FCSG vs. FC Sion 2:1 – St.Gallen gewinnt dank Demirovic

Von den Sittenern kam zu wenig, um einen Punkt aus der Ostschweiz zu entführen. St.Gallen ist somit weiter Leader.
Von  SENF Kollektiv
Illustration: Senf

FCSG – FC Sion 2:1

Abpfiff – Durchatmen. St.Gallen gewinnt mit 2:1 gegen den FC Sion und bleibt mit zwei Punkten Vorsprung Tabellenführer. Nach 28 Spielen. Unglaublich. Der FCSG will Meister werden. Denn so spielt er. Auch heute. Nicht mehr ganz so sorglos. In der ersten halben Stunde ist er sackstark – und Sion grottenschlecht. St.Gallen führt mit 2:0, weil Demirovic zweimal trifft, und zieht sich dann zurück. Sion gelingt der Anschlusstreffer. Mehr aber nicht. Denn St.Gallen verteidigt beherzt und rettet den Vorsprung über die Ziellinie. Das war Akt 28 der Meistersaison. Am Donnerstag spielen die Ostschweizer in Lugano.

Minute 90+ – R.S. ganz nervös. Er greift mit beiden Händen nach seinem Bildschirm und zittert ein wenig. Nuhus Intervention ins Seitenaus lässt ihn nur kurz hoffen.

Minute 88 – Gefährlicher Freistoss nun für Sion. Kasami wird weggewindet und fällt. Zum Glück trifft er nur die Mauer. Unsere Nerven werden nun aber doch etwas zu sehr strapaziert. Der FCSG hat die Vorentscheidung verpasst und muss nun zittern. Als Fan ist das uhuere Mühsam. Da hilft nur Bier trinken und hoffen.

Minute 87 – Sie sehen, die Anzeigetafel bereitet noch immer Probleme.

Minute 86 – Zum Glück steht er wieder.

Minute ? – Hartes Tackling von hinten, Görtler wird umgesäbelt und zuckt besorgniserregend. Hoffentlich hat er sich nicht ernsthaft verletzt.

Minute 81 – Das Spiel ist unterbrochen und Zeidler will wechseln. Doch sein Anliegen bleibt von Schiedsrichter Jaccottet und seinen Kollegen unerhört unerhört. Das Spiel geht weiter, Zeidler tobt. Beim nächsten Wechsel kommt dann Nuhu. Der FCSG will den Vorsprung über die Ziellinie retten.

Minute 79 – Während R.S. hofft, das die Spritzer wieder trocknen kommt Sion zu einem vielversprechenden Abschluss. Diesen Ball aber ins Seitenaus zu schiessen braucht dann doch viel Fantasie.

Minute 79 – Mit Flipflops goh seiche. Unschön.

Minute 77 – Wir wissen nun wieder, wie lange schon gespielt wurde. Ein beruhigendes Gefühl.

Minute ? – Während Ribeiro die Vorentscheidung verpasste und Zigi im 1:1 den Ausgleich verhinderte, wird der Screen neu gestartet. Wir sehen ein Papierkorb-Symbol und Ordner. Desktophintergrund schwarz, keine Urlaubsbilder aus Malle.

Minute ? – Die Anzeigetafel ist ausgefallen. Wir sehen schwarz.

Minute 68 – Gemäss Anzeigetafel verlässt kein Sittener das Feld, einer kommt aber rein. Das wäre dann schon es bizeli unfair. Richard Fischbacher weiss aber Bescheid und erinnert einen Sittener, das Feld zu verlassen.

Minute 65 – St.Gallen summiert inzwischen 16 Abschlüsse, Sion deren vier. Doch dieses Spiel ist schrecklich offen. Weil der FCSG den Sack nicht zumacht und weil Sion manchmal Platz und, ganz selten, aber immerhin, einen guten Einfall hat. Es sind nervöse Minuten. Man spürt, dass es um einiges geht.

Minute 62 – „Schüüüüüüüüssssss“ geht auch bei nur 750 anwesenden Fans jedem ballführenden Spieler nahe, so auch Miro Muheim. Das war ganz knapp aber leider neben das Tor.

