Gute Mucke in Wil und Bonaduz

Das Gare de Lion in Wil hat einen ganz besonderen Charme. Diesen verdankt es natürlich seinem feinen Programm, aber nicht zuletzt auch seiner Lage zwischen Bahngleisen, Bäumen, Industriebauten und dem betonigen Silo-Koloss, die der ehemaligen Lokremise einen urban-gemütlichen Anstrich geben. Wo käme dieser Charme besser zur Geltung als an einem Fest, das auf dem Vorplatz des Klubs stattfindet – der Fête de Lion am ersten Augustwochenende.
Fête de Lion: 4. und 5. August, Gare de Lion Wil
Eröffnet wird das Löwenfest am Freitag mit einem Live-Rave im Zirkuszelt. Ab 17 Uhr spielen dort die lokalen Elektronik-Bastler Kaiser & Giraffe, The Toyboys und Mirco Mendosta bis in den nächsten Tag hinein. Am Samstag steigt dann die grosse Sause mit insgesamt zwölf Bands und Künstler:innen auf den beiden Bühnen vor dem und im Klub.
Das Programm ist bunt durchmischt, ohne ein Eintopf mit beliebigen stilistischen Zutaten zu sein – im Gegenteil. Es ist eine fein abgeschmeckte, würzige Mischung, die von den isländischen Electro- Pop-Grössen FM Belfast über die deutschen Indie-Pop- Überflieger:innen Blond, den Indie-Musiker Shelter Boy oder den Deutschrapper Megaloh bis zur französischen Balkanbeat-Partykarawane The Fat Bastard Gang Band reicht. Natürlich gibt es auch einheimisches Schaffen zu hören, etwa von der Ellis Mano Band, Bubi Eifach oder der St.Galler Singer-Songwriterin Lynn.
Oder husch nach Bonaduz
Da gab es einst diese kleine Festivalperle auf einem hohen Hügel mit Ruine, umgeben von Bergen. Nicht vom Clanx ist die Rede (das gibts immer noch, heuer sogar zum 20. Mal!), sondern vom Openair Hohen Rätien bei Thusis. Das Festival ist Geschichte, der alte Privatbesitzer der noch älteren Burg mochte nicht mehr.
Rapid Openair: 4. und 5. August, Bonaduz
Ein Teil des OK hat sich ein paar Kilometer den Hinterrhein hinuntertreiben lassen, ist in Bonaduz ausgestiegen und hat dort eine neue Perle geschaffen. Das Rapid Openair geht heuer zum dritten Mal an den Start, neuerdings auf einer waldumgebenen Wiese hinter dem Tennisplatz, wo man sein Zelt aufstellen oder sein Büssli parkieren kann.
Das Programm folgt dem Konzept, an einem kleinen, vergessenen Ort in den Bergen Bands aus allen Landesteilen und dem einen oder anderen internationalen Schmankerl zu versammeln: Es spielen etwa die Punkrockerinnen 24/7 Diva Heaven aus Berlin, Fulmine mit ziemlich abgefahrenen Klang- und Laut-Versuchen, das St.Galler Heavy-Dance-Rock-Duo Elio Ricca und – als besonderes Highlight – die italienische Harfenistin Kety Fusco, die auch schon in Montreux oder in der Royal Albert Hall aufgetreten ist.
Dass die Hälfte des OK aus Frauen besteht, gehört ebenso zum Rapid-Konzept wie eine diverse Programmierung der Acts. Klein, familiär und experimentierfreudig. So muss das!