Eu so como so
Der Liedtitel der Hauptband Nilsa - «Ich bin wie ich bin» - ist bezeichnend für das Viertel in Trogen. Und er passte auch zum 5-Jahr-Jubiläums-Openair auf dem Hirschenparkplatz am Wochenende.
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20/4 als Motto und ein vielfältiges, eher rares Programm: Das lockte Leute unterschiedlichen Alters ins nahe Appenzellerland. Wer eine urchige Feier der Landjugend erwartete, wie sie vom Tagblatt angekündigt wurde, der hätte allerdings erschreckt feststellen müssen, dass man ums Viertel zwar nicht so grosse Berührungsängste hat mit dem Urchigen, jedoch an den zwei Fest-Tagen weder folkloristische Elemente entdecken konnte noch eine Trachtenjugend, die Walzer tanzt.
Im Programm fand man Ska, Funk, Gipsy, Polka-Punk, Rock und vieles mehr. Mit der Bezeichnung «Urban music with african spirit» sind dann Nilsa am späteren Samstagabend nun wirklich meilenweit von urchig entfernt. Sie wärmen den kalten, zugigen Ort gehörig auf mit einem sehr speziellen Mix aus Reggae, Rap, Afrobeat und Soul. Die World-Rakete Nilsa verwandelt den Platz zwar nicht gerade in einen Hexenkessel, aber das geht auf das Konto des kalten Wetters. Den berühmten St.Galler Halbkreis vor der Bühne gibts auch nicht – wenn der Ansager sie auffordert, kommen die Leute sofort an den Bühnenrand und tanzen. Urchiger ist die Küche mit Wurst und Älplermaggerone und dem gefühlten Eurodance in der Bar, während draussen bessere Musik läuft.
Zusammengefasst: traditionelle Küche, Weltenbürger auf der Bühne, individuelle Leute – das Viertel ist sowohl im Programm als auch mit den kreativen Ideen längst zu einem Kulturort geworden, der Beachtung verdient. Sinnbildlich dafür hängt an der Wand ein Plakat des Performance-Künstlers Guy Dale mit seinem Projekt «Mute Swimmer»: Der Avantgardist bespielte im März das Viertel, in St.Gallen machte er auf dieser Tournee nicht halt.
Bilder: Lük Popp. www.viertel.ch