, 8. Dezember 2018
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FCSG vs. Xamax 3:2 – Ein Sieg im letzten Heimspiel 2018

Xamax war schlecht und trotzdem nicht chancenlos. Zum Schluss reicht es für den FC St.Gallen aber doch. 3:2 gewinnen die Espen gegen schwache und dezimierte Neuenburger. Das Spiel zum Nachlesen im SENF-Ticker.

FCSG – Xamax 3:2

20.53 Uhr – Adie  mitenand, bis 2019.

Abpfiff – Es reicht. Klossner hat abgepfiffen. Speaker Fischbacher kündigt kurz danach an, 2019 ein Sabbatical einlegen zu wollen. Sagt. „Das wars vom letzten Heimspiel 2019.“ Wie das Leben in einem Jahr wohl aussieht? Eines wissen wir: der FCSG bleibt unsere Schwäche. Deshalb leiden wir mit. Und, weil er es uns nicht einfach macht. Mit einem Mann mehr einen 3:1-Vorsprung gegen den Tabellenletzten beinahe zu verspielen. „Danke für eure Treue“ steht auf dem obligaten Banner geschrieben.

Minute 90+ – Nachspielzeit. Obs heute reicht?

Minute 89 – Gegen den Aufsteiger und Tabellenletzten, der seit geraumer Zeit nur noch zu zehnt auf dem Platz steht. Aber ja, gegen Xamax haben wir auch schon bei 11 gegen 8 verloren.

Minute 88 – Drauf und dran, einen 3:1-Vorsprung gegen den Aufsteiger und Tabellenletzten zu verspielen. Das ist unser FCSG. <3

Minute 86 – Haarsträubende Unordnung in der St.Galler Defensive, Stojanovic irrt schon wieder umenand und Nuzzolo kann beinahe den Ausgleich erzielen. Dieser FCSG ist schon immer eine Prüfung für uns…

Minute 84 – Naja, meine Kindheit war eigentlich ganz in Ordnung. GTA San Andreas durchgezockt, war Kerzenziehen mit Simona H., blieb beim Burgvölk in der Primarschulzeit unbezwungen, stand im Espenmoos und knutschte in den Dreiweiern.

Minute 82 – R.S. fragt, was BRIO sei. Ich bin entsetzt. R.S. hatte eine schwierige Kindheit? Spenden Sie jetzt!

Minute 80 – Auf dem Rücken der Xamaxer (ja, das sagt man so), prangt übrigens ei BRIQ. Was auch immer diese Firma macht, ich lese immer BRIO und fühle mich an meine Kindheit erinnert. Hach, unbeschwerte Zeiten…

Minute 79 – Fast das 3:3. Stojanovic irrt schon wieder umenand.

Minute 77 – Will mir einen Jesus kaufen und ihn Hamster nennen. Übrigens: Xamax verkürzt auf 2:3. Ich frage R.S., wer getroffen hat. Erst antwortet er gar nicht, dann verwirft er die Hände, ehe er sagt: „Frog mi doch nöd so Züg!“ Eiszeit auch zwischen uns.

Minute 76 – Ach komm, wir dürfen alles schreiben. Will mir einen Hamster kaufen und ihn Jesus nennen.

Minute 74 – Wiss hat Feierabend, wie das duftet. Kräftig, deftig, würzig gut. Kchouk kommt.

Minute 72 – Wir haben ja durchaus gewisse Sympathien für die Neuenburger. Aber so wie dieses Xamax heute auftritt, gehören die Neuenburger in etwa so in die Super Leauge wie:
– die Luzerner Allmend zu den Stadien mit den besten Gästesektoren,
– Zürich zu den Städten mit den sympathischten Einwohnern,
– Davide C. zu den Lieblingen des Espenblocks,
– der Winter zu den besten Jahreszeiten und
– FIFA und UEFA zu den integresten Vereinen der Schweiz gehören.

Minute 68 – Weiterhin seltsam. Eckball Grün-Weiss, Tor Grün-Weiss. R.S. hält mir drei Finger ins Gesicht und verkündet mit beinahe etwas beängstigend funkelnden Augen: „Da isch nöd min FCSG!“ Grund: Drittes St.Galler Tor, zum dritten Mal nach Eckball. Befinden wir uns hier in einer Parallelwelt, in der Ted und Robin nicht zusammenkommen, Donald Trump Präsident der USA ist und der FCSG guten Fussball präsentiert?

Minute 65 – Bei Xamax kommt die 99 ins Spiel. Speaker Fischbacher auf französisch: Nümero Nonontnöf. Dabei heisst das doch Gatträvödisnöf.

