Filmischer Tiefgang aus der Neuen Welt

Das St.Galler Filmfestival Pantalla Latina zeigt das lateinamerikanische Filmschaffen in seiner ganzen Diversität. Von Panama bis Kolumbien und Drama bis Dokfilm flimmern wieder über 30 Vorpremieren und Preisgekröntes über die Pantalla. Eine Schweizer Co-Produktion hat es auch ins Programm geschafft.
Von  Luca Ghiselli
Szene aus El Abrazo de la Serpiente. (Bild: Trigon Film)

Der Auftakt verspricht Grosses: Die siebte Pantalla Latina (Pantalla steht im Spanischen für Leinwand) startet am Mittwochabend mit dem düsteren Abenteuer-Drama El Abrazo de la Serpiente vom jungen kolumbianischen Regisseur Ciro Guerra. In zwei getrennten und irgendwie doch verwobenen Handlungsschleifen erzählt der Film die Geschichte von zwei Forschern, die beide an den Amazonas reisen, um nach einer heiligen Pflanze zu suchen.

Obwohl die beiden Geschichten mehr als 30 Jahre auseinanderliegen (1909 und 1940), werden beide Generationen von Forschern vom gleichen amazonischen Schaman auf ihrer Suche begleitet. Die Handlung erinnert in ihrer Porträtierung von Kolonialismus und seinen menschlichen Implikationen etwas an Joseph Conrads Reise dem Congo entlang ins «Heart of Darkness». An der Pantalla Latina spricht zudem ein Mitglied der Filmcrew über die Entstehung des Films.

Daneben sticht Abner Benaims Dokumentarfilm über die US-amerikanische Invasion in Panama 1989 aus dem Programm hervor. Invasión lässt die über ein Vierteljahrhundert zurückliegende Ereignisse wieder aufleben, indem er Zeitzeugen zu Wort kommen lässt und so die kollektive Erinnerung der Panamaer an jene turbulenten Tage festigt.

Mit Climas bringt Pantalla Latina dieses Jahr am Samstag auch einen Streifen ins Kino Storchen, der gesellschaftliche und klimatische Umstände rund um den Amazonas auf einen gemeinsamen Nenner bringt. Der Film porträtiert drei Frauen, die in Grosstädten, in tropischen Gebieten oder im Hochgebirge leben und zeigt auf, welchen Einfluss ihre Umwelt auf ihr Leben hat. Auch in diesem Fall spricht die Regisseurin Enrica Pérez in einer Ansprache und einem moderierten Gespräch über ihr neustes Werk.

Neben den Spielfilmen werden im Rahmen eines Wettbewerbs am Festival-Donnerstag auch zahlreiche Kurzfilme gezeigt. Darunter ist auch eine Schweizer Co-Produktion: Un mundo para Raùl. Der Regisseur Mauro Mueller stammt aus Horgen, hat in den USA Filmregie und spanische Literatur studiert und bringt diese beiden Komponenten im viertelstündigen Kurzfilm zusammen.

Wie an der Pantalla Latina üblich ist das Rahmenprogramm reich bestückt. Ob Tangotanz im Kaffeehaus, Weihnachtsgeschichten auf Spanisch in der Stadtbibliothek Katharinen oder die Vorführung des mexikanischen Zeichentrickfilms La increíble historia del niño de piedra mit vorgängigem Piñata-Schlagen für Kinder, dürfte auch zwischen den Filmvorführungen niemandem langweilig werden.

Pantalla Latina. 18. – 22. November, Kino Storchen St.Gallen. Zum kompletten Programm und weiten Infos geht’s hier.