Fest und offene Türen im Konsulat
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Das ehemalige italienische Konsulat an der Frongartenstrasse 9 in St.Gallen wurde 2014 geschlossen und verkauft. Nun ist dort neues Leben eingekehrt: Nextex, Saiten und Kulturschaffende aus dem Umfeld des Werkhauses 45 haben Anfang 2017 zusammen «Das Konsulat» eröffnet.
Es handelt sich um eine Zwischennutzung: Die Besitzerin, die Ärzte-Ausgleichskasse medisuisse will am Standort ein Geschäftshaus bauen. Bis es soweit ist, kann das stattliche Haus für kulturelle Zwecke genutzt werden. Die Mitwirkenden haben dazu einen Verein gegründet, in dem auch die Fachstelle Kultur der Stadt St.Gallen vertreten ist.
Ausstellung, offene Räume, Musik
Jetzt stellt sich das Konsulat an einem «Tag der offenen Türen und Schalter» vor. Rund zwei Dutzend Kunstschaffende aller Sparten, die im Haus arbeiten, öffnen ihre Räume, ebenso Saiten und Nextex. Das Programm ist voller Italianità und erinnert damit noch einmal an die frühere Nutzung. Ab 16 Uhr heisst es «porte aperte: guardare, stupirsi, bere e mangiare».
Um 16 Uhr eröffnet Nextex seine neue Ausstellung unter dem Titel «Salve». Kunstschaffende mit Bezug zu Italien zeigen ihre Arbeiten: Katalin Deér, Claudio Fabris, Mirjam Kradolfer und Angela Marzullo. Ergänzend sind noch einmal Bilder aus der Ausstellung «Ricordi e Stima» zu sehen: Fotografien zur italienischen Migration nach dem zweiten Weltkrieg in der Schweiz.
Das Konsulatsfest: 11. Februar ab 16 Uhr, Frongartenstrasse 9, St.Gallen
das-konsulat.ch
In den Ateliers wird gearbeitet und performt, in den Räumen und Gängen gibt es Musik – eine Auswahl an Aktivitäten: Konsulats-Verwalter Niklaus Reichle greift all’italiana in seine Plattensammlung, Tobias Spori und Ann Katrin Cooper zeigen eine Tanzperformance, Katherine Gall singt Opernarien und Italoschnulzen, Café Deseado spielt Hausmusik, und in die Elektronik- Unterwelt führen Carlo Lorenzi, Marc Jenny und Urs Baumgartner. Minestrone, Caffé, Dolci, Vino und Birra di Sangallo laden zum Essen, Trinken und Feiern.
Grosse Nachfrage nach Kulturraum
Dass das Konsulat eine attraktive Nische bietet, hat bereits im Vorfeld das grosse Interesse von Kunstschaffenden aller Sparten an den Atelierräumen gezeigt. «Kulturförderung bedeutet nicht nur, Gelder zu verteilen, sondern auch Möglichkeiten zu eröffnen – besonders Räume», sagte Kristin Schmidt von der Fachstelle Kultur der Stadt dazu. «Es gibt einen grossen Bedarf an Kultur- und Atelierräumen in St.Gallen: Auf einen Atelierplatz kommen manchmal bis zu zehn Bewerbungen.» Einer dieser Räume wird als «Projektraum – consolato regionale» wechselnden Nutzerinnen und Nutzern für eine bestimmte Zeit kostenlos zur Verfügung gestellt.
Das Konsulat bietet aber nicht nur Werk- und Büroraum – es soll auch zum Ort der Debatten und des Austauschs werden. Dazu bieten sich die insgesamt 13 Schalter an; die Relikte aus der vorherigen Nutzung stehen symbolträchtig für den Anspruch, an der Frongartenstrasse 9 eine temporäre Schaltstelle für öffentliche Debatten und zivilgesellschaftlichen Austausch zu schaffen.