Frauenbande

Das erste A-Synth Fest 2014 in der Grabenhalle dauerte noch einen Tag beziehungsweise eine Nacht. Letztes Jahr waren es bereits zwei Nächte, samt Filmvorführung im Palace und Fragestunde mit Elektronikpionier Bruno Spoerri. Diesen Februar fand in der Grabenhalle eine zweieinhalbte weil eintägige Winteredition des Synth-Fests statt, aber keine Sorge: Die dritte Ausgabe des herzblütigen Festivals ist wieder auf zwei Tage angelegt.
Filmisch geht es am Freitag im Palace auf die Reise in eine von der Vergangenheit inspirierte, imaginäre Parallelwelt, in der die Kreativen von Ghost Box immer wieder wühlen: Ghost Box Retrospective von Julian House porträtiert das 2004 gegründete britische Label mit digitalen und analogen Techniken; mit Animationen, Mitschnitten, Clips und anderen audiovisuellen Schnipseln.
Das Resultat: «Eine Welt, in der die kollektive Halluzination existiert» – «eine eigentümliche Mischung aus Kinderfernsehen, 1960er-UBahn-Animation und sich entwickelnden Op-Art-Mandalas».
Den musikalischen Teil des Abends bestreiten Caterina Barbieri, Iokoi und Aria sowie Nite Jewel. Lange ist es gar nicht her, dass Iokoi das Palace beehrte, letzten November erst half sie Bit-Tuner Marcel Gschwend, seine Platte zu taufen. Am A-Synth Fest kann man ihre eindringliche Stimme nun in Kombination mit den hypnotischen Visuals von Aria, mit der sie seit zwei Jahren arbeitet, geniessen.
Danach wird Ramona Gonzales alias Nite Jewel, die Dritte in diesem freitäglichen Frauenbund, ihr im Juni erschienenes Album vorstellen. Liquid Cool – live von einer «Armee von Synthesizern» unterstützt – widmet sich dem Alleinsein in einer überfüllten und separierten Welt. Zum Ausgleich danach: Elektro Shab3ton von Karawan aus St.Gallen.
Am Samstag in der Grabenhalle kann zu allererst einmal gefragt werden: Bruno W, Fanzine-Schreiber, Labelbetreiber und Gründungsmitglied der Zürcher Darkwaver von mittageisen, wird dem Publikum Red und Antwort stehen. Die 1981 gegründete Band ist bekannt für ihre sozialkritischen Texte – Bruno W gibt Einblicke in diese Zeit des Umbruchs, die für die musikalische und politische Schweiz unersetzlich war.
A-Synth Fest 2016:
30. September und 1. Oktober, Grabenhalle und Palace St.Gallen.
asynthfest.ch
Der Rest des Abends wird dann wieder ziemlich in die Beine gehen: Den Anfang machen Ventil aus Österreich mit ihrem pulsierend-glühenden Instrumental-Techno. Weiter geht es mit Group A aus Japan, einem Spektakel für die Augen samt unterkühltem Industrial-Soundtrack und Geige, gefolgt von Blank Mass’ sphäriger «Drohnenmusik» aus Worchester und Pye Corner Audio’s düsterem, UK-Downtempo-Techno – alles sehr tanzbar!
Die DJ-Sets für den Endspurt liefern dieses Jahr Jim Jupp aka Belbury Poly & Julian House aka The Focus Group von Ghost Box sowie Jauss und das Magazin «Zweikommasieben».