Getümmel mit Aussicht

Ah, die Stadtflucht! In den Sommermonaten ist das Bedürfnis danach ja immer besonders gross, und darum locken jedes Jahr etliche Festivals mit beschallten Auen, verbühnten Flussufern und Depot-Becher-verzierten Hügeln, Toitoi inklusive.
Die Line-ups und Aussichten dieser ländlichen Sommerorgien sind oft austauschbar – nicht so beim Sur le Lac. Das Gemeinschaftsprojekt auf der Eggersrieter Höhe bietet seit 16 Jahren – neben der schönen Aussicht – ein fein kuratiertes Programm mit lokalen und internationalen Acts, die nicht an jeder openair Verlocheten zu finden sind, zumindest nicht in dieser Zusammensetzung.
Sur le Lac: 11. und 12. August, Eggersrieter Höhe
Dieses Jahr franst das Programm auf alle Seiten aus – im besten Sinn. Musikalische Brüche, Gegensätze und unerwartete Annäherungen bahnen sich an. Bei den Acts selber, zum Beispiel bei der chinesisch-amerikanischen Künstlerin Alice Longyu Gao, die harten Metal mit süssem Hyperpop mischt, aber auch im Line-up generell. Von Chanson-Punk über Trance-Rap bis zu warmen Singer-Songwriter-Tönen und zackigen Beats wird alles geboten.
Selbstverständlich dürfen die (mehr oder weniger) Locals nicht fehlen. Es spielen unter anderem Crimer, Stahlberger, Skiba Shapiro, Mel D, Belia Winnewisser aus Zürich, Nathalie Froehlich aus der Westschweiz oder aus Basel Asbest, die kürzlich wummrig mit Lord Kesseli kollaboriert haben. Dazu kommen viele herzlich willkommene ausländische Fachkräfte, von der Insel etwa die Punkerin Nura Ruby Ra, der Rapper AntsLive oder die trippigen Live-Monster von Butch Kassidy, aus Amsterdam Weval und – ebenfalls weit angereist – aus Brasilien Bruno Berle.
Wer all diese Acts kennt, schmeisst die erste Runde! Wir jedenfalls nicht. Es wird auch dieses Jahr sicher wieder eine lohnende Entdeckungsreise. Und wer eine Pause von diesem vielfältigen Getümmel auf der Bühne braucht, kann sich getrost der schönen Aussicht auf der Eggersrieter Höhe hingeben.