Ein politischer Hauch weht durch die Pfalz

Die Kulturstiftung der Stadt hat ihre Preise verliehen und sich bei der Gelegenheit von Kathrin Hilber verabschiedet. So viele Verabschiedungen – sie kann einem bald leidtun. Wo sie hinkommt gibts Blumen und schöne Reden und dann darf sie auch, was sie so gut kann, Worte wählen und muss – sie stehe dazu – weinen. Es […]
Von  Andrea Kessler


Die Kulturstiftung der Stadt hat ihre Preise verliehen und sich bei der Gelegenheit von Kathrin Hilber verabschiedet. So viele Verabschiedungen – sie kann einem bald leidtun. Wo sie hinkommt gibts Blumen und schöne Reden und dann darf sie auch, was sie so gut kann, Worte wählen und muss – sie stehe dazu – weinen. Es steht zu befürchten, dass es ihr seit Anfang Mai fast täglich widerfährt. In der Pfalz hat sie über ihre Guerillatechnik gesprochen – ein Highlight des politisch angehauchten Abends.

Am Anfang des Abends wurde die Association Palace auf die Pfalzbühne gerufen. Kaspar Surber und Eva Fuchs nahmen den Förderpreis im Namen aller entgegen, bedankten sich bündig und Surber plädierte, trotz Sparpakete, für die neuen Orte der Begegnung: für den Kastanienhof, die Villa Wiesental und für die Bibliothek in der Hauptpost. Damit kickte er einen Steilpass den eine Stunde später Kathrin Hilber abnahm und eintopfte.

Davor bedankte sich der Slamer Renato Kaiser wortreich bei der Stiftung für der Förderpreis, bei seinen Eltern, weil er das glücklichste Kind sein durfte, seiner Freundin, die alles mitmachte und bei den Slamern Etrit Hasler, Matze B., Lara Stoll und Richi Küttel (der ihm nach seinem zweiten Slam sagte: «Das war richtig scheisse»). Dann slamte er zwei Runden über die Literatur und den St.Galler Dialekt.

Zwei Anerkennungspreise gingen an Roman Kurzmeyer aus Amden, der die Pfalzbesucher am kommenden Sonntag in das Bergdorf einlädt – ab der Lenikurve zwanzig Minuten Fussmarsch, Tür Tag und Nacht offen – und an Ernst Hüberli und das Toggenburger Orchester. Die umrahmten den Abend mit kurzen klassischen Stücken. Das Publikum genoss es. Einigen dachten sich danach, endlich mal wieder ein klassisches Konzert hören zu gehen.

Und dann las Corinne Schatz die Abschiedslaudation auf die scheidende Regierungsrätin Hilber und zitiert aus dem Mai-«Saiten», wo von der «Ära Hilber» gesprochen werde und wo es heisst, Hilber habe sich die Guerilla-Taktik zu eigen gemacht: immer in kleinen Schritten vorwärts und kein Aufhebens darum machen.

Eine ergriffene Hilber trat ans Mikro, fing sich drei Sekunden lang und nahm dann den Steilpass entgegen. Wie Surber kam sie auf die düstere Zeit der Sparpakete zu sprechen. Zwanzig Millionen seien jetzt dran, aber in den Köpfen einiger Regierungsräte würden bereits neue Pakete geschnürt, prophezeite sie düster.

Das erste Sparpaket vor einem Jahr, habe sie gezwungen, die Bibliothek fallen zu lassen. «Allein buckeln» ginge nicht, manchmal müsse man die Dinge gehen lassen, damit sie guerillamässig im Untergrund aufgegriffen werden. Die Bibliotheksinitiative habe das ganz wunderbar gezeigt. (Übrigens greift auch Johannes Stieger im Juni-«Saiten» das Guerilla-Thema, wenn auch unter anderem Zusammenhang.)

«Wer redet, wird geköpft» sagte Kathrin Hilber und obwohl sie es so gut kann, glaubt man ihr doch, dass ihre Taktik eine andere war. Manchesmal haben sie «ghexlet» auf dem Amt und im Untergrund Dinge ausgesät und wenn es dann später blühte habe niemand mehr was dagegen gehabt.

Der Abend endete mit einer Standing-Ovation für Hilber, aber auch ein bisschen für den Abend selber, der unter dem Eindruck eines Mottos endete: weniger reden, mehr machen.