Gut getestet – aber wie weiter?

Viel Zufriedenheit und ein paar kritische Anmerkungen: Dies ist das Fazit des zweiten World Cafés zur Planung fürs Areal Bahnhof Nord in St.Gallen.
Von  René Hornung

Die Tische am zweiten World Café zur Planung Bahnhof Nord waren wie schon bei der ersten Veranstaltung im Frühling sehr gut besetzt. Die Beteiligung an der für St.Gallen neuen partizipativen Planung war hoch, die Diskussionen waren engagiert.

Architekt und Jurymitglied Meinrad Morger präsentierte zuerst die bereits seit Montag bekannten vier Vorschläge, und Stadtplaner Florian Kessler stellte die Synthese vor, die daraus entstanden ist. Danach beugten sich die Interessierten an den Tischen über die Pläne. Schliesslich wurden Fragen und Forderungen an die Stellwände gepinnt.

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«Kein trostloses Büroquartier»

Ist der Neubau am Gleis nicht zu nahe bei der Lokremise? Ist die «Plaza Mayor» am richtigen Ort, wenn sie im Schatten eines Hochhauses liegt, das am Gleis gebaut werden soll? Könnte man den Platz nicht neben das Klubhaus verlegen? Wer nutzt die vorgeschlagenen Grünräume direkt an der lauten Rosenbergstrasse?

Neben solchen Fragen standen auch Forderungen: Es darf kein trostloses Büro-Quartier entstehen. Das Klubhaus darf nicht totsaniert werden. Es braucht eine Durchmischung, und es muss bezahlbarer Wohnraum entstehen. Als Zeichen des Aufbruchs soll der «Chiosco» so rasch wie möglich auf dem Platz vor der Fachhochschule aufgestellt werden.

Lob von der Villa und vom Tisch

Insgesamt war die Zufriedenheit gross. Die Stimmung locker, nirgendwo ein Graben zwischen Stadt und Bevölkerung auszumachen. Auch der Verein Villa Wiesental und der Heimatschutz lobten die Resultate und den Planungsprozess. Der Heimatschutz vergab gar seinen Preis, den «goldenen Schemel», diese Woche als Anerkennung dem Stadtplanungsamt. Vom Tisch hinter den Gleisen gab es zwar mahnende Worte gegen die Kommerzialisierung des Areals. Aber auch hier war eine gewisse Zufriedenheit herauszuhören.

Grösster Grundbesitzer ist der Kanton

Die Lackmusprobe der Zufriedenheit wird aber erst noch folgen. Denn noch redet niemand von konkreten Nutzungen oder der Architektur, erst recht nicht von einem Baubeginn. Die Testplanung spielt auf einer ziemlich abstrakten Ebene. Wenn dann die Grundeigentümer ihre Projekte aufgleisen, werden die harten Diskussionen erst starten.

Der grösste Grundeigentümer auf dem Areal ist der Kanton. Ihm gehört der Parkplatz und das Haus Montana. Die Stadt besitzt das Klubhaus und die östlich daran anschliessenden Häuser und Parzellen. Die Villa Wiesental gehört dem Generalunternehmer HRS und die beiden Bürohäuser des «Leopard» der Swisscanto.

Das Gesicht und das Leben im künftigen Bahnhof- Nord-Quartier werden massgeblich von den Investoren geprägt. Es wird darauf ankommen, ob Kanton und Stadt selber bauen oder ihrerseits Investoren suchen. Und dann wird es darauf ankommen, wie konsequent die Vorgaben durchgesetzt werden. Denn die Erfahrung zeigt, dass Projekte aus mancherlei Gründen oder «Sachzwängen» dann doch ziemlich anders realisiert werden, als es eine Testplanung vorschlägt.