochen nachdem die letzte Etappe der Erweiterungen von Herzog & de Meuron eingeweiht wurde.
Die künftige Etappe könnte – abweichend von der heute geltenden Wohnzone 3 – viergeschossig überbaut werden, wenn ein qualitativ hochstehendes Projekt eingereicht werde, versprechen die St.Galler Baubehörden. Mit Blick auf diese höhere Ausnützung wurden neun namhafte Büros eingeladen, ihre Vorschläge anonym einzureichen.
Die Jury entschied sich einstimmig für das Projekt von Staufer & Hasler Architekten zusammen mit den Landschaftsarchitekten Rotzler Krebs Partner. Ausschlaggebend für den Entscheid war laut Jurybericht «die hohe Flexibilität und das Potential eines grossen Innovationsgehalts des Projekts». Es habe den Zielen bezüglich Flexibilität am besten entsprochen.
Staufer & Hasler Architekten schlagen fünf gestaffelt angeordnete, quaderförmige Gebäude vor, die als Grossform schachbrettartig zueinander stehen. So entstehen zwei Innenhöfe, die miteinander verbunden sind. Sie führen nicht nur die bestehende Bebauung entlang der Krete weiter, sondern nehmen auch das Thema der Höfe auf und suchen mit der üppigen Bepflanzung eine Anbindung an die bestehende und vielbeachtete Gartengestaltung des Landschaftsarchitekten Günther Vogt.
Interaktive Wohn- und Arbeitswelt
Auch architektonisch soll sich eine Verwandtschaft zu den bestehenden Bauten zeigen. Die grossformatige Rasterung mit den raumhohen, metallgefassten Rahmen soll übernommen werden. Im Innern bieten die Bauten eine hohe Flexibilität und können sowohl zu Büros als auch zu Wohnungen ausgebaut werden.
Die dichte Überbauung leiste einen Beitrag zu einer «zukunftsgerichteten, interaktiven Wohn- und Arbeitswelt», lobt die Jury. Auch neue Wohnformen sollen hier möglich werden. Das Projekt biete viel Raum für Drittvermietungen an und sei deshalb auch ökonomisch interessant. Die Erdgeschosse sollen möglichst öffentlich genutzt werden, zum Beispiel als Kindertagesstätte oder als Café.
Neben viel Lob sieht die Jury aber auch Verbesserungspotenzial und empfiehlt, das Projekt überarbeiten zu lassen. Die vorgeschlagenen Höfe seien eng und böten kaum Ausblicke. Die teils über Eck angeordneten Wohnungen ermöglichten unerwünschte Einblicke und es fehle an Privatheit. Beides schränke die Wohnqualität ein. Die grossformatigen Fenster der allseitigen Glasfassaden seien ökologisch nicht die beste Lösung, denn sie seien sehr ressourcenintensiv und stellten hohe Anforderungen an Heizung und Kühlung.
Bis auf dem Girtannersberg wirklich die Bagger auffahren, sind deshalb noch einige zusätzliche Planungsschritte nötig.