Drei Mal dreissig drüber unter abertausenden von Zwanzigern

Strohhüte, Sonnenbrillen, jede Menge Hot-Pants und viel makellose Haut im Tobel heuer. Wahrscheinlich war das schon immer so – auffallen tut es heuer nur, weil wir heuer merken, dass wir ungeheuerlicherweise heuer nicht mehr dazugehören. Wir sind zu dritt. Drei mal dreissig drüber. Einen Strohhut hat keine dabei, Sonnenbrillen bleiben daheim, weil wir nicht vor […]
Von  Andrea Kessler

Strohhüte, Sonnenbrillen, jede Menge Hot-Pants und viel makellose Haut im Tobel heuer. Wahrscheinlich war das schon immer so – auffallen tut es heuer nur, weil wir heuer merken, dass wir ungeheuerlicherweise heuer nicht mehr dazugehören.

Wir sind zu dritt. Drei mal dreissig drüber. Einen Strohhut hat keine dabei, Sonnenbrillen bleiben daheim, weil wir nicht vor 22 Uhr unten sind, mit Hot-Pants halten zwei mit und der makellosen Haut helfen wir nach. Guter Laune steigen wir für den Warmlauf ins Bacardi-Zelt.

Auch hier: jede Menge Hot-Pants, makellose Haut, Sonnenbrillen mit Neonbügel («Die Sonnenbrillen sind Zürcher, sicher!») – nur die Strohhüte fehlen. Andere Fraktion. Durchschnittsalter 22. Als wir drei  Mojitos bestellen, werden unsere Ausweise verlangt. Sorry? – Aber danke, gell, haha. Wir zahlen 45.—Franken, schlürfen den Drink dem der Rum irgendwie abhanden gekommen ist und schlängeln uns zu Incubus vor.

Nach Incubus, wir sind uns über den Sänger nicht einig geworden, schlängeln wir uns wieder zurück, bestellen weitere drei Mojitos, müssen keine Ausweise mehr zeigen und zahlen 40.—Franken. Diesmal gibts den Drink mit Rumgeschmack. Während wir uns zu Caligola vorschlängeln, überlegen wir, wie alt zu alt fürs Openair ist und ob wir nun das letzte Mal hier waren.

Nach Caligola, doch das eine Lied könnte sich mit dem Sommer verknüpfen, schlängeln wir uns wieder zurück, bestellen drei Mojitos, zahlen 30.—Franken und  wundern uns. Diesmal mit wirklich echtem Rum drin. Wir schlängeln uns zum Päuli vor und langweilen uns. Lahm ists, wir sind müde und haben Hunger.

Nein, definitiv, wir sind noch nicht angekommen im Tobel, im steilen Partygang der Zwanziger mit ihren Neonbrillen. Wenn wir heute nicht den Ecken einer anderen Fraktion finden, sind wir heuer das letzte Mal unten. Bestimmt.