Eine Träne oder eine Chance für die Rondelle
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Die Rondelle auf dem Marktplatz ist nur auf den ersten Blick eine unscheinbare Kleinbaute aus den 1950er-Jahren. Entworfen von Paul Biegger, der damals noch Stellvertreter des Stadtbaumeisters und später lange Jahre selber Stadtbaumeister war, ist sie bei genauerem Hinsehen gar nicht rund, sondern neuneckig.
Ihr fliegendes Dach, ihre harmonischen Proportionen hatten vor über zwanzig Jahren zu einem Antrag auf Unterschutzstellung geführt – doch dann wurde doch darauf verzichtet. Die Kleinbaute selbst war – das berichtete Saiten – auch erst nach einigen Streitereien gebaut worden.
Als im Februar 2019 bekannt wurde, dass das prämiierte neue Gestaltungskonzept mit dem Namen «Vadian» den Pavillon opfern will, haben ihm manche vorsorglich eine Träne nachgeweint.
Die Jury meinte, wichtiger sei die freie Sicht aus der Marktgasse Richtung Goliathgasse. Statt der Rondelle sieht das Projekt zwei neue, fixe Marktstände vor. In ihrer ovalen Form sollen sie leicht verschoben Richtung Westen zu stehen kommen. Wie sie aber genau aussehen werden, weiss man noch nicht, denn dieses Mal stimmen wir nicht über ein fertiges Projekt, sondern über einen globalen Kredit zur Marktplatzsanierung ab.
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Die Visualisierung des Projekts «Vadian». Gemäss Projektbeschreibung soll «ein offener, grosszügiger und städtischer Raum von magnetischer Ausstrahlungskraft» entstehen.
Dieses Vorgehen bietet aber auch die Chance, dass es vielleicht doch noch besser kommt – so wie auf dem Kornhausplatz. Dort war im Siegerprojekt statt des Lämmlerbrunnens ein Wasserbecken vorgesehen. Der engagierte Kampf von Textilunternehmer Max Hungerbühler für den Brunnen – er symbolisiert eine fallende Stoffbahn – hat ihn am bisherigen Standort gerettet.
Vielleicht findet sich jemand, der sich mit ähnlichem Engagement für die Rondelle einsetzt. Aus der Abschieds- würde dann eine Freudenträne.