Die unverzichtbaren Sommertipps – Teil 4

Marktleben wie im sonnigen Süden
Seit auf dem Landsgemeindeplatz in Trogen keine politischen Entscheide mehr gefällt werden, finden sich dort immer wieder Menschen ein, um zu musizieren, Theater zu spielen, ein Fest zu feiern, zu picknicken oder einfach um zu plaudern. Es ist ein historischer Ort: An der Einweihungszeremonie nach der Neugestaltung vor zwei Jahren soll es sogar einen zweiten Urknall gegeben haben.
Krämermarkt: 27. Juli, 31. August und 28. September, Landsgemeindeplatz Trogen
Diesen Sommer findet dort wieder jeweils am letzten Samstag im Monat ein Krämermarkt statt. Inspiriert von den südfranzösischen marchés nocturnes können dort Spezialitäten, Selbstgemachtes, Kunsthandwerk und allerlei Originelles erworben werden. Strassenkunst, Musik, Verpflegung, gemütliche Sitzgelegenheiten – alles da. Zwischen den Zellwegerpalästen und unter einem Sonnenschirm fühlt es sich an wie auf einem Markt irgendwo südlicher als Chiasso. Einmal mehr zeigt sich: Hierbleiben lohnt sich. (Andi Giger)

Die Postkarten-Sammlung «OK OK – Twin Postcards» von Alberto Vieceli erschien bei Everyedition Zürich. Ein Teil der Sammlung kann auf sourcetype.com eingesehen werden.
Einschusslöcher und Metzgerbeile in Vaduz
Fünf Revolverschüsse im Museum. Abgegeben von einem Polizisten im Auftrag der Kunst. Letzteres sorgte im Fürstentum Liechtenstein für mehr Echo als ersteres. Ein Ordnungshüter als Assistent für ein Kunstwerk – das irritierte. Dabei ging es genau darum: neue Ordnungen herstellen.
Barry Le Va – In a State of Flux: bis 29. September, Kunstmuseum Liechtenstein in Vaduz
Das Kunstmuseum Liechtenstein zeigt derzeit eine grosse Einzelausstellung von Barry Le Va (1941–2021). Der US-Amerikaner erneuerte die Kunst mit radikalen, neuen Ideen. Er arbeitete als Bildhauer, brach aber mit der geschlossenen Form. Beispielsweise bei Cleaved Wall: Zwölf Metzgerbeile sind mit Schwung nebeneinander in die Museumswand gehauen. Shots from the End of a Glass Line besteht aus den fünf Schüssen, abgegeben auf ein in der Wand steckendes Stahlrohr. Für die scatter pieces werden Stapel aus Glasscheiben mit dem Hammer zerschlagen.
Was nach Chaos und Gewalt klingt, ist wohlüberlegte Arbeit an der neuen Form. Das Kunstmuseum Liechtenstein zeigt viele Skizzen, Zeichnungen und Studien des Künstlers: Barry Le Va plante seine Arbeit genau. Er integrierte Veränderung und Instabilität und initiierte Prozesse, die bei jeder Ausstellung neu gestartet werden. Auch deshalb ist die Ausstellung «In a State of Flux» eine Reise wert: Sie zeigt ein Werk, das auch nach dem Tod des Künstlers hochaktuell und von vibrierender Dynamik ist. (Kristin Schmidt)
Nasenreise im Zeughaus Teufen
Die Sieben ist eine besondere Zahl. Raben, Geisslein, Todsünden – sie sind zu siebt. Aber auch in der Liebe lässt sich die Sieben finden. Das Zeughaus Teufen zählt: Hingabe, Lust, Verliebtheit, Eifersucht, Vertrauen, Trauer, Unschuld. In der aktuellen Ausstellung in Teufen geht Andreas Wilhelm diesen Essenzen der Liebe nach. Der Parfümeur hat sieben Düfte kreiert – für jedes Gefühl einen. In Teufen stehen sie im Mittelpunkt.
Andreas Wilhelm – «Liebe»: bis 6. Oktober, Zeughaus Teufen
Keine szenischen Bilder werden entworfen, keine Kunstinstallation wird drum herum gebaut. Die Gerüche haben den grossen Auftritt. Wilhelm vertraut ihnen aus Erfahrung. Der Zürcher arbeitet beim weltgrössten Hersteller von Aromen und Duftstoffen und erzählt Geschichten über die Nase. Aber er zeigt auch die profane Seite der Düfte: In einem vor Ort eingerichteten Labor lässt er sich über die Schulter schauen. Dabei wird manches Duftmysterium entzaubert, nichtsdestotrotz: Von der olfaktorischen Faszination lebt die gesamte Schau. Oder besser: die Nasenreise. (Kristin Schmidt)