Forza Donne!

Der Internationale Frauenkampftag wird auch dieses Jahr gefeiert in St.Gallen: coronakonform per Livestream. Davor gibts pinken Power-Risotto am Bärinnenplatz.
Von  Corinne Riedener

«Du bist hübsch, du bringst es sicher noch zu was.»

«Du bist sehr forsch.»

«Du willst mehr Lohn? Am besten kündigst du und bewirbst dich später wieder hier. Dann bekommst du sicher mehr.»

Das sind nur drei von vielen Beispielen aus dem Offenen Brief, den 78 Journalistinnen am vergangenen Freitag veröffentlicht haben. Darin prangern sie den strukturellen Sexismus in den Tamedia-Redaktionen (mittlerweile TX Group) an. Die grossen Medien haben bisher nicht wirklich darüber berichtet.

«Frauen werden ausgebremst, zurechtgewiesen oder eingeschüchtert», schreiben die Journalistinnen. «Sie werden in Sitzungen abgeklemmt, kommen weniger zu Wort, ihre Vorschläge werden nicht ernst genommen oder lächerlich gemacht. Frauen werden seltener gefördert und oft schlechter entlöhnt.»

Das ist nicht nur im Journalismus so, sondern in den meisten Berufen und Branchen. Und im Privaten läuft es nicht besser; die Gewalt gegen Frauen beispielsweise grassiert immer noch, und gerade heute haben die Schweizer Stimmberechtigten ein Gesetz mit Kleidervorschriften explizit für Frauen in der Verfassung verankert. Im Jahr 2021.

Umso mehr sollte der Internationale Frauenkampftag morgen gefeiert werden, auch wenn die grossen Manifestationen wegen Corona wegfallen. Er findet seit 100 Jahren regelmässig statt. Die ursprünglichen Forderungen waren unter anderem Stimm- und Wahlrecht für Frauen, der Achtstundentag, ausreichender Mutter- und Kinderschutz, Lohngleichheit und die Festsetzung eines Mindestlohns. Baustellen, gegen die der Berliner Flughafen ein Turboprojekt war.

Auch in St.Gallen wird morgen der 8. März gefeiert. Das Komitee, bestehend aus Mitgliedern von PFG, SP, JUSO und Grünen sowie der Frauenzentrale hat dieses Jahr kein Fest auf die Beine gestellt, sondern einen Streamingabend. Das Motto: forza donne.

Zuerst spricht die Politikwissenschaftlerin Sarah Bütikofer über ihre Studie zur Politischen Partizipation von Frauen in der Ostschweiz. Danach diskutiert sie mit Maria Pappa, Dinahlee Obey Siering und Katarina Stigwall über Frauen in der Politik. Los geht es um 19:30 Uhr, hier gehts zum YouTube-Stream. Im Anschluss beantwortet die Runde Fragen der Zuseherinnen.

Damit der persönliche Kontakt nicht ganz gekappt ist und die Frauen zumindest ein bisschen sichtbar sind, werden auch dieses Jahr ab 16:30 Uhr die traditionellen Mimosen am Bärinnenplatz verteilt. Dazu gibts pinken Power-Risotto, zubereitet von Nannas bunter Küche.