Minute 60 – Der FCSG kommt nun nicht mehr so einfach vor das gegnerische Tor wie am Anfang dieses Spiels. Könnte sein, dass es daran liegt, dass nun auch ein Gegner auf dem Feld steht. Christian Constantin scheint in der Kabine die richtigen Worte gefunden zu haben.

Minute 58 – Sion trifft, die Fahne geht hoch. Abseits. Für solche Situationen hat Jack Stoiker einen Song geschrieben.

Minute 53 – R.S. sagt: „Schrieb du öpis, i ha etz gnueg gschriebe.“ Ich antworte: „Wa sölli schriebe?“ Und er: „Irgenöpis, die fressed üs us de Hand.“ Und dann rettet mich Itten, der den Ball 20 Meter vor dem Tor mit der Brust annimmt, sich dreht und volley abzieht. Über das Tor. Das ist mehr als irgendöpis.

Minute 52 – R.S. haut da einen Eintrag nach dem anderen raus. Ich sitze tatenlos daneben und tue, was ich immer tue: däglichätue.

Minute 50 – „Läck du bisch jo huere viel am schribe“ meint R.S. trocken, dass Lukas Görtler gepflegt werden muss, muss ich jedoch trotz dieses schnippischen Kommentars erwähnen. Ist er doch sozusagen der KITA-Betreuer dieser jungen Mannschaft und somit eminent wichtig für dieses Team.

Minute 48 – R.S. hat Bier spendiert, hat es aber von Leser E.M. holen lassen. Wir leben den Traum, wir lassen Bier holen.

Minute 46 – Das Spiel läuft wieder. Mit dabei ist Vincent Rüfli, er kam für Gimmöno. Von den Toxic-Jungs haben wir uns sagen lassen, dass St.Gallen jetzt im 4-4-2 spielt. Doppelsechs mit Fazliji.

16:57 Uhr – Wir trinken ein von Leserin X.M. gebrachtes Bier. Das Leben ist schön und X.M. mega nett.

16:54 Uhr – Um auf die Vermutung von R.S. aus Minute 42 zurückzukommen, nein, ich habe keine negativen Dorfdiscoerfahrungen. Im meinem Dorf gab es keine.

16:53 Uhr – Noch keine Kiss-Cam.

16:48 Uhr – Christian Constantin setzt sich eine Maske auf, lässt aber die Nase unbedeckt. So ist er natürlich kein Vorbild für all die Zermattens, Imbodens und Zenklusens.

16:47 Uhr – PAUSE

Minute 45+ – Görtler regt sich fürchterlich auf und fordert eine Gelbe für einen Sittener. Die bekommt er wohl auch, wenn er sich nicht beruhigt.

Minute 42 – „Da isch etz nöd so schlau gsi“, sagt R.S. trocken. Mit der Erfahrung von über 30 Jahren, einer Heirat, vielen Niederlagen, mutmasslich auch in der Dorfdisco. Ja, mit diesen Worten kommentiert er einen Fehlpass Muheims, der droht, am Anfang eines gefährlichen Gegenstosses zu stehen. Tut er nicht.

Minute 39 – R.S., offenbar enttäuscht ob meiner Professionalität beim jüngsten Eintrag, sagt: „I dä Dorfdisco häsch aber sicher scho di eint oder ander Enttüschig müsse erfahre.“ Ich schweige und schweife dann wirklich ab. Jugendtreff eines Quartiers am Stadtrand. Kerzenziehen mit Simona, ich begleite sie nach Hause und schreibe ihr später auf MSN. „CoOl xiH. hDL, wDnV!*“

Minute 38 – Ein wildes Spiel. Auf der einen Seite der ewige Sturm und Drang des jungen St.Galler Teams. Und auf der anderen Seite der wilde Walliser Westen. Viel Risiko, vieles, das sich an der Grenze bewegt, überhaupt, vieles, das sich bewegt. Ein kurzweiliges Spiel.

