Ein bisschen Ostschweiz in Solothurn

Der St.Galler Filmemacher Thomas Lüchinger präsentierte an den Solothurner Filmtagen seinen neuesten Dokumentarfilm Paths of Life, der im März auch im St.Galler Kinok zu sehen sein wird. Es geht darin um Menschen, die Krisensituationen überwunden haben.
Schon mehrmals hat der in der Region wohnende Thomas Lüchinger Filme in Solothurn vorgestellt. Zu sehen waren etwa 2007 Johle und werche, dann Guets Neus – Schöö, wüescht ond schööwüescht über die Silvesterchläuse oder zuletzt 2016 Being There – Da sein.
In Paths of Life lässt Lüchinger verschiedene Personen ihre Geschichte erzählen: Die Isländerin Sólveig Jónsdóttir arbeitet als «Nature based Coach» und inszeniert Rituale. Die 80-jährige Amerikanerin Aviva Gold entwickelte eine Therapiemethode namens «Painting from the Source». Der Österreicher Marcus Pan fand seine Bestimmung in der Entwicklung von Permagärten.
Gemeinsam ist ihnen, dass sie alle grosse Lebenskrisen zu bewältigen hatten. Im Film blicken sie zurück und schildern, wie ihnen dies gelungen ist. Der Tonfall von Paths of Life ist denn auch positiv und optimistisch.
«Paths of Life» wird voraussichtlich am 5. März in Anwesenheit von Thomas Lüchinger im Kinok gezeigt.
Es gehört zum Konzept des Films, dass die Protagonisten ihre Geschichte unkommentiert und ohne Nachhaken erzählen können. Nur in einer Szene weicht Lüchinger davon ab: Als Aviva Gold im Gespräch mit ihrem Sohn gezeigt wird und dieser sie mit seiner divergierenden Sicht auf seine Kindheit konfrontiert. Davon hätte man gerne mehr gesehen.
Lüchinger zeichnet gleich für Regie, Buch und Kamera und war auch für eine erste Rohfassung zuständig. Erst für die Montage kam dann eine Cutterin dazu. Es brauche den anderen Blick, sagte er bei der Premiere des Films in Solothurn.
Die Erzählungen bebilderte Lüchinger einerseits mit Naturaufnahmen. Vor allem aber filmte er seine Protagonisten: Bei Spaziergängen, am Küchentisch, bei Therapiesitzungen, bei Ritualen. Entstanden ist ein Film, der sich an ein Publikum richtet, das sich für verschiedene Therapieformen bis hin zu Esoterik interessiert.
Zu den Beiträgen aus der Ostschweiz im Programm der noch bis heute Mittwoch dauernden Filmtage gehört auch der Animationsfilm Kids von Michael Frei, geboren 1987 in Appenzell und mit dem preisgekrönten Film Plug & Play (2013) bekanntgeworden. Die neunminütige interaktive Auseinandersetzung mit dem Verhängnis der Gruppendynamik wurde für den Schweizer Filmpreis 2020 nominiert.
Erstmals in Solothurn präsent war Thomas Karrer. Er zeigte Zwischenwelten, einen Dokumentarfilm über Heilerinnen und Heiler aus dem Appenzellerland. Der 1963 geborene Herisauer lebt in Trogen, er arbeitet unter anderem als Kameramann und Cutter für Webfilme der Universität St.Gallen. Filmstart ist im April.