Entdeckungen im Tiefschnee

Er studierte mit Maurice Ravel, vertonte unter anderem Gedichte von Paul Verlaine, war befreundet mit Marcel Proust, schrieb musikalische Komödien und Kammermusik, stieg bis zum Direktor der Pariser Oper auf – und dürfte dennoch hierzulande komplett unbekannt sein: Reynaldo Hahn (1874–1947).
Jetzt lädt das kleine Festival Musique am Berg auf der Schwägalp dazu ein, zumindest eines seiner Werke kennenzulernen: das Klavierquintett aus dem Jahr 1921.
Ungewöhnlich wie die Besetzung des Werks sind die Interpreten: Das russisch-französische Quatuor Tchalik besteht aus vier Geschwistern, Louise, Sarah, Gabriel und Marc Tchalik. In der Sonntagsmatinee wird sich ihr ältester Bruder Dania als Pianist hinzugesellen. Das 2013 gegründete Quartett errang unter anderem den ersten Preis am Salzburger Mozartwettbewerb 2018.
Musique am Berg: 18. und 19. Januar, Hotel Säntis, Schwägalp
Junge Interpretinnen und Interpreten aus dem frankophonen Raum in die Ostschweiz zu bringen, ist die Grundidee der «Musique am Berg», die Nicola Borra und Jürg Hochuli 2017 ins Leben gerufen haben und jetzt zum vierten Mal durchführen. Nachdem der Anlass 2019 ausnahmsweise in die Militärkantine St.Gallen emigriert war – ein Glück, wie sich herausstellte, weil er sonst im lawinengeschädigten Hotel nicht hätte stattfinden können –, kommt er jetzt zurück an den Originalschauplatz.
Brückenschläge über den «Röstigraben» sind das erklärte Ziel der Organisatoren. Gegenüber früheren Jahren (mit Patrick Kessler, Goran Kovacevic oder Appenzeller Chansons) fehlen diesmal die Ostschweizer Namen im Programm. Dafür ist umso mehr musikalisches Neuland zu entdecken.
Neben dem klassischen Schlusspunkt am Sonntag mit dem Quatuor Tchalik verspricht das Samstagsprogramm French-Pop mit Meimuna, einem Ensemble um die Walliser Sängerin, Gitarristin und Komponistin Cyrielle Formaz, und Songwriting mit Nicolas Fraissinet. Der in Morges geborene und in Paris wohnhafte Pianist wird als stilistisch «inclassable» und als charismatischer Musiker beschrieben.
Dieser Beitrag erschien im Januarheft von Saiten.