Minute 63 – Bakayoko kommt, Tafer geht. Quintilla passt, Decastel schimpft, Schiedsrichter Klossner ermahnt, R.S. kehrt mit Bier zurück, lässt sein Handy fallen, quält sich in den kalten Sitz, Quintilla passt, ein Zuschauer zieht sich eine Mütze über, Xamax wechselt, wir werden älter, R.S. schreibt, Quintilla passt, irgendwer liebt. Eckball FCSG.

Minute 60 – Es bleibt sonderbar. Wir hören ein Glas bersten, Stojanovic klärt per Kopf, ich verweigere ein weiteres Bier. Das alles ist so anders als sonst. Sehne mich nach Konstanten im Leben. Kiss-Cam, Bittersweet Symphony und Jessica.

Minute 58 – Ich tippe auf „Gallus muss weg!“

Minute 56 – 2:1 in Führung gegen 10 Neuenburger, die schon zu elft desolat waren. Eigentlich müsste das hier durch sein. Wir beschäftigen uns daher mit den wichtigen Fragen: Was wohl auf dem Spruchband steht, dass die Mannschaft nach diesem letzten Heimspiel des Jahres sicher den Fans zeigen wird? Ich tippe auf ein simples „Frohe Weihnachten“. R.S.?

Minute 51 – Direkte rote Karte für einen Neuenburger nach einem offenbar üblen Foul. Die wortgetreue Konversation von R.S. und R.S.: „Häsch gseh?“ „Nei.“

Minute 47 – Im Bauch des Stadions fragte mich ein Westschweizer Journalist (wollte Kollege schreiben, doch würde ich ihm die Berufsbezeichnung Journalist absprechen müssen), wie. Nun gut, ich weiss nicht, was er fragte. Also antwortete ich in bestem Schulfranzösisch „un kilometre à pied…“

Minute 46 – Halbzeit Zwei läuft. Immer noch keine Kiss-Cam, immer noch kalt. Aber immerhin hat R.S. warmen Kaffee gebracht.

19.54 Uhr – Die Vorweihnachtszeit ist ja eine besinnliche Zeit, in der man an seine Liebsten denkt. Wir hatten leise Hoffnungen, dass das die Rückkehr der Kiss-Cam ermöglicht. Bisher jedoch Fehlanzeige. Wir sind enttäuscht.

Pause – Sogar Schiri Klossner macht hier nicht länger als nötig. Der Zeiger springt von 44:59 auf 45:00 und schon kommt der Pfiff.

Minute 43 – Zwischen der ersten und der zweiten Einblendung der Zwischenresultate von den anderen Plätzen hat ein wacher Geist beim FCSG übrigens gemerkt, dass der FCZ letzte Woche gegen GC gespielt hat. Das erspart R.S. die Peinlichkeit, noch einmal erstaunt zu sagen „Oh, Züri füährt scho 2:0“.

Minute 42 – Auf den Werbebanden entlang des Platzes macht ein Bezahlsender Werbung für sein TV-Angebot. Da steht dann unter anderem „UEFA Europa League“. Irgendwie fies…

Minute 39 – Tréand kommt im Strafraum freistehend zum Abschluss. Sein Volleyschuss geht über das Tor. R.S. und meine Wenigkeit richten unsere Blicke zögernd auf den Computer, betrachten dann verstohlen das jeweilige Bier und sind uns dann stillschweigend einig, dass diese Neuenburger Chance wegen Lustlosigkeit fehlender Relevanz keinen Eintrag benötigt.

Minute 37 – Gefühlt ist es hier -10 Grad. Trotzdem steht Übungsleiter Zeidler ohne Jacke am Spielfeldrand und hofft, dass die Pille den Weg nochmal in die Maschen findet (ja, Synonyme können wir wie die Bravo Sport).

Minute 34 – Heute ist es soweit. Wir haben jeden ernsthaften journalistischen Ansatz aufgegeben und frönen uns endlich ausschliesslich dem Alkohol und der Zerstreuung. R.S. hat seine berühmten Statistiken zu Hause vergessen. Spielaktionen begleiten wir weitestgehend kommentarlos. Wir kichern, als wären wir bei der Lektüre der neusten Bravo, als wir die weihnachtliche Anzeigetafel erblicken.

Minute 30 – St.Gallen kommt zu einer weiteren Chance, weil Xamax gar nicht so wirklich auf dem Platz steht. Und nach dem Eckball – ja, liebe Leserinnen und Leser, nach dem Eckball – fällt das 2:1. Wir sind immer verwirrter.

