Theater gibt es nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Privaten oder in der Politik. Dabei hat es stets einen Unterhaltungsfaktor, mal im positiven, mal im negativen Sinne. Meistens braucht es für das Theater Menschen, die auftreten, und ein Publikum, das zuschaut.
Für das Publikum gibt es in jedem Stück etwas zu entdecken. Nicht alles ist auf den ersten Blick ersichtlich, und alle erleben das Stück auf eigene Weise. Genau dieses Spannungsfeld zwischen dem Sichtbaren und dem Verborgenen steht im Mittelpunkt des neuen Stücks Entdecken/Verstecken des Komiktheaters, des einzigen professionellen Theaters für Menschen mit Unterstützungsbedarf in der Ostschweiz, das der GHG Sonnenhalde Tandem angegliedert ist.
Die Premiere von Entdecken/Verstecken findet am 22. März in der LOK St.Gallen statt. Anschliessend tourt das Komiktheater mit dem Stück quer durch die Ostschweiz.
Vollbepackt zu den Proben
«Wichtig für das Ensemble war die Bereitschaft der Regie, sich auf die besonderen Bedürfnisse des Ensembles einzulassen», erklärt Sonja Suter, Co-Leiterin des Komiktheaters. Ein klares Regiekonzept? «Hätte nicht funktioniert.» Starre Formen und Vorgaben seien für die Schauspieler:innen des Komiktheaters nur schwer umsetzbar. «Und das», so Suter, «muss man schon auch aushalten können.» Die Regie habe das aber grossartig umgesetzt und sei vollkommen im Fluss mit den Künstler:innen gewesen.
Die Proben waren durchaus eine kleine (oder auch eine grössere) Herausforderung für das Ensemble. Denn zum ersten Mal wurde auswärts geprobt, und zwar im Pool – Raum für Kultur in St.Fiden. Das Pendeln zwischen den Wohnräumen der Stiftung und dem Proberaum war sehr aufwändig. «Fast wie ein komplettes Zügelunternehmen» sei es gewesen, meint Suter. Requisiten, Kostüme, Suppenschüsseln, Zahnbürsten – alles musste mit.
Zudem habe das Verlassen der gewohnten Bewegungsmuster das Ensemble gefordert, aber auch gefördert. Suter ergänzt mit einem Lächeln: «Sich auf etwas Neues einzulassen, ist für die meisten Menschen nicht ganz einfach.» Neues könne immer Angst machen und Unsicherheiten auslösen; es berge aber auch die Möglichkeit, über sich hinauszuwachsen.
Zusammenbringen von Gegensätzen
Das Besondere am diesjährigen Stück ist, dass es keine Neuinterpretation einer konkreten Geschichte ist. Das Ensemble habe unter der Leitung des Regisseurs Emanuel Rosenberg spielerisch zu proben begonnen, sagt Suter. «Und aus den Proben fügte sich das Stück wie ein Puzzle zusammen.» Vieles sei spontan entstanden, und es habe Raum für Ideen aus dem Ensemble gegeben. Durch diese Wechselbeziehung zwischen Ensemble und Regie sei ein ganz eigenes Theaterstück entstanden.
Inhaltlich gibt sich das Komiktheater auf der Website geheimnisvoll: «In einer intensiven Kombination von Raum und Bewegung entfalten sich Bilder von poetischer Kraft und ungeahnter Tiefe.» Viel mehr lässt sich auch die Theaterpädagogin Sonja Suter nicht entlocken. Sie sagt nur: «Manche Sachen kann man zerreden, und das ist schade.»
Der Titel des Stücks ist aber Programm , denn es geht um das Zusammenbringen von Gegensätzen: laut und leise, gross und klein, sichtbar und unsichtbar. Und vielleicht geht es auch ein bisschen darum, mutig zu sein und die Welt ein klein wenig anders zu sehen.
Entdecken/Verstecken: 22. März, 20 Uhr, LOK St.Gallen (Premiere). Weitere Aufführungen bis 2026.