Die Urgewalt der Stimme
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Castingshows wie «The Voice» vermitteln manchmal den Eindruck, als könne man gar nicht anders singen als mit einer Soulstimme. Glücklicherweise, muss man der Diversität zuliebe sagen, ist das Fernsehen diesbezüglich aber nicht wirklich massgebend. Ein kurzer Rundgang durch die Kulturlandschaft jenseits der Hitparade zeigt, dass es durchaus anders geht. Die Stimme steht auch im Zentrum der Musik von Ciau, genau gesagt sogar deren zwei. Zum einen die facettenreiche Naturstimme der jungen Spanierin Ana Isabel Alfaro Alvarez, zum anderen die geübte Folkstimme des Altmeisters Tito Hector Plaza aus Peru.
Begleitet von Gitarre, Perkussion, Cello und Violine singen die Beiden Lieder aus Spanien und Südamerika zwischen alt und neu, bekannt und unbekannt, von Volksweisen bis Rock. Bei magischen Konzerten im Varieté Tivoli und in der Café Bar La Buena Onda führten Ciau durch die Musikgeschichte, mit treffsicherem Gespür für Perlen. Wunderschön beispielsweise Violeta Parra’s La jardinera begleitet von den hohen Klängen eines Tres, rockig dann Tito’s Interpretation von Santanas Oye como va, wobei die Violine den rhythmischen Hammondpart übernommen hat. Dazwischen gibts Sprüche wie «y ahora vamos a fumar un porro».
Ihre Urgewalt zeigt Ana bei Liedern wie Nos sobran los motivos von Joaquin Sabina. Das Publikum hängt ihr an den Lippen, «eine Wucht!» kommentiert ein Gast. Ihre Tiefe umgarnt von Tito’s Höhe, bewegt sich das Duett zwischen Kampf, gegenseitigem Anfeuern und Flirt, und bleibt so spannend bis zum Schluss. Nach dem hymnischen El tempano und dem traumhaften No soy de aqui, ni soy de alla von Chavela Vargas überraschen Ciau mit Frijolero der mexikanischen Rocker Molotov, messerscharf gerappt von der Spanierin, welche daraufhin das Konzert schliesst mit der erfrischenden und typisch mexikanischen Feststellung «chingado!».
Ciau sind: Tito – Gesang, Gitarre & Tres, Ana – Gesang, Joëlle – Backingvocals, Sebastian – Cello & Klavier, Sarah – Violine, Janis – Perkussion.
Am kommenden Freitag, 2. Mai, spielen sie um 21 Uhr im Perron Nord in St.Gallen.
Bild: Bojan Billy Ray Popovic
Holzschnitt: Nadine Wismer