Minute 29 – Nein, liebe Leserinnen und Leser, wir wissen auch nicht was da bei R.S. nicht rund läuft. Berlin Tag und Nacht…

Minute 26 – Alain Wiss ist ja ein wenig wie Michael bei Berlin Tag und Nacht. In den ersten beiden Staffeln der Star, dann als Protagonist von den preisgekrönten Machern gestrichen. In Staffel fünf taucht er aber plötzlich wieder auf und liefert.

 

Wer mich jetzt (zu Recht) korrigieren wollte, hat sein Leben nicht im Griff.

Minute 24 – Irgendwie ist das heute ein seltsames Spiel. Das ganze Stadion, inklusive der Spieler auf dem Feld, wirkt irgendwie teilnahmslos. Keine Aufregung beim Gegentor, keine Freude beim Ausgleich. Fast so, als ob der Gegner ein unterklassiger Verein wäre und hier gerade ein Cup-Spiel stattfinden würde. Der Gegner klar unterlegen, defensiv desaströs, St.Gallen aber kurzzeitig im Rückstand, weil, nun ja, St.Gallen halt… Seltsam.

Minute 20 – Das Abwehrverhalten der Gäste ist „eifach öpis“, um hier den Prototyp des St.Galler Teenagers zu zitieren, der bezüglich Coolness etwas auf sich hält. Kekuta Manneh profitiert von der Experimentierfreudigkeit der Neuenburger Defensivspieler und ist über rechts durch. Walthert muss eingreifen, um den Rückstand zu verhindern.

Minute 13 – St.Gallen will den Rückstand sogleich ausmerzen. Ein Schuss wird von einem Neuenburger abgefälscht. Die St.Galler wollen ein Handspiel gesehen haben. Statt Penalty gibts aber nur Corner. Und der führt – zwar über Umwege – tatsächlich zum Tor. Ja, liebe Leserinnen und Leser, wir sind auch erstaunt und verwirrt. Ausgleich und Verwirrung, mutmasslicher Titel des zweiten Bands der Autobiografie.

Minute 11 – „Stojanovic irrt umenand.“, nennt mir R.S. den (exakten) Vorgang der Neuenburger Führung. Die ersten beiden Wörter sprach er mit hochdeutschem Akzent aus. Als hätte er tatsächlich noch den naiven Glauben, mit sprachlichem Coaching hier ein wenig Qualität reinbringen zu können. Was bleibt ist Rückstand und Verwirrung. Rückstand und Verwirrung. Mutmasslicher Titel meiner im Dezember 2019 erscheinenden Autobiografie.

Minute 8 – „Erschreckend schwach“ nennt Leser E.M. die Leistung des  heutigen Gegners. Wir stimmen zu. Aber eben, mit „erschreckend schwachen“ Mannschaften hat unser FCSG ja gerne mal seine liebe Mühe.

Minuten 6 – Bin erstaunt, wie wundervoll sich der Schluss reimt beim Eintrag in der fünften Spielminute.

Minute 5 – So langsam ist das wieder mein FCSG. Der Fussballverein meiner Geburtsstadt. Der Fussballverein, mit dem ich mich so gut identifizieren kann. Drei Niederlagen in Folge zuletzt. Pendeln zwischen bedeutungslosem Mittelmass und Existenzkampf ganz unten. Mein Verein, mein Leben. So viele Parallelen.

Minute 3 – Schon kurz nach dem Anpfiff sowas wie eine Chance für St.Gallen. Richtig gefährlich wirds aber nicht.

Minute 2 – Nicht nur die Fans sind in Weihnachtsstimmung. Auch die Anzeigetafel sieht heute etwas anders aus als üblich. Finden wir jetzt eher so semi.



Minute 1 – Sie merken, R.S. lässt sich von R.S. nichts sagen.

Minute 1 – Das Spiel läuft.

18.58 Uhr – Die Teams betreten das Feld. Die Xamax-Fans wünschen per Spruchband frohe Weihnachten und zünden schon mal eine Kerze an. Die FCSG-Fans ebenfalls mit festlicher Weihnachtsbeleuchtung. Schön, diese vorweihnachtliche Atmosphäre.

18 Uhr 54 – Bin heute gesegnet mit der wohligen Gleichgültigkeit des Seins. Es fällt mir entsprechend leicht, im Presseraum unverschämt viele Brötchen zu essen und meine moralische Instanz neben mir, R.S., darauf hinzuweisen, dass er doch bitte die Zeitangabe anfangs eines Eintrages, nach meinem Vorbild anzupassen habe.

18.38 Uhr – 22 Minuten bis zum Anpfiff und wir sind schon am Platz. Und das bei dieser Kälte. Alles nur, weil uns Leser E.M. dieses Bild zukommen liess. Da konnten wir nicht länger im beheizten Medienraum warten.

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