Es ist ein Song über die anderen. Jene, die nichts wissen, aber trotzdem munkeln und besserwissen. They Say They Say ist ein Song über die Frustration, den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht werden zu müssen, während man eigentlich einfach nur Spass haben will. Der Inhalt der neusten Single von Elio Ricca könnte nicht passender sein zum Brief, der neulich in Riccas Briefkasten lag. Die Spielverderber:innen vom Zoll verstehen wohl keinen Spass. Aber von vorne.
Das Musikvideo der neusten Single They Say They Say kommt in der inzwischen gewohnten Toericht-Optik daher. In der Sekunde 50 zückt Riccas Grossmutter ein Gewehr und hält es in die Kamera. Eines, das Ricca nicht einfach so zuhause hatte. Deswegen erkundigte er sich ein paar Wochen vor dem Videodreh im Zollibolli. Dort gibt es nämlich täuschend echt aussehende Gewehre. Doch billig sind sie nicht, weswegen Ricca beschloss, doch auch noch im Netz nach günstigeren Alternativen zu suchen. Auf einer deutschen Kostümplattform wurde er fündig, das war vor einem Monat. Doch die Bestellung kam nie an. Kurz vor dem Videodreh entschloss er dann, trotzdem ein Gewehr im Zollibolli zu kaufen.
Vorgeladen wegen illegalem Waffenimport
Vor einer Woche kam dann der Hammer: Eine polizeiliche Vorladung lag in Riccas Briefkasten.
In der Eigenschaft als: Beschuldigte Person
Grund: Widerhandlung gegen das Waffengesetz, Einfuhr eines Sturmgewehrs Command M-118, mit Verwechslungsgefahr
Einvernahme: als Beschuldigter
Ricca nahm es unbeschwert. «Ich dachte, easy. Ich sag denen einfach, dass es nur ein Spielzeuggewehr ist.» Doch das wusste die Polizei bereits. Der Import von Spielzeugwaffen «mit Verwechslungsgefahr» ist illegal. Ricca war sofort geständig: «Okay, sorry Leute, ich zahl die Busse.» Wie viel, weiss er noch nicht, doch es wird wohl kein riesiger Betrag sein. Teuer hingegen werden die Kosten der Staatsanwaltschaft.
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ricca
Ohne Importbewilligung werden Waffen, welche eine bräuchten, an der Grenze beschlagnahmt und kommen an die kantonalen Waffenbüros. So passierte das auch beim Kostümland-Gewehr. Der Fall wurde von der Polizei inzwischen abgehandelt und wegen einer Widerhandlung gegen das Waffengesetz an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.
Florian Schneider, Polizeisprecher bei der Kantonspolizei, sagt: «Das Waffengesetz ist streng und kennt kein Pardon. Sobald etwas auf den ersten Blick einer echten Feuerwaffe gleicht, darf man es nicht einfach so importieren, unabhängig vom Zweck oder den Funktionen des Gegenstandes.» Zollibolli und andere dürfen nur Artikel verkaufen, die der Gesetzgebung entsprechen, für den Import benötigen sie eine Bewilligung.
Ricca sieht die Sache aber entspannt. «Wir haben schon eine Million Dinge angestellt, die grenzwertig waren.» Das brennende Klavier in der Kreuzbleiche für das Video von Duck zum Beispiel. «Von da her ist es auch fair, dass sie mich dieses Mal erwischt haben. Wie Al Capone, der letztlich wegen eines Steuerdeliktes hinter Gitter kam, obwohl er für hunderte Morde verantwortlich war.»
Einen Anwalt hat Ricca nicht, zu teuer. «Eigentlich habe ich es ja im Netz bestellt, weil ich Geld sparen wollte.» Fehler sind manchmal teuer, doch auch wenn der Vorfall gute Schlagzeilen in der Skandalpresse hergeben würde, weiss Ricca: «They say I could be dead by now if I hadn't made all the right mistakes.»