Gute Sätze 2018 (IV): Wie ein Roboter
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Die Leute sind ziemlich schnell gereizt, wenn etwas nicht funktioniert. Ständig ist man unter Zeitdruck, alle kommen aus verschiedenen Nationen, die Mentalitäten und Sprachen sind verschieden, das macht es nicht immer einfach… Jeder haut jeden in die Pfanne. Vielleicht liegt es am Konkurrenzdruck, denn irgendwie sind wir ja alle ersetzbar. Das gehört zu den Nachteilen als Temporärer.
Daniel über seinen Baustellenjob, im Novemberheft «Auf dem Bau»
Die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen haben sich noch verschärft. Es wird von den Bauarbeitern immer mehr erwartet: Man baut immer mehr, immer schneller, mit immer weniger Leuten.
Danijela Bašić, Gewerkschafterin, im Novemberheft «Auf dem Bau»
Es ist für mich ein grossartiger Wert, Dinge selber flicken und bauen zu können. Höchst Wertvolles neben ganz Brachialem anzupacken: Das liebe ich, und ich kämpfe dafür, dass uns das erhalten bleibt.
Felix Lehner, Kunstgiessereigründer und Kulturpreisträger, im Novemberheft «Auf dem Bau»
Löse die Probleme im Moment, hadere nicht mit dem, was du momentan nicht lösen kannst, denn es gibt genug, was interessant und vielleicht auch daher lösbar ist. Der eigene Gwunder als Taktgeber.
Anfangs forderte mich die Arbeit an der Kasse, dann wurde sie zur Routine. Während ich Artikel scannte, dachte ich nach – über die Welt, über das bevorstehende Abendessen. Die Aushilfe in der Brotabteilung, bei den Blumen und am Kiosk brachte Abwechslung in meinen Alltag im Gallusmarkt. Gleichzeitig wurden die Abläufe immer getakteter, gemeinsame Pausen waren nicht mehr möglich, Gespräche unter Angestellten wurden untersagt. Das Resultat: Du kommst, du gehst, wie ein Roboter. Sich dagegen wehren? Keine Chance.
NN, ehemalige Kassiererin im Supermarkt, im Aprilheft «Brauchts uns noch?»
In Sachen Selbstwirksamkeit bietet der Wald enorm viel. Ob das Kind einen Stecken zerbricht oder einen Hügel hochklettert: Es merkt, was es getan hat.
Die Idee der «Republik» ist: Journalismus kostet etwas. Wir wollen unabhängig sein und das geht nur, wenn die Leute, die uns lesen, uns auch finanzieren. Kurz: Wir versuchen Journalismus zu machen und parallel ein neues Finanzmodell zu etablieren.
Carlos Hanimann, Journalist, im Februarheft «Theater»
Wir sehen einfach, dass es den Printmedien nicht gut geht, und finden es deshalb wichtig, dass die Diskussion geführt wird.
Regierungsrat Fredy Fässler über allfällige staatliche Medienförderung, im Januarheft «Improvisorium»
Das bleibt, über alle Debatten zur Zukunft der Medien und der Zeitung hinaus, die Aufgabe des Journalismus: Erklärungsmöglichkeiten anzubieten, Zusammenhänge, Ursachen und Folgen klarzustellen und gegen das schnelle Wissen Fragen zu stellen. Es geht um Wissen und den freien Austausch von Meinungen – also letztlich um die Demokratie, die im Moment vielen als Auslaufmodell erscheint.
Walter Brehm, Journalist, im Juniheft «Störung»
Die Entlassung aller Redaktorinnen über 60 Jahre und aller Redaktoren über 61 Jahren: Rückblickend war diese Behandlung von Kolleginnen und Kollegen, die teilweise 20 Jahre und mehr für die SDA gearbeitet hatten, der entscheidende Grund, dass die Belegschaft praktisch ohne Gegenstimmen zuerst einen Warnstreik und danach einen unbefristeten Streik beschloss. Daneben war es das Gefühl, etwas zu verteidigen zu haben: das gute Betriebsklima, die Qualität der Arbeit und nicht zuletzt die Wichtigkeit einer nationalen Nachrichtenagentur.
Andreas Kneubühler über den Streik der SDA, im Juli-August-Heft «Saiten schiesst ins Kraut»
Wenn einer jetzt hereinkäme und mich fragte: «Sagen Sie mal, was machen Sie eigentlich hier?», ich müsste antworten: «Ich vertreibe mir so mein Leben.»
Kurt Tucholsky im Pyrenäenbuch 1927, im Januarheft «Improvisorium»
Dies ist das Lied gegen Ängste
das durch die Melodie besticht!
Es ist zwar frei von
Argumenten, doch
Gegen Ängste helfen
Argumente nicht.
Gegen Ängste helfen
Argumente nicht.
Aus der Triple-CD von Europa: Neue Leichtigkeit, im Januarheft «Improvisorium»