Gentrifizierung an der Felsenstrasse
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Der Plan ist schon länger bekannt: Zwischen Wassergasse und Felsenstrasse soll die Überbauung Haldenhof entstehen – auf Land, das bis 2008 der Stadt gehörte. Lange hatte der wichtigste Nachbar, Akris- und Hotel-Einstein-Besitzer Max Kriemler, gegen jedes Neubauprojekt auf diesem Areal opponiert. Das führte unter anderem dazu, dass der Haldenhof über Jahrzehnte eine Brache blieb. Bis jetzt.
Im Frühling hatte sich die Familie Kriemler unter anderem mit Hansjörg Schmid, Architekt und Besitzer des Sitterwerks, sowie Niklaus Stärkle, Verwaltungsrat der Bank Acrevis, zusammengetan. Für ihr Haldenhof-Projekt lag der Gestaltungsplan bereits auf. Er kommt später noch vors Stadtparlament. Das Projekt stammt aus dem Architekturbüro von Hansjörg Schmid, die Fassaden hat das Luzerner Büro Bosshard & Luchsinger gezeichnet.
Investor kauft sieben Häuser
Dieses Neubauprojekt ist aber nicht das einzige. Direkt gegenüber des Haldenhofs, bergseitig der Felsenstrasse, wird ebenfalls an einer «Aufwertung» geplant. Dort hat das Unternehmen «Mettler2invest» in den letzten Monaten mit den Liegenschaften Felsenstrasse 57-69 insgesamt sieben Häuser am östlichen Ende der Wohnstrasse gekauft.
Peter Mettler ist ein in vielen Feldern aktiver Liegenschaften-Entwickler. Gross geworden ist er mit seinen Firmen «Bauengineering» und «Swissbuilding». In die Schlagzeilen geriet er zuletzt, weil er im Frühling 2014 kurz nach dem Kauf des Areals der ehemaligen Villa Thürer in Teufen den alten Baumbestand fällen liess. Dort will Mettler zusammen mit Küchenbauer Rolf Schubiger investieren.
Volumetriestudien vom Schattenhang
Die auf der Internetseite publizierten Projektskizzen für die Felsenstrasse jagen einem – im Zeitalter perfekter Renderings – vorerst einen Schrecken ein. Allerdings handelt es sich bisher um blosse Volumetriestudien. Architektur ist noch nicht sichtbar. Mit der Planung ist das St.Galler Architekturbüro Peter Luechinger beauftragt.
Ganz so rasch fahren an der Felsenstrasse die Bagger zwar noch nicht auf, dennoch: Die bisher vom Aufwertungsdruck weitgehend verschonte Quartierstrasse am Schattenhang wird in den nächsten Jahren nun auch «gentrifiziert».
Der Schattenhang für den Mittelstand
Angelegt wurde die Felsenstrasse um 1900. Baumeister hatten die Mehrfamilienhäuser auf eigene Rechnung erstellt und dann weiter verkauft – es war die Spekulation von damals. Einzug hielt eine Mittelschicht, die sich den besonnten Sonnenhang am Rosenberg nicht leisten konnte. In den 1980er-Jahren wurde die Felsenstrasse dann zu einem beliebten Wohnquartier mit vielen engagierten Menschen.
Es entstand der wohl kleinste Quartierverein der Stadt: der AnwohnerInnenverein Felsenstrasse, der sich unter anderem und mit Erfolg dagegen einsetzt, dass die Felsenstrasse zur Umfahrung des gesperrten Gallusplatz wird. Dieses Engagement hat der Strasse eine hohe Wohnqualität erhalten – das haben jetzt auch die Investoren gemerkt.