Gebaut für Kinder

Im St.Galler Quartier St.Georgen haben die Kinder des Schulhauses Hebel einen markanten Neubau für die Tagesbetreuung bekommen – diesen Samstag ist Tag der offenen Tür.
Von  René Hornung
Die neue Tagesbetreuung in St.Georgen von Norden betrachtet. (Bilder: pd)

Es könnte auch ein zeitgenössisches Wohnhaus sein, ein Holzbau mit grossen Fenstern, von denen einige in den sonnigen Frühlingstagen von grünen Sonnenstoren verdeckt sind. Doch der Neubau in der Kurve der Gotthelfstrasse in St.Georgen beherbergt die Tagesbetreuung des Hebelschulhauses. Nebenan stehen der Kindergarten und die Turnhalle, beides Zeugen einer hohen Baukultur aus Mitte der 1950er-Jahre.

Die Zürcher Architektinnen Barbara Schaub und Regula Zwicky hatten 2019 den offenen Projektwettbewerb für den Neubau der Tagesbetreuung gewonnen. Nicht weniger als 114 Vorschläge waren eingereicht worden. Regula Zwicky lobt denn auch die Stadt, die sich für dieses relativ kleine Gebäude mit Kosten von gut sieben Millionen Franken ein offenes Verfahren leistete und auch auf Kunst am Bau nicht verzichtet. Diese stammt von Francisco Sierra, der in Herisau aufgewachsen ist.

Die alte Linde hat überlebt

Im Projektwettbewerb waren Betreuungsplätze für drei Gruppen mit insgesamt bis zu 150 Kindern verlangt. Ausserdem sollte der alte Baumbestand auf der Parzelle geschont werden. Überlebt hat die grosse Linde zwischen Kindergarten und Neubau. Darunter ist ein «Dorfplatz» entstanden, mit einer Bank rund um den mächtigen Stamm des alten Baumes – ein bei den Kindern begehrter Platz.

Rund um den Neubau wächst nach Plänen des Landschaftsarchitekturbüros Mettler (Gossau) der Garten mit seinen verschiedenen Nutzungszonen und Gestaltungen. Die Freiräume sind auf die unterschiedlichen Alter der Kinder abgestimmt. Die Spanne reicht vom Kindergarten bis zur 6. Klasse.

Um möglichst viel vom Garten zu erhalten, beschränkten die Architektinnen den Fussabdruck des Neubaus und stapelten die drei Gruppen über einen betonierten Sockel aufeinander. Zuunterst ist die Küche untergebracht. Aus dem Wunsch der Schule, für die Gruppen getrennte Zugänge zu schaffen, sind die auffälligen, skulpturalen Aussentreppen entstanden, die dem Haus eine spielerische Leichtigkeit geben. Dank ihnen entsteht kein Stau, wenn zum Mittagstisch alle Kinder auf einmal heranstürmen.

Von Süden gut erkennbar: die Wendeltreppe ins Obereschoss (Bild: rh)

Jeder Zugang führt in eine Garderobe, die als eigener Raum gestaltet und mehr als nur ein Gang ist. «Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie es in einer Tagesbetreuung zu und her geht», kommentiert Regula Zwicky diese Raumaufteilung. Zwar gibt es auch innerhalb des Gebäudes, im betonierten Kern, ein Treppenhaus, doch im Alltag erreichen die Kinder die zwei Stockwerke über die geschwungenen Aussentreppen.

Am Samstag, 3. Juni, findet von 10.30 bis 16 Uhr ein Tag der offenen Türen statt. Das renovierte Schulhaus Hebel, das Werkhaus und der Neubau der Tagesbetreuung stehen dann zur Besichtigung offen.

Auch Gruppenräume für den Unterricht möglich

An die Garderoben schliesst auf jeder Etage eine Halle an sowie drei weitere, gleich grosse Gruppenräume, in denen sich jeweils maximal 15 Kinder aufhalten, hier essen oder auf den breiten Fensterbänken sitzen können. Diese Raumaufteilung hilft, den Lärmpegel im Haus in Grenzen zu halten. Die Geschosse sind durch Beton-Holz-Verbunddecken getrennt und erfüllen auch die erhöhten Anforderungen an die Raumakustik.

Diese Raumstruktur würde auch andere Nutzungen zulassen. Es könnten auch Gruppenräume für den Unterricht eingerichtet werden. Doch im Moment steht das ganze Haus der Tagesbetreuung zur Verfügung. In enger Zusammenarbeit mit der Stadt, so loben die Architektinnen, konnten sie hier einen zukunftsfähigen Neubau realisieren, der mit Erdsonden beheizt wird und mit Solarpanels auf dem Dach Strom erzeugt. Und der ein markantes Stück zeitgenössische Architektur ins Quartier setzt.

Holz prägt die Innenarchitektur der neuen Tagesbetreuung.