Ex-Kino Corso: Es bewegt sich was
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Seit über drei Jahren steht das ehemalige Kino Corso an der Brühlgasse leer. Das ist ziemlich viel vergeudetes Potential aus Beton: Das Gebäude liegt mitten in der belebten St.Galler Ausgeh- und Einkaufsszone. Und von der hässlichen Fassade sollte man sich nicht abschrecken lassen. Im Innern des grau-weissen Gebäudes hat es Platz.
So viel Platz nämlich, dass im vergangenen Jahr die Zürcher Neugass Kino AG eine Machbarkeitsstudie für ein neues St.Galler Studiokino erarbeitete. Nicht weniger als acht (!) Kinosäle und eine Bar waren damals angedacht.
Die Neugass Kino AG betreibt die Studiokinos Riffraff und Houdini in Zürich sowie das Bourbaki in Luzern. Laut Frank Braun, Geschäftsführer der Neugass Kino AG, kam das Projekt in St.Gallen aber nicht über eine Machbarkeitstudie hinaus.
Jammerschade. Klar, als Filmfreund mag man das klug programmierte Kinok in der Lokremise. Aber trotzdem: Etwas Konkurrenz hätte dem seit Jahren etablierten und gut eingemitteten St.Galler Studiokino nicht geschadet. Neue Kinobetreiber hätten vielleicht neue Dinge ausprobiert und gewagt, die bislang in St.Gallen keinen Platz (mehr) hatten.
Einen Traum begraben
Aber: Das bleibt vorerst Wunschdenken, es gibt kein «zweites Riffraff» in St.Gallen.
Aber auch: Rund ums Corso ist viel in Bewegung. «Die Kinoidee war ein Traum, eine Vision, die wir dann leider verabschieden mussten», sagt Iso Senn, Verwaltungsrat der Immo-W AG. Diese hatte das Gebäude 2012 gekauft. «Der Umbau wäre schlicht zu teuer und aufwändig gewesen», sagt Senn.
Die Immobilienfirma hatte 2013 dann auch das ehemalige Restaurant Boccalino gekauft, so dass ihr heute der ganze Gebäudekomplex zwischen Brühlgasse und Burggraben gehört. Der besteht aus einem einem Kinosaal, einem zweigeschossigen Restaurant, einer stillgelegten Kegelbahn sowie einer Terrasse Richtung Kantipark… Und das alles mitten in der Stadt.
Laut Senn ist eines fix: «Einfache Büros soll es im Erdgeschoss des Gebäudes nicht geben.» Man ziele auf eine öffentliche Nutzung ab. «Die Suche, was aus dem ehemaligen Kino Corso werden soll, läuft weiter», sagt Senn. Die Firma habe mittlerweile drei «voneinander völlig verschiedene» neue Projektstudien erarbeitet. Über deren Inhalt schweigt Senn. «Wir werden voraussichtlich noch dieses Jahr entscheiden, wie es weitergeht.»
Das kann vieles heissen – lässt aber auch hoffen: Fürs Corso schwirrten in den letzten Jahren schon einige Ideen herum, unter anderem war auch ein grosses Kulturlokal angedacht. Aber auch hier: Der Umbau wäre zu teuer geworden.
Wer regelmässig ins Corso ging, erinnert sich sicher an dessen speziell geformten Vorführsaal. Und an ein paar denkwürdige Filme, die man dort gesehen hat.
Etwa diesen:
Oder noch früher diesen:
Kino-Infrastruktur im Innern noch da
Was auch immer passiert: Das Corso ist auch offen für vorübergehende Nutzungen.
So zeigte 2013 der St.Galler Filmemacher Dennis Ledergerber seinen Film Himmfelfahrtskommando, den die Kino-Gigantin Kitag nicht ins Programm nehmen wollte. Und Ende August führte die Stadtverwaltung ihren Dok-Film über das grandios gescheiterte Geothermie-Projekt vor. Letztere Veranstaltung ist hoffentlich kein schlechtes Vorzeichen für das Corso-Gebäude.