Eine Runde weiter

Lasst die Fussballlichtspiele beginnen: Von Donnerstag bis Samstag dreht sich auf der Leinwand und der Bühne im Figurentheater St.Gallen alles um den populärsten Sport der Welt.
Von  Corinne Riedener

Kaum zu glauben, dass die letzten Fussballlichtspiele schon vier Jahre her sind. Die vergangenen drei Ausgaben sind wegen der Pandemie und der schwierigen Suche nach einer neuen Location ausgefallen, doch das Warten hat sich gelohnt, nur schon wegen des neuen Spielorts: Das Figurentheater St. Gallen passt bestens zu diesem Filmfestival, das sich seit seinen Anfängen nicht nur dem Sport, sondern auch dem ganzen Drumherum verpflichtet fühlt, besonders der Fankultur, aber auch den politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Auswirkungen und Tendenzen der Maschinerie.

Dem bewährten Konzept mit mehreren Schwerpunkten ist das Kollektiv treu geblieben. Die sechste Ausgabe legt den Fokus unter anderem auf die Themen Inklusion und Fussball in Krisengebieten, wie gewohnt mit Gästen und Gesprächsrunden.

Der erste Abend ist britischen Trainerlegenden gewidmet, insbesondere Arsène Wenger, oder wie manche aufgrund seiner aussergewöhnlichen Vereinstreue sagen: Arsenal Wenger. Arsène Wenger: Invincible zeichnet die Karriere des legendären Trainers nach. Im Anschluss geht The Three Kings der Beziehung der drei Schotten Matt Busby, Jock Stein und Bill Shankly von Manchester United, Celtic Glasgow und Liverpool nach, aber auch der Frage, welche Rolle der Fussball nach dem Zweiten Weltkrieg für die Brit:innen spielte.

Fussballlichtspiele St.Gallen:
7. bis 9. September, Figurentheater St.Gallen

fussballlichtspiele.ch

Der zweite Abend steht unter dem Motto «Hoffnung Fussball». Viele erhoffen sich vom Sport ein besseres Leben, so auch Fawzi und Mahmoud, zwei Jugendliche, die jahrelang im jordanischen Zaatari im grössten Flüchtlingslager der Welt lebten. Der Dokfilm Captains of Zaatari zeigt ihren Alltag zwischen Sorgen, Hoffnung und Träumen. Davor sind aber die Frauen am Zug: Der Dokfilm Nadia zeichnet die berührende Lebensgeschichte der gleichnamigen Protagonistin nach, die mit acht Jahren aus Afghanistan flüchten musste und im Fussball eine neue Heimat fand – als Stürmerin für Dänemark und für Paris Saint-Germain. Dazwischen wird das Thema «Fussball in Krisengebieten» in einer Gesprächsrunde vertieft.

Um die Hoffnung geht es auch am dritten Tag. Bigman portraitiert zwei Freunde, die – trotz Rollstuhl –von der grossen Fussballkarriere träumen, und Mighty Penguins zeigt, wie wichtig der Sport für Kinder mit einer Behinderung sein kann. Anschliessend diskutieren Expert:innen über Fussball und Behinderung. Das Abendprogramm startet mit Brothers of Football. Der einst glorreiche Club Corinthian FC ist in der achtklassigen Versenkung verschwunden, in Brasilien lebt der Name aber beim berühmten SC Corinthians Paulista weiter, dank einer Reise vor über hundert Jahren. In Brasilien spielt auch der Abschlussfilm: Kaiser: The Greatest Footballer Never to Play Football erzählt die verrückte Geschichte von Carlos Kaiser. Er lebte das ausschweifende Leben eines Fussballstars, stand aber nie auf dem Spielfeld – tja, wer kennt es nicht…