Minute 36 – R.S. brütet über was Grossem. Ich sehs schon kommen. Er tippt und tippt und tippt. Ich vermute irgendwas über eine verflossene Liebe oder negative Erfahrungen in der Dorfdisco als Teenager.

Minute 34 – Die Schlafwagenphase ist definitiv vorbei. Itten müsste das Tor treffen, trifft aber nur den Torwart. Und da auch Sion mittlerweile es bizzeli meh Luscht hat mitzutschutten, sieht das hier eigentlich schon ganz munter aus.

Minute 33 – Doppelpass zwischen Muheim und Demirovic und Sion ist ausgespielt. Muheims Visier ist aber noch zu hoch eingestellt.

Minute 31 – Tramezzani und Zeidler sagen einander Worte, die mutmasslich nicht liebevoll sind. Zumindest lassen die drohenden Zeigefinger der beiden Trainer nicht darauf schliessen. Die Begrenzung der Coachingzone, Bersets Abstandsregel sowieo Schiedsrichter Jaccottet, der sich zur Seitenlinie begibt, verhindern wohl eine körperliche Auseinandersetzung. Eine Minute später reicht Zeidler seinem wohl bald arbeitslosen Pendant die Faust und die Sache ist bereinigt.

Minute 30 – St.Gallen hat (mal wieder) nach dem Gegentreffer den Betrieb eingestellt. Da Sion aber noch immer wie Sion spielt, passiert aktuell praktisch gar nichts.

Minute 27 – Sie merken, R.S. lässt sich mit dem Verarbeiten des Gegentreffers viel Zeit. 5 Minuten lang, brütet er über dem Beitrag aus Minute 22. Es ist seine Art, mit Rückschlägen umzugehen, ich akzeptiere das. Vor allem, wenn in der Zwischenzeit eine Leserin vorbeikommt und Bier mitbringt.

Minute 22 – Eigentlich war klar, dass das passiert. Seit ich geschrieben hatte, ich hätte keine Angst, dass St.Gallen dieses Spiel gewinnt. Denn das Aber ist im Leben eines Grünweissen steter Begleiter. Sion verkürzt. Die St.Galler Abseitsfalle versagt genauso wie die Ameisenfalle in meinem Zimmer. Folglich zieht Uldrikis los und steht alleine vor Zigi. Der Goalie wehrt Uldrikis Schuss vor die Füsse von Baltazar ab, der nur noch ins leere Tor einschieben muss.

Minute 19 – Doppelpack. Demirovic trifft zwar nur die Latte, der Abpraller köpft er dann aber rein. Sion unterschti.

Minute 17 – „Druckphase“ nun der Gäste. Dank eines Eckballs der Gäste ist der Ball fast eine Minute in der St.Galler Hälfte.

Minute 14 – Der FC Sion ist so dermassen unterlegen. Unfassbar. Gefühlt kamen die Walliser noch nie über die Mittellinie, entsprechend ohne Abschluss bisher. Derweil schoss der FCSG sechsmal aufs und einmal ins Tor. Er hat fast 70 Prozent Ballbesitz und gewinnt beinahe 60 Prozent der Zweikämpfe. Ich sage es nur ungern, weil ich das Drama ja mag und überdies auch das Selbstmitleid, aber ich habe keine Angst, dass St.Gallen dieses Spiel nicht gewinnt.

Minute 12 – Demirovic scheint das ändern zu wollen. Und schiebt zum 1:0 ein. Passt.

Minute 11 – R.S. nennt Sions Unterlegenheit „hoffnungslos“. Im Resultat spiegelt sich das leider noch nicht wieder.

Minute 10 – Der weite Ball von Sions Torwart ins Seitenaus entlockt einem Fan auf der Haupttribüne ein „guete Ball!“. Es ist der gleiche Fan wie beim letzten Spiel. Sie erinnern sich.

