Ein Jazzfoto fast wie anno 1958

Rund fünfzig Personen, eine legere Gesellschaft quer durch alle Generationen war es, die sich auf der Treppe bei der Macelleria d’Arte in St.Gallen zum Gruppenbild formierte. Genau 57 waren es damals gewesen, auf dem Originalbild, das dem Projekt als Vorlage diente: «A Great Day in Harlem», fotografiert von Art Kane im Jahr 1958 vor einem Gebäude in der 126th Street, eine Ikone der Jazzgeschichte:
Hier in St.Gallen sollte an diesem Montagabend zumindest ein Stückchen regionale Jazzgeschichte geschrieben werden: Initiant Claude Diallo geht es darum, ein Netzwerk der Ostschweizer Jazzszene aufzubauen, einer Szene, «welche leider gesamtschweizerisch etwas vergessen geht». Mehrere Jamsessions haben bereits stattgefunden, die nächste steht am 1. September im St.Galler Tivoli auf dem Programm – mit einem Teil der Musiker, die sich jetzt zum «Familienbild» zusammengefunden haben. Musikerinnen, wie schon damals in Harlem, waren erneut krass in der Minderzahl.
Frauenpower dafür hinter der Kamera: Pianist Diallo (mit Dächlikappe unten auf dem zweite Bild) hatte für das «Shooting» Camilla Douraghy gewinnen können. Eine Stunde lange arrangierte und animierte die amerikanisch-schweizerische Fotografin mit iranischen Wurzeln den wilden Jazzhaufen, bei schwierigen Lichtverhältnissen unter dem typisch st.gallischen Wolkenhimmel. Was Diallo freute: Es kamen international renommierte Musiker wie Pepe Lienhard oder Dani Felber, aber auch Dai Kimoto mit seinen Thurgauer Swing Kids, darunter der erst 9-jährigen Posaunistin Sophie Bright.
Rund 170 Namen zählt das Ostschweizer Jazz Kollektiv zur Stunde – dass so viele zum Fototermin erschienen, sei eine Freude, sagt Diallo. Bis man sie öffentlich bewundern kann, bis das Bild bearbeitet und publiziert ist, dauert es aber noch einige Wochen.
Bilder: Ladina Bischof