Die Wiedergeburt der Skiba Shapiro

Vanessa Engensperger fand als Skiba Shapiro lange Zeit Zuflucht in der Musik. Doch dann schlitterte sie in eine Krise – und zog sich mehr als zwei Jahre lang komplett zurück. Nun veröffentlicht sie ihre Platte Zueflucht, die einen Neubeginn markiert.
Von  David Gadze
Im Estrich oberhalb ihrer Wohnung hat sich Skiba Shapiro einen Proberaum eingerichtet. (Bild: David Gadze)

Mit musikalischen Wiedergeburten kennt sich Vanessa Engesperger aus. Nachdem sich das Duo Hopes & Venom, wo sie sang und Gitarre spielte, 2018 aufgelöst hatte, begann sie unter dem Namen Skiba Shapiro als Solokünstlerin Musik zu machen. Das Post-Rock-Metal-Shoegaze-Gemisch von Hopes & Venom wich einem experimentelleren Sound. Ihre Musik brachte sie 2019 ans Openair St. Gallen und fand weitherum ein positives Echo.

Damals hatte sie fertig geschriebene Songs für ein Album, sie musste sie nur noch aufnehmen und veröffentlichen. Doch dann stiegen die beiden Tänzerinnen, die sie bei ihren Liveauftritten begleiteten, aus. Ausserdem beendeten sie und ihr damaliger Freund Elio Ricca ihre Beziehung. In der Boutique in der St. Galler Altstadt, in der sie arbeitete, herrschte ein unangenehmes Arbeitsklima, und dann beging auch noch ein Mitarbeiter aus einer anderen Filiale Selbstmord. All das nahm sie sehr mit – und obendrauf kam Anfang 2020 die Coronapandemie. «Ich hatte keine Inspiration und keine Energie mehr», erzählt sie.

Sphärisch und trotzdem dicht

Engensperger zog sich zurück und machte eine Therapie. «Mein Ziel war, wieder Spass am Musikschaffen zu bekommen.» Doch erst als Elio Ricca sie im vergangenen Jahr fragte, ob sie im Oktober an der Plattentaufe seiner gleichnamigen Band im Palace im Vorprogramm auftreten wolle, fing sie an, neue Musik zu schreiben. Im August und September produzierte sie ganz allein neun neue Tracks und nahm sie zu Hause auf – in bester Do-it-yourself-Manier.


Zueflucht
ist ein starkes Werk. Es zeigt eine Künstlerin, die sich selbst wieder gefunden und gewissermassen neu erfunden hat. Die Musik klingt sehr sphärisch, ist aber trotzdem dicht. Skiba Shapiro vereint darauf elektronische und nahöstliche Klänge zu einer einzigartigen Mischung, der ihre vielschichtige Stimme eine besondere Note gibt.

Neu singt sie auf Schweizerdeutsch. Auch das ist eine Folge der Reflexion über ihr eigenes Musikschaffen während der Pause. «Ich habe realisiert, dass meine Musik gewinnt, wenn ich in meiner eigenen Sprache singe. Das macht sie authentischer.»

Skiba Shapiro: Zueflucht, ab 27. Oktober auf Vinyl sowie digital erhältlich.
Live: 27. Oktober, Palace St.Gallen (Plattentaufe)