, 15. Juli 2024
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Die unverzichtbaren Sommertipps – Teil 3

Bis zum Ende der Sommerferien präsentiert Saiten wöchentlich Kulturtipps aus der Region. Teil 3: Brückenwandern, Hilo Glow in Rapperswil-Jona und Anne Imhof im Kunsthaus Bregenz.

Sprechende Brücken erwandern

Nirgendwo gibt es noch so viele historische gedeckte Holzbrücken wie in der Schweiz, besonders in der Ostschweiz. Zwei davon – die Tobelbrücke in Hundwil und die Kubelbrücke an der St.Galler Stadtgrenze – hat Baumeister Hans Ulrich Grubenmann im späten 18. Jahrhundert gebaut, also zu Zeiten, als es noch keine statischen Berechnungen gab. Und in beiden gedeckten Grubenmann-Brücken sind auf den Balken Inschriften angebracht – man nennt sie deshalb «sprechende Brücken».

Insgesamt gibt es noch an die 20 historische Brücken in den beiden Appenzell und im Kanton St. Gallen. Sie sind unterschiedlich konstruiert. Die einen stehen auf sogenannten Sprengwerken unter der Brücke: Schräggestellte, in den Uferfundamenten verankerte Balken tragen die Fahrbahn. Das funktioniert aber nur an Orten, wo zwischen Brücke und Fluss genug Platz ist. Als Alternative wurden «Hängewerke» gebaut. Dabei steht das Sprengwerk über der Brückenfahrbahn. Noch raffinierter sind Konstruktionen, mit denen Grubenmann berühmt geworden ist. Sie bestehen aus ineinander verzahnten Balken, die einen tragenden Bogen über der Brücke bilden. Das Grubenmann-Museum im Zeughaus Teufen zeigt solche Konstruktionen und Modelle. Und draussen in der Natur gibt es zahlreiche Beispiele, die sich wunderbar mit einer Wandertour verbinden lassen. (René Hornung)

Brücken über die Urnäsch von Hans Ulrich Grubenmann:

  • Tobelbrücke, Hundwil (1778)
  • Kubelbrücke, an der St.Galler Stadtgrenze (1780)

 

Brücken über die Sitter:

  • Mettlenbrücke, Appenzell (1766)
  • Lankbrücke, Appenzell/Gonten (1480)
  • Zungbachbrücke oder obere Lankbrücke (1750)
  • Zweibruggen (kleine und grosse Hüslibrugg, 1787) unter der Ganggelibrugg St. Gallen/Stein
  • Spiseggbrücke, Gaiserwald/St. Gallen (1779)
  • Wannenbrücke, Wittenbach/Waldkirch (1800)

 

Brücken über die Goldach:

  • Achmülibrücke, Rehetobel/Speicher (1671)
  • Oberachbrücke, Rehetobel/Speicher (1739)

 

Weitere gedeckte Holzbrücken in der Region:

  • Schwänbergbrücke im Wissbachtobel, Herisau/Flawil (1615)
  • Aachsägebrücke, Neckertal (1749)
  • Neckerbrücke Brunnadern (1784)
  • Neckerbrücke, Anzenwil/Bürschwil-Ganterschwil (1863) die grösste

 

Brücke im speziellen Town’schen Bausystem in der Schweiz

  • Thurbrücke, Lütisburg (1789), eine der längsten noch existierenden Holzbrücken
  • Weissthurbrücke, Nesslau/Stein (1690)
  • Zwislerbachbrücke, Hemberg (1802)

 

Rosarote Auseinandersetzung in Rapperswil-Jona

Die «Financial Times» und «La Gazzetta dello Sport» werden auf rosafarbenem Papier gedruckt. Die Heimtrikots von Inter Miami und dessen Stürmer Lionel Messi sind rosa und in Ausnüchterungszellen soll Rosa als Aggressionshemmer dienen. Rosa ist also mitnichten das Gegenstück zu Babyblau. Auch nicht bei Karin Schwarzbek. Die Künstlerin hat im Kunstzeughaus Rapperswil ein Fenstergitter rosa gestrichen, eine rosafarbene Slackline gespannt und kombiniert schwarze Sicherheitsgurte mit Gewichtsmanschetten in Rosa.

Und alles kommt ohne rosarote Brille daher: Die Zürcherin mit Thurgauer Wurzeln beschäftigt sich intensiv und kritisch mit heutigen Ansprüchen an Körper und mit deren Manipulation durch Sport, Kleidung oder andere Utensilien. Sie verarbeitet Sicherheitswesten, Regencapes oder Badeanzüge in ihrer Kunst. Die Materialien werden gedehnt und neu zusammengenäht, versperren den Weg oder spreizen sich in den Raum. Sie werden mit Malerei kombiniert oder selbst in ein Bild verwandelt – Schwarzbek kombiniert die Auseinandersetzung mit der Kunst und dem Körper zu einem stimmigen Ganzen. (Kristin Schmidt)

Karin Schwarzbek – «Hilo Glow»: bis 4. August, Kunstzeughaus Rapperswil-Jona
kunstzeughaus.ch

 

Heavy Metal im Kunsthaus

Das Kunsthaus Bregenz machts möglich. Seinetwegen kommt eine Künstlerin wie Anne Imhof, die sonst in Häusern wie dem Palais de Tokyo in Paris, der Tate Modern in London oder dem Stedelijk Museum in Amsterdam ausstellt, in die Vorarlberger Kleinstadt. Das Renommée des Bregenzer Hauses ist eng verbunden mit der besonderen Architektur Zumthors und genau hier setzt Anne Imhof an: Die offenen, fliessenden Strukturen im Gebäude werden mit Crowd control barriers unterbrochen. In einer Etage ist die Deckenkonstruktion abgehängt und die Technik freigelegt. Das sonst alle Stockwerke durchflutende Naturlicht bleibt draussen, stattdessen sind die Säle in Alarmrot oder grelles Weiss getaucht. Heavy Metal, Doom Metal oder Punk hämmert durchs Haus.

So ist Anne Imhof bekannt geworden: cool, hart, deutlich. Aber sie kann auch anders: Zum ersten Mal sind von Anne Imhof frühe Videos öffentlich ausgestellt. Sie zeigen die Künstlerin und ihre Mitstreiterinnen und Weggefährten in fragilen und intimen Momenten. Sie halten Performances fest, die auch mal ins Peinliche kippen dürfen. Sie sind geprägt vom fluiden Spiel mit unterschiedlichen Rollen und setzen sich gerade in ihrer Verletzlichkeit gegen die martialischen räumlichen Inszenierungen mühelos durch. (Kristin Schmidt)

Anne Imhof – «Whish You Were Gay»: bis 22. September, Kunsthaus Bregenz
kunsthaus-bregenz.at

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