Minute 8 – Kasami, dieser Spieler, der ein bisschen mehr sieht als alle anderen. Ein bisschen besser passt und schiesst als der Rest. Dieser Spieler, der in dieser Liga eigentlich kaum etwas verloren und kaum etwas gefunden hat. Dieser Kasami müht sich ab, verhindert statt kreiert, in einer Mannschaft, die diese Bezeichnung nicht verdient. Der FC Sion ist zusammenhangslos geführt und zusammengestellt. Und irgendwo in diesem Verein arbeitet Kasami, als Künstler, der den Schülern das Mandala beizubringen versucht.

Minute 6 – Dritter Eckball für den FCSG, das zweite Mal gefährlich. Irgendeiners Kopfball geht knapp über die Latte. Im Anschluss zieht Fickentscher den Zorn des Publikums auf sich, da er sich mit dem Abstoss schon jetzt extreeem viel Zeit lässt.

Minute 4 – Zweiter Eckball für den FCSG, das erste Mal gefährlich. Muheims Schuss streift aber knapp am Pfosten vorbei.

Minute 4 – Erster Eckball für den FCSG, das erste Mal ungefährlich.

Minute 1 – Wundervoll, wie Sion die ersten drei Zweikämpfe verliert und deshalb Itten im rechten Couloir an den Ball kommt, ein paar Meter geht und schliesslich abzieht. Fickentscher muss erstmals eingreifen. Wir haben ja wirklich gar keine Ahnung von Fussball. Aber dass Sion im Abstiegskampf steckt und St.Gallen Tabellenführer ist, ist, nun ja, feststellbar nach wenigen Sekunden Spielzeit.

Minute 1 – Los gehts.

16:00 Uhr – Fünf Reihen unter uns Sitz CC. Monsieur Constantin somit noch nicht auf der Bank. Er scheint mit dem Spielstand noch zufrieden zu sein.

15:59 Uhr – Ein löblicher Fan hat uns Bier mitgebracht. Wir sind glücklich.

15:55 Uhr – R.S. und meine Wenigkeit harmonieren heute bestens. Erst haben wir uns mit gespieltem Interesse nach dem Wohlbefinden des anderen erkundigt. Wir haben uns zu einem Lächeln gezwungen, gefragt, wie es bei der Arbeit ginge, ob wir zu Hause oder im Büro arbeiten würden, genickt und gelächelt, wie man eben lächelt, wenn das Bier wirkt und vieles spannend scheint, was niemals spannend ist. Und wir haben und anschliessend in Ruhe gelassen und uns selbst gewidmet. Freilich auch eine Sisyphusarbeit.

15:53 Uhr – Ich freue mich auf einen weiteren blutleeren Auftritt des FC Sion. Ich freue mich auf die Schlagzeile: «Knall in Sion – Tramezzani weg!» Ich freue mich auf ein Interview Christian Constantins im Boulevard, in dem er alles und jedem mit Klage und anderen Vergeltungsschlägen droht. Ich freue mich auf einen neuen Trainer im Wallis, der völlig teilnahmslos an der Linie steht, während seine Mannschaft sich diskussionslos mit 0:3 abschlachten lässt.

15:48 Uhr – Die Themen sind uns ausgegangen. Wir schweigen uns wieder an.

15:46 Uhr – R.S. und ich nutzen die verbleibende Zeit bis zum Anpfiff für Smalltalk.

15:44 Uhr – R.S. tragt noch Sonnenbrille, ich kurze Hosen, Flipflops und viel Sonnencreme auf der Haut. Alles an mir sagt: Südtürkeiurlaub 2004. Der euphorisierte Stadionspeaker erinnert mich an den Animateur, der erfolglos versuchte, mich aus meiner schon damals besorgniserregenden Lethargie zu reissen.

15:38 Uhr – Ideale Tickerbedingungen haben bereits ins Stadion gelockt, obwohl das Spiel erst in 22Minuten los geht. Ideale Tickerbedingungen aka offener Zapfhahn. Vor dem Stadion ist alles zu und verwaist. Geisterspiel in einer Geisterstadt oder so, wie wir uns ein GC-Spiel im Letzigrund vorstellen, wenn mal nicht das Publikumsmagnet aus dem Osten zu Gast ist.