Die Zukunft vergegenwärtigen  

Drei Foren im Format «Zukunft St.Galler Innenstadt» haben es klar gemacht: Der City fehlt die Attraktivität und das Leben. Bald soll es anders werden. Mit dem 4. Forum am Dienstagabend ist in der Lokremise die Weiche umgelegt worden. Zehn Massnahmenfelder sind nun offen, um die negativen Entwicklungstrends umzukehren.
Von  Harry Rosenbaum

Mit dem Forum «Zukunft St.Galler Innenstadt» wollen Stadtrat und Wirtschaftsverbände dem Strukturwandel und dem veränderten Einkaufsverhalten in der City begegnen. In den bisherigen Foren ist darüber nachgedacht worden, welches die Ursachen sind für die Entvölkerung, den Attraktivitätsverlust und die Rückentwicklung des Detailhandels.

Das Städtische wird tendenziell weniger

Das Fazit lautet, dass die Innenstadt als Arbeitsort geprägt ist und über eine starke Versorgungsfunktion im Food- und Non-Food-Bereich verfügt. Strukturiert ist die City in drei Bereiche: Mode, Arbeit/Nahversorgung und Gastro. Verknüpft sind die drei Teile über den Hauptbahnhof, die Poststrasse und den Marktplatz. Im 30 Minuten-Radius verfügt St.Gallen über ein grosses Einzugsgebiet. In diesem Gebiet leben dreimal so viele Leute wie in der Stadt selbst.

Die Entwicklung St.Gallens stagniert. Das Städtische wird tendenziell weniger (Besucherzahlen, öffentliches Leben in den Aussenräumen und Parkplätze). Im Bereich Nachfrage macht die Einwohnerschaft einen gewichtigen Anteil aus. Internet- und Auslandshopping wachsen rasant und sind nur sehr schwer zu beeinflussen. Der Anteil an Touristen und regionalen Gästen ist noch zu unbedeutend. Diese Auswärtigen jedoch geben pro Besuch deutlich mehr aus als die Einheimischen.

Geschätzte Fussgängerzone mit gefährlicher Pflästerung

Passanten-Interviews, die im vergangenen November durchgeführt worden sind, haben unter anderem gezeigt, dass die Fussgängerzone zwar geschätzt, aber die Pflästerung unterschiedlich beurteilt wird. Die einen finden sie schön, die anderen gefährlich.

Bedauert wird die Schliessung kleiner Läden zu Gunsten grosser Ketten, und vermisst wird ein Baumarkt in der Innenstadt. Gewünscht werden mehr oberirdische Parkplätze in der Nähe der Geschäfte. Grosseinkäufe werden lieber in Shoppingcentern als in der Innenstadt getätigt.

Das Gastroangebot überzeugt nur bedingt, und Fast-Food-Anbieter werden als zu dominant empfunden. Bei den Events in der Innenstadt sind die Meinungen geteilt; die einen sehen darin eine Belebung, die anderen eine Ruhestörung, vor allem nachts. Die Ausgehmöglichkeiten in der St.Galler City werden als bescheiden taxiert. Deshalb gehen viele der Befragten zum Feiern ins nahe Ausland. Gewünscht sind in der Innenstadt Treffpunkte und Plätze mit Sitzgelegenheiten und ohne Konsumationszwang.

City-Manager soll Events koordinieren und neue kreieren

Und wie soll es nun weiter gehen bei der Verwirklichung eines besseren Zukunftsbildes für die Stadt? Dafür sind zehn Massnahmenfelder definiert worden, die nun von den Forumsteilnehmenden in Gruppenarbeiten mit Inhalten gefüllt werden sollen.

Dabei geht es um die Einsetzung eines City-Managers, der vor allem Events in der Innenstadt koordinieren und neue kreieren soll. Weitere Massnahmenfelder sind: Digitale Vernetzung, die Nutzung und Gestaltung des Aussenraums, die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten, die Verbesserung der Parkierungssituation, der Kommunikation und der Signaletik. Ebenso dazu gehören die Förderung der Smart Mobility, der Ausbau touristischer Angebote und die Ermöglichung von Zwischennutzungen vorübergehend leerstehender Räumlicheiten.

Das Projekt «Zukunft St.Galler Innenstadt» kommt mit der Arbeit an den Massnahmenfeldern nun in die heisse Phase, und wenn man den Ideen von Stadtpräsident Thomas Scheitlin folgen will, kann es sogar futuristisch werden. Im Bereich Smart Mobility etwa schweben ihm ferngesteuerte Busse in der St.Galler Innenstadt vor und Roboter, die den Leuten die Einkäufe nach Hause tragen.