Es kommt knüppeldick

Das diesjährige Wortlaut ist gestartet, mit prominenter Stimme: Elke Heidenreich hat am Mittwochabend den Anlass im Festsaal des St.Galler Stadthauses eröffnet. Am selben Ort, dem Sitz der Ortsbürgergemeinde, öffnen sich am Samstag die Fenster für Emmi und Günter, die beiden Unverwüstlichen. Sie hauen auf die Gasse, in diesem Fall die Gallusstrasse, was das Kopfsteinpflaster hält.
Seit plusminus zehn Jahren gehört der Gassenhauer zum Programm des Literaturfestivals Wortlaut. Und macht dessen Namen alle Ehre, zumindest was die Lautstärke betrifft. Der Gassenhauer ist quasi das kabarettistische schlechte Gewissen der Ostschweiz.
Weltuntergang, wenigstens beinah
Dieses Jahr ist Krise angesagt. Um genau zu sein, war zwar beim Gassenhauer schon immer Krise – mal lokal, mal global, mal zwischenmenschlich, mal pandemisch, mal politisch. Aber diesmal ist die Krise existentiell. «Es kommt knüppeldick», warnt Günter. «Die Anzeichen verdichten sich. Die Krise ist da, und nächstens wird aus der Krise eine Katastrophe, eine Apokalypse, Emmi, verstehst du, Weltuntergang, wenigstens beinah. Und drum musst du dich wappnen.»
Wie die beiden die Krise bewältigen, sei hier nicht verraten. Nur soviel: Typisch Sanktgallisches spielt dabei die Hauptrolle, und unvermeidlich tritt in einer nicht ganz unwichtigen Nebenrolle auch das berühmteste Wiesli der Ostschweiz auf.
Sicher ist: Emmi und Günter aka Diana Dengler und Marcus Schäfer pfuschen sich einmal mehr gegenseitig ins Hand- und Mundwerk.
2022 und 2021 hatte jemand anders die Klappe noch weiter offen: Corona. Günter und Emmi schlugen drum klammheimlich aus dem Lockdown zu, nachzusehen hier. Im Jahr 2022 ging es dann, wieder live und erstmals am neuen Ort, beim Stadthaus, um Wokeness und Correctness. Und jetzt also: Krise. Katastrophe. Menetekel!
Gassenhauer.
Mit Diana Dengler (Emmi) und Marcus Schäfer (Günter) von Theater am Tisch und einem Text von Peter Surber:
25. März, 17.30 Uhr, Stadthaus, St.Gallen
Das ganze Festival-Programm: wortlaut.ch
Von Schispringen bis Sichtbarkeit
Wortlaut geht am Freitagabend richtig los, mit einer kollektiven Stationenlesung, den Schispringerliedern von Christoph & Lollo und dem traditionellen Dialekt-Poetry-Slam. Am Samstag lesen und performen unter vielen anderen Anna Marwan, Julia Trachsel, Simon Froehling oder Ariane Koch.
Den Sonntag eröffnet um 11 Uhr Raoul Schrott, später gibt es ein Literaturgespräch über Sichtbarkeit (mehr zum diesjährigen Schwerpunktthema im Beitrag von Eva Bachmann). Ebenfalls im ausführlichen Sonntagsprogramm: die literarische Stadtbegehung und Sessions mit Ostschweizer Schreibenden. Und zum Schluss fragen Pedro Lenz und Simon Spiess: «Chöit ders eso näh?»